Kommunalwahlen im Juni

Boxberg: Im Gemeinderat steht ein großer Umbruch an

Jünger, weiblicher und noch ohne Erfahrung im Gemeinderat – so wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das neue Gremium aussehen, das die Boxberger im Rahmen der Kommunalwahlen am 9. Juni wählen.

Von 
Simon Retzbach
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Wahlunterlagen für die Kommunalwahl in Baden-Württemberg in Baden-Württemberg 2019. In Gemeinderat Boxberg wird sich personell einiges ändern. © dpa

Boxberg. Wie sieht denn der aktuelle Stand bezüglich der Wahl im Juni aus? Wer tritt wieder an und wer wird aus dem Gemeinderat ausscheiden? Die Fränkischen Nachrichten haben sich hierzu bei Rainer Weckesser (Listenführer der Freien Wähler) und Ferdinand Eck (Freie Bürgerliste, FBL) erkundigt.

Erfahrene Räte gehen

Bei den Freien Wählern treten wieder an: Rainer Weckesser (seit 1999 im Gemeinderat), René König, Thorsten Roth, Patrick Sohns und Martin Wild

Nicht mehr zur Wahl treten an: Roland Throm, Alwin Deißler, Peter Löffler (alle seit 1999 im Rat), Ralph Mohr, Gerhard Böres (beide seit 2004), Jörg Hoßfeld, Frank Wagenblast, Martin Sbergo, Roland Weckesser

Von der FBL treten wieder an: Ferdinand Eck (seit 1999), Steffen Adelmann, Matthias Pers und Volker Weber

Es hören auf: Torsten Belz, Jürgen Welz, Hansjörg Geldenbott, Roland Stang, Stefan Wilhelmi

Was auf jeden Fall klar ist: Der Gemeinderat wird ab Juni 2024 deutlich kleiner. Durch die Abschaffung der unechten Teilortswahl in Boxberg sind nur noch 18 Plätze zu besetzen, seit 2019 waren es 24 Gemeinderäte, wovon allerdings einer verstarb. Dieser Sitz konnte nicht nachbesetzt werden, sodass zuletzt 23 Räte zusammen mit Bürgermeisterin Heidrun Beck über die Geschicke der Stadt Boxberg zu entscheiden hatten.

Da sich die Verantwortlichen gegen eine Einheitsliste entschieden haben, wird es wieder zwei Listen zur Wahl geben. Man wolle den Bürgern eine „echte Wahl“ in Form unterschiedlicher Listen ermöglichen, erklärt Ferdinand Eck.

Altersgründe als Grund aufzuhören

Die Freien Wähler haben bisher 17 von 18 Plätzen ihrer Liste mit Kandidaten gefüllt. „Das war mehr oder weniger ein Selbstläufer, das hat mich überrascht“, schildert Listenführer Rainer Weckesser den Ablauf. Natürlich habe es auch viele Absagen gegeben, aber letztlich gestaltete sich die Kandidatensuche nicht allzu schwer.

Von den bisherigen 14 Gemeinderäten werden nur fünf wieder zur Wahl stehen (siehe Infokasten). „Da gab es kein böses Blut. Es war einfach so, dass schon bei der letzten Wahl viele gesagt haben, sie machen nur noch eine Periode. Und jetzt ist eben aus Altersgründen die Zeit zum Aufhören gekommen“, nennt Weckesser zur Begründung.

Doch auch die Corona-Zeit hat ihren „Tribut gefordert“, wie der Listenführer es formuliert. Die fehlende Geselligkeit außerhalb der Sitzungen habe zu teils angespannter Stimmung geführt. „Das soll wieder besser werden“, wünscht er sich.

Eine Ära könnte enden

Mit den neuen Kandidaten könnte die Ära des rein männlichen Gemeinderats in Boxberg ein Ende finden, die sogar schon für überregional kritische Berichterstattung durch die Stuttgarter Nachrichten oder die linke Wochenzeitung „kontext“ geführt hatte. Von „Diskriminierung, Mobbing und Frust“ war da die Rede, Boxberg wurde gar als „hinterwäldlerisch“ und unterschwellig frauenfeindlich dargestellt.

Da liegt die Frage nahe: Wird es dieses Mal anders? „Wir haben sieben Frauen auf der Liste. Durch gezielte Ansprache und eine sehr gute Infoveranstaltung zur Kommunalpolitik gab es da einen klaren Impuls“, erzählt Weckesser. Mit gut 40 Prozent Frauenanteil auf der Liste stehen die Chancen also gut, dass Bürgermeisterin Beck bei der Begrüßung zu den Gemeinderatssitzungen künftig die „Damen und Herren Gemeinderäte“ ansprechen kann.

"Erfreuliche Entwicklung" beim Frauenanteil

Auch bei der FBL, die von Schweigerns Ortsvorsteher Ferdinand Eck koordiniert wird, findet sich unter bislang neun Kandidaten eine Frau. „Sehr erfreulich“ findet Eck die Entwicklung bezüglich weiblicher Kandidaten. Er sehe das Gremium als Ganzes, die Listentrennung existiere nur formal und nach der Wahl gebe es keine Gräben im Rat. Über insgesamt neun Frauen auf den Listen ist er hörbar zufrieden und hofft auf weibliche Räte.

Von den bisher zehn FBL-Räten werden lediglich vier zur Wahl am 9. Juni antreten. Der Rest wird aus Alters- oder Berufsgründen aus dem Gremium ausscheiden. „Das wird ein Umbruch im Gemeinderat und der Altersschnitt wird deutlich nach unten gehen“, prognostiziert Eck.

Auch junge Kandidaten treten an

Denn tatsächlich finden sich nicht nur mehr Frauen auf den Listen, auch mehrere junge Einwohner treten zur Wahl an. Zwei Kandidaten der Freien Wähler sind unter 30, zwei Mitte Dreißig und sechs Kandidaten Mitte 40 – je nach Wahlentscheidung der Boxberger dürfte die Prognose von Ferdinand Eck wohl in Erfüllung gehen. Die überregionale Berichterstattung mit kritischen Tönen sehen sowohl Weckesser als auch Eck gelassen, diese sei „nicht entscheidend“ gewesen.

Was wollen sie inhaltlich in den kommenden fünf Jahren bewegen? Was sind die wichtigsten Themen? Die Freien Wähler wollen einen Schwerpunkt auf die Wohninfrastruktur wie Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten sowie die Erschließung von Wohngebieten legen. Industrie- und Gewerbeansiedlung sowie die Verbesserung der Mobilität in Boxberg stehen ebenfalls auf der Agenda.

Ferdinand Eck sieht insbesondere die Schulen, Kindergärten und die Feuerwehr als wichtige Betätigungsfelder der kommenden Jahre, in denen hier auch große Investitionen anstehen. Hierzu will er sowohl als Gemeinderat („Ich bin noch fit, ich mach noch ne Runde“) als auch in seiner Funktion als Ortsvorsteher von Schweigern beitragen. „Ich möchte noch was bewegen und mache auch als Ortsvorsteher weiter, wenn ich gewählt werde“, kündigt er an.

Aufseiten der FBL sind noch Plätze auf der Kandidatenliste frei. Wer kandidieren möchte, kann sich bei Ferdinand Eck melden. Wer aus dem Gemeinderat ausscheidet und wer wieder antritt, sehen Sie im Infokasten.

Redaktion

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