Gemeinsame Begehung

Wandelhalle in Bad Mergentheim muss dringend saniert werden

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kv
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Die Wandelhalle ist in die Jahre gekommen und muss grundlegend saniert werden. Dabei muss der Charakter des denkmalgeschützten Bauwerks erhalten bleiben. Bei einem Rundgang wurden jetzt die Schwerpunkte der Sanierung vorgestellt.

Bad Mergentheim. „Wir investieren in die Zukunft und damit in eine zeitgemäße Nutzung unseres wertvollen Kleinods und Leuchtturms Wandelhalle mitten im Kurpark für die kommenden Jahrzehnte. Die erforderliche Sanierung und umfassende Verbesserung ist alternativlos,“ so Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Verwaltungsratsvorsitzender der Kurverwaltung, im Rahmen einer Begehung der Wandelhalle im Kurpark. Auch unterstrich Professor Reinhart das vom Verwaltungsrat begleitete private „MediSpa“-Projekt mit einem Invest von über 50 Millionen Euro.

„Die 1935 erbaute Wandelhalle ist das Herzstück des Kurparks, zentrale Begegnungsstätte und größte Veranstaltungshalle der Stadt“, sagte Reinhart. Die Sanierung der denkmalgeschützten Wandelhalle stelle ein bauliches Großprojekt dar. Es stünden notwendige Betonsanierungen, eine Verbesserung der Raumlufttemperierung sowie eine Modernisierung der Veranstaltungs- und Elektrotechnik an.

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Stefanie Čabraja
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An dem Rundgang nahmen neben Kurdirektor Sven Dell auch Landrat Christoph Schauder, Oberbürgermeister Udo Glatthaar sowie Gesellschafter der Kurverwaltung, Kreisräte des Main-Tauber-Kreises und Gemeinderäte der Stadt Bad Mergentheim teil. Deren Fragen beantworteten die verantwortlichen Architekten und Fachplaner Wieland Egger, Kathrin Nauck und Christine Ott von Egger Kolb Architekten, Joachim Schiebold, Geschäftsführer der ITBS Ingenieurgesellschaft und Volker Naumann, Geschäftsführer eurobject.

„Nicht mehr zeitgemäß“

Beim gemeinsamen Rundgang wurden der Veranstaltungsraum mit Bühne, das Vestibül und der Brunnentempel, aber auch die Räumlichkeiten „hinter den Kulissen“ wie Künstlergarderoben, Kapellmeisterzimmer, Sanitärräume, Tisch- und Stuhllager sowie die Küche besichtigt. Hier wurde die Notwendigkeit der Sanierungsmaßnahmen besonders deutlich.

Die letzten Renovierungsmaßnahmen an der Wandelhalle fanden in den Jahren 1992/1993 statt. „Die Ausstattung sowie Elektroinstallationen sind nicht mehr zeitgemäß“, erläuterte Architekt Egger. Aufgrund der großen Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter hätten sich die Fensterrahmen der Veranstaltungshalle verzogen, so dass unangenehme Zugluft entstehe. Es sei folglich eine umfangreiche Fenstersanierung vorgesehen, natürlich unter Einhaltung der Bestimmungen des Denkmalamtes.

Die Fenster besäßen noch größtenteils das für die 30er Jahre typische handgezogene Glas, was es zu erhalten gelte.

Die Art der Verglasung und der daraus resultierende Denkmalschutz wurden bei der anschließenden Bilderpräsentation von den Architekten ausführlich erläutert.

Auch ohne die Vorgaben des Denkmalamtes wäre eine Mehrfachverglasung aus statischen Gründen nicht möglich, da die Stützen das schwerere Gewicht nicht tragen könnten. „Die Halle stellt uns vor große bauphysikalische Herausforderungen. Unser Ziel ist es, eine konstante Temperatur und Luftfeuchte zu erreichen, was wiederum eine Erneuerung der Lüftungs- und Heizungsanlage erfordert“, so Egger. Für den Einbau einer ökologisch sinnvollen Fußbodenheizung mit Wärmepumpe werde ein Aus- und Wiedereinbau des Steinfliesenbodens nötig sein. Zur weiteren nachhaltigen Energiegewinnung werde bahnseitig eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert.

Auch die Dächer müssten einer genauen Überprüfung unterzogen werden. Durch Undichtigkeiten in den Belüftungsöffnungen sei durch Starkregen bereits die historische Strohdecke im Vestibül beschädigt. Im Brunnentempel zeige sich über die Jahre – bedingt durch das mineralstoffreiche Heilwasser – eine Abnutzung des Granitsteins, aus dem die Brunnentische gefertigt sind. Eine Aufarbeitung der Heilwasserausgabe ist deshalb vorgesehen.

Weitere wichtige Punkte sind die Sicherheitstechnik wie z.B. Blitzschutz und Brandmeldeanlage sowie Beschallung und die Verbesserung der Küchen- und Lagerlogistik.

Umfangreiche Betonsanierung

Eine weitere umfangreiche Aufgabe stellen die notwendigen Betonsanierungen dar.

Joachim Schiebold erläuterte die Gründe: „Wir haben einen mangelnden Korrosionsschutz, da der Alkalitätsverlust im Beton bereits bis zu einer Tiefe von fünf bis sieben Zentimetern gegeben ist. Durch bereits entstandene Risse und fehlende Schutzbeschichtungen kann weitere Feuchtigkeit in den Beton eindringen und den Stahl zum korrodieren bringen. Das Aufblühen des Stahles sorgt dann für weitere Rissbildungen und das Abplatzen des Betonmaterials“.

Form und Charakter der filigranen Wandelhalle sollen erhalten bleiben. Der Denkmalschutz dieses besonderen Bauwerks aus der Bauhauszeit stehe an erster Stelle. Projektleiterin Nauck betonte, dass die Bad Mergentheimer Wandelhalle eines von nur zwei Baudenkmälern in diesem Stil und aus dieser Zeit sei.

„Man darf auch nicht vergessen, dass die Wandelhalle ursprünglich nicht als Veranstaltungshalle gebaut wurde, sondern als Trinkhalle für die Kurgäste“, ergänzte Kurdirektor Sven Dell. Dies erkläre die radiale Form mit viel Fensterfläche und die Platzierung der Bühne an der Längsseite.

Abschluss bis Winter 2025

Damit die Wandelhalle künftig ganzjährig bespielt werden könne, seien diese Sanierungsmaßnahmen sowie auch die Verbesserung der Raumlogistik und Lagerstrukturen unabdingbar.

Die Bauphase wird mit einem Zeitraum von voraussichtlich September 2023 bis Winter 2025 datiert. Für die dadurch zeitweise erforderliche Schließung des Brunnentempels werde eine „Ersatz“-Heilwasserausgabe im Haus des Gastes eingerichtet.

Nach Abschluss der kompletten Wandelhallensanierung und der Wiederaufnahme des Betriebs im Brunnentempel werde die Installation im Haus des Gastes erhalten bleiben und als Heilwasserausgabe zur Selbstabfüllung für die Bad Mergentheimer Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen.

Die Wandelhalle soll planmäßig 2026 zum Jubiläum „200 Jahre Heilbad“ in neuem Glanz erstrahlen. „Mit einem modernen, flexiblen und vielseitig nutzbaren Gebäude wollen wir ein attraktiver Veranstaltungsstandort sein. In unserer Wandelhalle sollen sowohl Einwohner als auch Gäste die kulturellen Darbietungen von Künstlern aus der ganzen Welt in lichtdurchfluteter Atmosphäre genießen können“, so Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. kv

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