Ahorn. Es ist ein großer Wunsch in der Bevölkerung. Eine Unterschriftenaktion mit rund 700 Unterzeichnern dokumentiert dies eindrucksvoll. "Wir wollen die Wiederteilnahme Eubigheims am Zugverkehr erreichen", meinte Eubigheims Ortsvorsteher Roland Englert damals bei der Übergabe der Unterschriften an Verkehrsminister Winfried Hermann.
Ein Halt von Regional-Express-Zügen (RE-Züge) kristallisierte sich bei der Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" als wichtige infrastrukturelle Komponente für Eubigheim heraus. Aber daraus wird wohl nichts. Das Schreiben aus Stuttgart, das nun Bürgermeister Elmar Haas und Ortsvorsteher Roland Englert auf den Tisch flatterte, stellt Eubigheim eindeutig aufs Abstellgleis. So wird es wohl weiter heißen: "Abgemeldet, abgeschrieben, abgekoppelt".
Aufwand nicht vertretbar
"Nach bisheriger Kenntnis ist mit vertretbarem finanziellem Aufwand aber allenfalls ein einziger zusätzlicher Halt realisierbar", lässt Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl in seinem Scheiben verlautbaren. Weiter meint der Amtschef des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur: "Das Land und der Landkreis favorisieren dafür den Halt an der Station Wölchingen, die das Unterzentrum Boxberg anbindet."
Bisher durchgeführte Studien hätten ergeben, dass unter der Prämisse der Beibehaltung der Anschlüsse Osterburken, Lauda und Würzburg nur ein weiterer Halt zwischen Osterburken und Lauda mit vertretbaren Infrastrukturmaßnahmen umsetzbar sei, begründete Dr. Uwe Lahl in seinem Schreiben. Deshalb prüfe der Main-Tauber-Kreis derzeit mit Unterstützung der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), welche "konkreten Maßnahmen hierfür noch getroffen werden müssen und welcher finanzielle Betrag seitens des Landkreises damit verbunden" ist. "Sollte der Landkreis diese Maßnahme umsetzen, wird der RE einen zusätzlichen Halt bekommen", stellt der Ministerialdirektor in seinem Schreiben fest. Eine klare Absage also an Eubigheim.
Enttäuschung in Eubigheim
Für Bürgermeister Elmar Haas und Ortsvorsteher Roland Englert ein enttäuschender Bescheid und auch nicht nachvollziehbar. Vor allem das gegeneinander Ausspielen von Kommunen von Seiten des Landes, also entweder Boxberg oder Eubigheim, ärgert den Rathauschef: "Beide Kommunen haben berechtigte Gründe, an den Schienenverkehr angebunden zu werden." Beide Standorte stünden seiner Meinung nach nicht in Konkurrenz, weil sie unterschiedliche Regionen bedienen würden. Der Eubigheimer Bahnhof hatte früher einen großen Zuspruch aus dem Erftal, während in Boxberg eher die Bevölkerung aus dem Umpfertal in Wölchingen oder Schweigern zustieg. Zudem führten Englert und Haas an, dass die Parkplatzsituation in Eubigheim wesentlich besser sei als in Wölchingen, keine großen Maßnahmen an den Bahnsteigen vorgenommen werden müssten und eine sinnvolle weitere Taktung mit Bussen an beiden Standorten notwendig sei.
Deshalb hatten Bürgermeister und Ortsvorsteher zumindest gehofft, dass eine alternierende Haltepolitik, also abwechselnd in Eubigheim und Schweigern, möglich wäre. Aber zu dieser Variante kam nun ein entschiedenes Nein aus Stuttgart. "Einer alternierenden Haltepolitik im Zweistundentakt im Sinne einer Kompromisslösung kann das Land nicht zustimmen", so Dr. Uwe Lahl in seinem Schreiben. Das Angebot wäre an beiden Halten jeweils zu gering, um von Pendlern und Gelegenheitsfahrern akzeptiert zu werden, führt der Amtschef weiter aus.
Ein solcher zusätzlicher Halt biete sich insbesondere auch als P+R Station für den ländlichen Raum an. "Auch hierfür wäre eine alternierende Haltepolitik kontraproduktiv, da für Pendler dann de facto nur ein zweistündiges Angebot zur Verfügung stünde", stellte der Ministerialdirektor fest.
Auch erachtet Dr. Uwe Lahl die Potenziale für eine vom Landkreis geforderte zusätzliche Regionalbahn zur Anbindung aller Zwischenhalte zwischen Osterburken und Lauda, unter anderem als Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar oder der Regionalbahn Lauda-Würzburg als zu gering. Eine zusätzliche Regionalbahn seitens des Landes sei nicht zu rechtfertigen. "Der Landkreis oder die Gemeinden müssten eine solche Leistung daher selbst finanzieren", verschiebt Lahl die Zuständigkeit auf die kommunale Ebene. Und er weist darauf hin, dass aus diesem Grund sich der Landkreis für die Umsetzung eines zusätzlichen Halts des RE in Wölchingen entschieden habe.
Abschließend meinte der Ministerialdirektor, dass die Untersuchungen des Landkreises zu einem RE-Halt in Wölchingen abgewartet werden sollten. Durch sie dürfte sich seiner Meinung nach klären, ob eine weitere, vertiefte Untersuchung für einen zweiten zusätzlichen Halt des RE in Eubigheim überhaupt sinnvoll ist oder ob von vorneherein über andere Wege einer besseren Anbindung Eubigheims nachgedacht werden sollte.
Derzeit halten die Züge der Bahnlinie zwischen Osterburken und Lauda vier Mal am Bahnhof Eubigheim und zwar am Morgen zwischen 6.24 und 7.38 Uhr. Zusätzlich steuert ein Bus Eubigheim am späten Nachmittag um 17.08 Uhr an.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/boxberg_artikel,-boxberg-assamstadt-ahorn-eubigheim-bleibt-weiter-abgekoppelt-_arid,731663.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/boxberg.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/osterburken.html