Verein "Straßenengel" - Georg Könözsi tritt letzte selbstorganisierte Reise nach Rumänien an / Großer Flohmarkt beim Maimarkt

"Alle sind mit Herzblut bei der Sache"

Von 
Daniela Kraft
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Bereits in dritter Generation sammelt und verkauft der Verein "Straßenengel" rund um Georg Könözsi, hier mit Tochter Heike Tillmann und Enkelsohn Miro, Nützliches und Seltenes auf dem alljährlichen Flohmarkt.

© Daniela Kraft

Boxberg. Angefangen hat alles vor 18 Jahren mit einer alten Garage und drei Bierzeltgarnituren, mittlerweile zählen der Verein "Straßenengel" und die alljährlichen Flohmärkte der Familie Könözsi zu einem festen Bestandteil Boxbergs. "Mein Vater ist früher schon immer gerne auf Flohmärkte gegangen, auch mit uns Kindern", erzählt Heike Tillmann, die Tochter von Georg Könözsi.

Die zündende Idee, einen eigenen kleinen Flohmarkt zu veranstalten, sei laut Georg Könözsi (73) einer Haushaltsauflösung zufolge entstanden. "Wir haben alles in eine Garage gestellt. Alle Leute, die mit dem Bus ankamen und den Boxberger Maimarkt besuchen wollten, mussten erst einmal durch unsere Garage durch." Beachtliche 1200 Mark Erlös war die Bilanz dieses Verkaufs. "Keiner konnte ahnen, dass dies einmal solche Dimensionen annehmen würde", meint Heike Tillmann. "Dennoch gibt es viele, die noch gar nicht wissen, was wir überhaupt machen."

Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Verkauft werden diejenigen Waren, die Menschen abgeben, weil sie der Meinung sind, sie nicht mehr gebrauchen zu können. Der Erlös kommt wohltätigen Organisationen und Projekten zu Gute, die - zum Teil eigens ins Leben gerufen - von der Familie langjährig unterstützt werden.

Dafür scheint ihnen kein Weg zu weit. In Rumänien hat die Familie unter anderem ein "Haus Boxberg" ins Leben gerufen, in dem jungen Menschen mit Behinderung nicht nur Zukunftschancen, sondern auch Arbeitsmöglichkeiten in einer beschützten, respektvollen Atmosphäre geboten werden, um sie auf das alltägliche Leben vorzubereiten. Die dort professionell hergestellten Kerzen werden traditionell auch in Boxberg verkauft.

"Ich will wissen, wo meine Spenden hinkommen und sicher sein, dass sie dort ankommen, wo es nötig ist", erklärt Georg Könözsi. Dies sei einer von vielen Gründen, warum er jedes Jahr mit einem vollbepackten Fahrzeug nach Rumänien fährt, um die hierzulande gesammelten Sachspenden dort abzugeben. "Wenn man sieht, mit welchen Mitteln die Menschen dort leben und wie froh diese selbst über Kleinigkeiten sind", stelle die Fahrt dorthin führ ihn "eine Art Genugtuung" dar.

Es sei vor allem sein Gewissen, das ihn Jahr für Jahr dazu veranlasst, alles zu geben. In etwa zwei Wochen allerdings trete er seine letzte Reise nach Rumänien an, die er selbst organisiert und veranstaltet. "Die ganzen Vorbereitungen und die Fahrt sind körperlich sehr anstrengend", wie er selbst sagt. Einen schönen Hintergrund hat diese Reise trotzdem: Sein Patenkind in Rumänien wird - wie der Flohmarkt - 18 Jahre alt.

Verkauf für den guten Zweck

Auch in diesem Jahr findet während des Boxberger Maimarkts ein großer Flohmarkt auf dem Gelände der Karl-Hofmann-Straße 8 statt. Angeboten wird alles, was das Herz begehrt - sogar eine alte russische "Tula", ein dreirädriges Kombifahrzeug, steht auf dem Gelände.Neben einem Kleiderzelt, von Heike Tillmann stolz "die Boutique" genannt, oder einem vollen Bücherzelt wird es auch Haushalts- und Spielwaren zu bestaunen und natürlich zu kaufen geben. Antike Möbelstücke lassen so manches Jäger- und Sammlerherz höher schlagen.

Ganz besonders ist auch der Bereich von Georg Könözsi auf dem Flohmarkt, den seine Enkelin liebevoll mit "alles, was man sonst nirgendwo findet" umschreibt.

Für das leibliche Wohl ist wie immer gesorgt, das traditionelle "Garagen-Café" öffnet ebenfalls seine Tore. "Der Erlös geht unter anderem an zwei Hilfsprojekte in Rumänien sowie an die Tafeln in Lauda und Bad Mergentheim", erklärt Heike Tillmann.

Bewundernswert ist das Engagement der Familie sowie aller Mitglieder des Vereins und ehrenamtlicher Helfer, die den Flohmarkt auf die Beine stellen.

"Alle sind mit Herzblut bei der Sache, sonst wären solche Projekte auch gar nicht zu meistern", lobt Heike Tillmann alle Beteiligten. Das Schöne am Flohmarkt sei, "dass viele Freundschaften entstehen".

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