Bürgerinitiative "Windwahn - nein danke" - Sitzung abgehalten / Fünf Windräder für Althausen / Falsche Informationen erhalten?

Windmessungen vor einem Bau verlangt

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Bad Mergentheim. Der Vorstand der Bürgerinitiative (BI) "Windwahn -nein danke" lud zu einer Sitzung ein, um über den aktuellen Stand der Windkraftprojekte im Taubertal zu informieren und über die zukünftige Strategie der BI zu diskutieren.

Einleitend bedankte sich der Vorsitzende Klaus Ulmrich bei den Mitgliedern für die engagierte Mitarbeit und Unterstützung und meinte, man könne mit Stolz auf das bisher Erreichte zurückblicken, denn durch die Argumente und wirkungsvollen Aktivitäten hätte man bei den Bürgern ein Nachdenken aber auch schon ein Umdenken in Bezug auf die Zerstörung von Landschaft und Natur und auf den Verlust von Lebensqualität der betroffenen Menschen erreichen können.

Ulmrich berichtete dann von einer Gemeinderatssitzung in Boxberg, in der über den aktuellen Sachstandsbericht zum Thema Windkraft informiert wurde. Dabei erfuhr er, dass nicht nur die Standorte der Windräder im Raum Boxberg festgelegt wurden, sondern zu seinem Erstaunen auch schon fünf Windräder im Vorranggebiet Althausen. Ulmrich brachte seinen Unmut über diese Information deutlich zum Ausdruck, da Oberbürgermeister Udo Glatthaar, der Leiter des Stadtbauamtes Michael Wolfmeyer und deren Mitarbeiterin Helena Bopp, als auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Dr. Norbert Schön bei allen Veranstaltungen immer darauf hinwiesen, dass die Standorte der Windräder erst aufgrund der Ergebnisse der Gutachten festgelegt werden könnten.

In der sich anschließenden sehr emotionalen Diskussion über die falschen Informationen fühlte man sich bestätigt in der Meinung, dass die Gutachten nur Alibifunktionen hätten, um die Argumente kritischer Bürger durch Scheingutachten abzuschwächen. Man war sich darüber einig, dass weitere Gespräche mit Verwaltung und Stadtwerken neu überdacht werden müssten. Man wolle sich stattdessen zukünftig verstärkt direkt mit den Gemeinderäten, Kreisräten aber auch mit den Kirchengemeinderäten in Verbindung setzen, um in persönlichen Gesprächen Überzeugungsarbeit leisten zu können.

Ein weiterer Diskussionspunkt war das Thema Windatlas. In jüngster Zeit mussten einige Windparks aufgrund von falsch prognostizierten Windstärken Insolvenz anmelden, wie zum Beispiel der Windpark in Erlangen. Andere Projekte wurden gestoppt, wie beispielsweise in Wiesental, 50 Kilometer südlich von Freiburg gelegen, obwohl der Windatlas für diese Gegend ideale Bedingungen ausweise, tatsächlich aber wesentlich geringere Windstärken gemessen wurden, wie Ulmrich berichtete.

Auch der Ludwigshafener Energieversorger Pfalzwerke steige aus dem Gemeinschaftsunternehmen Pfalzwind, das 63 Windenergie-Anlagen betreibe, aus, weil aufgrund falscher Windprognosen ein Bilanzverlust im Jahr 2012 von 6,8 Millionen Euro entstanden sei. Es sei offensichtlich, dass der Windatlas vom Wunschdenken der Befürworter geprägt sei und mit der Realität nichts zu tun habe, so die BI. Um ein finanzielles Fiasko in Bad Mergentheim zu vermeiden, fordert deshalb die Bürgerinitiative vor der Genehmigung konkrete Windmessungen in Althausen und Apfelbach. Solche Messungen wurden von den Stadtwerken bisher abgelehnt. Andernorts, wie beispielsweise in Langenburg, verlasse man sich nicht auf die unsicheren Daten des Windatlasses und führe sicherheitshalber eigene Windmessungen durch.

Abschließend informierte Franz Adam über eine derzeit laufende Studie, die Auskunft geben soll, welche Auswirkungen der Ausbau der verschiedenen erneuerbaren Energien auf Natur und Landschaft, beziehungsweise auf den Main-Tauber-Kreis, haben wird. Diese Studie werde im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung durchgeführt.

Da Informationen über diese Studie nur in sehr allgemeiner Form vorlägen und weder die Untersuchungsmethoden noch die konkreten Zielsetzungen bekannt seien, könne über die wissenschaftliche Qualität der Studie keine Aussage gemacht werden. Allerdings allein die Tatsache, dass schon in der sperrigen Themenformulierung: "Kumulative Wirkungen des Ausbaus erneuerbarer Energien auf Natur und Landschaft" ein wichtiger Untersuchungsaspekt, nämlich der Mensch fehle, lasse auf eine tendenzielle Sichtweise schließen, deren Ergebnisse möglicherweise schon im Voraus festlägen.

Eine objektive und wertneutrale Studie müsste alle Aspekte umfassen und daraus ergebe sich dann eine allgemein verständliche Zielsetzung: "Auswirkungen der erneuerbaren Energien auf Mensch, Natur und Landschaft". Die Bürgerinitiative werde diese Studie weiterhin kritisch begleiten, so Franz Adam. bi

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