Boxberg. Wenn goldene Blechbläser zwischen smaragdgrünen Blazern aufblitzen, kann es sich nur um einen handeln: Den Musikverein Umpfertal. Beim Jahreskonzert am Samstagabend servierten Jugendkapelle, Miniband und das Große Blasorchester in der ausverkauften Umpfertalhalle eine breite Auswahl an musikalischen Leckerbissen - von Filmmusik über Rockklassiker bis hin zum fast halbstündigen Highlight des Abends „70 Jahre Grundgesetz“.
Mit dem verspielten „The Muppet Show Theme“ eröffnete die Jugendkapelle den Abend in schwungvoller Weise, die das Publikum „in Kindheitserinnerungen zurückversetzte“, so der stellvertretende Vorsitzende Frank Kohler in seiner anschließenden Begrüßung.
Tanzstimmung erfüllte den voll besetzten Saal, als in „Pur in Concert“ Gute-Laune-Lieder der bekannten schwäbischen Band angespielt wurden. Nicht nur ein Erlebnis für die Ohren, sondern auch für die Augen: Eine humorvolle Diashow der jungen Musiker setzte den Ausflug zu Indianern und Prinzessinnen gebührend in Szene.
Nach den begrüßenden Worten der beiden Dirigenten Lisa Mackert und Dominik Wachter fanden sich die über 700 Zuhörer zwischen Regenwald und Tempelbauten wieder: „Aztec Fire“ vertonte den kraftvollen Geist der Hochkultur und begeisterte mit seinem rhythmischen Feuer.
Die akustischen aztekischen Tempel schienen sich in ein Zirkuszelt zu verwandeln, als die Jugendkapelle „Highlights from the Greatest Showman“ anspielte. Dirigentin Mackert wies zuvor auf die beiden wichtigsten Botschaften des Musicalfilms hin: Menschen nicht vorschnell zu verurteilen und an seine Träume zu glauben „egal, wie stark auch der Widerstand ist“. Mal energisch und bestimmt, mal emotional und berührend vertonten die knapp 30 Jugendlichen diese Grundsätze.
Doch sollte die „Greatest Show“ des Musikvereins Umpfertal in diesem Jahr noch nicht vorbei sein. So eroberten 32 in Umhänge gekleidete Gestalten die Bühne. Nach dem feierlichen „Welcome to the World“ hieß Dirigent Yannis Höpfl mit Unterstützung von Luna Kaufmann das Publikum willkommen. „Wir freuen uns zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln“, so Höpfl. Schließlich fände im Musikverein Umpfertal jeder zu seinem passenden Instrument, wie die Dirigenten mit ihrem sprechenden Hut in Anlehnung an Harry Potter offenbarten. So verzauberten die jungen Musiker mit den magischen Melodien aus „Hedwig’s Theme“ das Publikum. Im Anschluss folgte das Lieblingslied der Kinder, das in den Proben strahlende Gesichter und Jubelrufe hervorrufe, wie Kaufmann erfreut erzählte. So meisterten sie die „Houseparty“ souverän und „straight-forward“.
Ein scheinbar nicht enden wollender Strom an Musikern nahm die Bühne ein – rund 75 Posaunisten, Saxofonisten, Flötisten und Co. sowie Dirigent Volker Metzger bildeten das Große Blasorchester. Feurige Rhythmen und rasante Läufe beeindruckten die Zuhörer. „El Camino Real“, zu Deutsch „Der königliche Weg“ führte geradewegs in ein leidenschaftliches musikalisches Abenteuer. Bei flamencohaften Klängen brillierten die Musiker mit Fingerfertigkeit und Taktgefühl. Damit ebnete der „Camino Real“ den Weg für das majestätische Highlight des Abends, „70 Jahre Grundgesetz“, komponiert von Guido Rennert.
Zuvor stimmte Boxbergs Bürgermeisterin Heidrun Beck thematisch auf das „klingende Geschichtsbuch“ ein, das die „vielseitigen Facetten unserer Geschichte und unseres Zusammenlebens“ vertonte. Beck erinnerte auch an die Verantwortung, die mit dem Grundgesetz einhergehe, und appellierte daran, sich dieser bewusst zu werden und die Leitlinien mit Leben zu füllen.
Zarter Gesang aus dem Off eröffnete den Prolog der sinfonischen Dichtung. Nach den ersten, schüchternen Takten stellte das Orchester das Grundgesetzmotiv vor, das im Laufe des Werkes immer wieder aufgegriffen werden sollte. Bewegte, inspirierende Melodien wurden von einem Moment der Stille abgelöst. Unheilvolle Klänge kündeten von der Stunde Null, und Kathleen Metzgers wehklagender Gesang trauerte um zerstörte Städte und geraubte Leben.
Ein harmonischer Hoffnungsschimmer erhellte jedoch den Saal: Die Entstehung des Grundgesetzes und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Der produktive Rhythmus schien den Zuschauer motivieren und daran erinnern zu wollen, welch demokratische Errungenschaft doch erreicht worden war. Wirtschaftliche und sportliche Erfolge wurden mit schaffenden, triumphierenden Klängen gebührend gefeiert. Bei allerlei pompösen Tönen gerieten die Schattenseiten der deutschen Geschichte jedoch nicht in Vergessenheit. Glockenschläge gedachten der Opfer des NS-Regimes. Ein kunterbunter Ritt durch deutsche Kunst und Kultur folgte und mündete in einer feierlichen Preisung der deutschen Einheit und des europäischen Gemeinschaftsgefühls. Im Finale trat schließlich Solistin Kathleen Metzger ins Rampenlicht, und die Reise durch die deutsche Geschichte fand natürlich über das Grundgesetzmotiv ein gebührendes Ende, was mit Standing Ovations belohnt wurde.
Im Anschluss lockerte ein Medley von Udo Jürgens’ bekanntesten Liedern, „Das Beste“, ebenfalls arrangiert von Guido Rennert, die getragen feierliche Stimmung auf. Von Klassikern wie „Siebzehn Jahr, Blondes Haar“ bis hin zu „Aber bitte mit Sahne“ – mit beschwingten und wohlbekannten Takten breitete sich gute Laune im Saal aus. Dazu rückten zahlreiche Solisten verschiedenster Instrumente ins Scheinwerferlicht und beeindruckten mit Souveränität und Courage. Selbstverständlich durfte auch die Zugabe im Bademantel nicht fehlen - als stünde Udo Jürgens selbst auf der Bühne.
Im Anschluss lobte Valentin Kimmelmann, Vizepräsident des Blasmusikverbandes Tauber-Odenwald-Bauland die Jugendarbeit der Umpfertäler. „Wir sehen heute, was man alles auf die Beine stellen kann.“ Auch das Engagement langjähriger Musiker wurde gewürdigt. So ehrte Kimmelmann Andreas Wachter für 40 Jahre aktives Musizieren sowie Nadja Hofmann, Svenja Rappold und Christian Morgenbrodt für je 25 Jahre.
Mit „Queen Greatest Hits“ zog das Orchester auch seine rockigen Saiten auf und stellte damit seine Vielseitigkeit unter Beweis. In Lederjacken und Sonnenbrillen trugen auch die Mitglieder der Miniband sowie der Jugendkapelle zum Flair der 70er und 80er Jahre bei. Der beschwingte Marsch „Under the Double Eagle“ begeisterte das Publikum mit prominentem Blech und verspielter Melodie.
Landrat Christoph Schauder betonte zum Schluss, dass der Musikverein besonders durch seine Jugendarbeit hervorsteche, bevor Kohler Miniband und Jugendkapelle zum großen Finale auf die Bühne einlud. Die beeindruckende Fülle an Musikern und Instrumenten stimmte die Tauberfrankenhymne an, wobei das Publikum „im Umpfergrund“ gesanglich unterstützte „voll Stolz und Harmonie“.
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