Boxberg. Bilderbücher liegen locker auf dem Tisch verteilt zwischen Stabfiguren, Karten, Holzrahmen, einem bunten Schuhkarton, aus dem weitere Bilder herausquellen, Masken und vielem mehr. Einzig der Ordner, über dem Susanna Hocher und Nicole Tecklenburg ihre Köpfe zusammenstecken, sowie die fehlenden Bastelutensilien lassen vermuten, dass es sich nicht um einen Basteltreff handelt. Es geht vielmehr um die Planung des dritten Bilderbuch-Slams, einer Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung Odenwald-Tauber im Rahmen der Familienbildung, die in Hochers Zuständigkeitsbereich fällt. Termin ist am Sonntag, 19. Oktober, um 16 Uhr im Naturerlebnishaus Boxberg.
Nach den beiden erfolgreichen Events im Naturerlebnishaus der „Lazy Bones“, die beim Bilderbuch-Slam auch für die Bewirtung sorgen, setzt das Team wiederum auf die bewährte Kooperation mit jenen sowie der Mediothek Boxberg.
Wer sich nun einen gemütlichen Vorlesenachmittag mit grandioser Aussicht über das Umpfertal vorstellt, geht fehl. „Das Bühnenbild entsteht beim Erzählen“, erklärt Kulturpädagogin Hocher, die ehemals beim Evangelischen Literaturportal beschäftigt war. Von daher bestehe eine große Affinität zur Literatur, die sie Kindern und Erwachsenen gleichermaßen zugänglich machen wolle.
Die Frage „Was kann man Familien anbieten?“ sei der Hintergedanke der Veranstaltungsreihe gewesen. Neugierig geworden durch die kreative Methode der Bilderbuchvorstellung, die von einer Diplombibliothekarin entwickelt wurde, habe sie eine Fortbildung zur Vermittlung von Jugendbüchern besucht, wo gemäß dem englischen Wort „slam“ für zuknallen, dem Publikum der Inhalt mit Geschwindigkeit, Spannung und Effekten in einem fest begrenzten Zeitrahmen „hingeknallt“ werde. Freilich dürfe eine Interaktion mit diesem nicht fehlen.
Vielfältiges Team sorgt für vielfältige Präsentation
Die Idee war geboren. Zur Umsetzung indessen habe sich ein bilderbuchbegeistertes Team gefunden, dem Christine Kutirov, Nicole Tecklenburg, Louise Putz, Mediothek-Leiterin Ilona Wild sowie Katharina Zweig angehören. So vielfältig das Team, so vielfältig sei die Präsentation, erinnert sich Tecklenburg, als Buchhändlerin ebenfalls prädestiniert für dieses Projekt an die vorherigen Slams. „Eine kann gut schauspielern, eine andere hat eine großartige Vorlesestimme und kann die Kinder damit fesseln.“ Hocher ergänzt: „Wir machen das sehr anschaulich und lassen unsere verschiedenen Talente einfließen.“
Und endlich kommt Licht ins Dunkel beziehungsweise in die bunte Vielfalt des Tecklenburg’schen Küchentischs: Im Holzrahmen werde das Bilderbuch als Schattenspiel präsentiert, aus dem Schuhkarton flössen peu à peu Bilder heraus und die Geschichte entstehe, erklären die Verantwortlichen. Mit den Stabfiguren werde die Handlung schauspielerisch dargestellt, im Sandkasten oder auf der Erzählschiene komme ein Element nach dem andern hinzu und die Handlung wachse. Stopp, nicht ganz! Die Spannung werde aufrechterhalten, die Bilderbücher nicht vollständig vorgelesen. „Wir enden mit einem Cliffhanger.“ Das Publikum wolle erfahren, wie die Geschichte weitergehe. Daher würden nach ihren Erfahrungswerten die Bilderbücher, die in den Bestand der Mediothek aufgenommen worden seien, gern ausgeliehen.
Das Konzept geht nach Aussage der beiden Frauen auf. Die Abwechslung der Darstellung sei ein entscheidender Faktor, der zur Aufmerksamkeit der kleinen Zuhörer beitrage. Darüber hinaus seien diese wichtig, denn sie fungieren als Jury. Mittels Kieselsteinchen, weil des Lesens noch nicht kundig, votierten sie für ihr Lieblingsbuch. Das Siegerbuch werde zur Abrundung des Nachmittags zu Ende gelesen. „Wir wollen den Inhalt so vorstellen, dass ihn alle gleich verstehen und das Interesse wecken, um es zuhause erneut zu lesen.“ So wandere die Familienzeit im Naturerlebnishaus weiter aufs heimische Sofa.
Vorstellungen dauern drei Minuten
Unterschiedlich seien auch die Bücher selbst hinsichtlich Farbgestaltung, Illustrationsstil oder Thematik. Bewusst suche man nach Nischenprodukten, nach Bilderbüchern, die nicht unbedingt Mainstream und nicht älter als drei Jahre seien. Zweierteams stellten je zwei Bücher in ziemlich genau drei Minuten vor, wobei der Ton der Klangschale stets den Beginn einer neuen Präsentation markiere. „Wir bleiben strikt am Text und denken uns nichts aus“, erklärt Nicole Tecklenburg.
Für das diesjährige Motto „Achtsam miteinander“ habe man Bilderbücher ausgewählt, die von Solidarität, Respekt, Freundschaft, Demokratie und vielem mehr handelten und was dies konkret für den Alltag der Kinder mit ihren Familien und Freunden bedeute. Die Aktualität sei wichtig, die Bücher sollten der Lebenswirklichkeit entsprechen, betonen Hocher und Tecklenburg. Dies erhöhe die Identifikation, die Kinder gingen leichter auf Erfahrungsreise. Im Übrigen seien Bilderbücher auch etwas für Erwachsene, bekräftigt Susanna Hocher.
Wert lege das Team sowohl auf die eigene kreative Gestaltung als auch auf eine musikalische. „Livemusik bringt mehr Wertigkeit als Musik vom Band.“ Es wird deutlich, dass die Organisatorinnen einen hohen Anspruch an sich selbst stellen. Kein Wunder, dass dem Bilderbuch-Slam eine detaillierte Planung vorausgeht. Dennoch mache es viel Freude, betonen die Verantwortlichen. Und diese Freude ist beim Treffen deutlich spürbar, macht Lust auf Abenteuer und abwechslungsreiche Darstellungen in schönem Ambiente. Sicherlich ein wertvoller, freudebringender Genuss für Jung und Alt, der Bilderbuch-Slam zu „Achtsam miteinander.“ Anmeldung ist unter www.eeb-od-tauber.de möglich.
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