Sparkasse Tauberfranken

Verhaltensbiologie und Wirtschaft in Bad Mergentheim beleuchtet

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Bei einem abschließenden Podiumsgespräch (von links) Moderator Bernd Meidel, Meeresbiologe, Verhaltensforscher und Autor Dr. Karsten Brensing, Peter Vogel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Tauberfranken, Michael Irsfeld, Produktspezialist für Vermögensverwaltung und Dachfonds bei der DekaBank, sowie Wolfgang Reiner, Vorstandsmitglied der Sparkasse Tauberfranken. © Peter D. Wagner

Main-Tauber-Kreis. „Kreislauf schafft Zukunft – endlich nachhaltig!“ lautete das Thema des „Sparkassen-Forums 2022“, das die Sparkasse Tauberfranken nach zweijähriger Corona-bedingter Zwangspause im gut besuchten Bad Mergentheimer Kurhaus veranstaltete.

Auf dem Programm standen aktuelle Vorträge zum Thema „Nachhaltigkeit“, das dabei von zwei Referenten jeweils unter verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet wurde. Zugleich war die Veranstaltung ein Novum, denn erstmalig wurde das „Sparkassen-Forum“ zusätzlich als Livestream online übertragen – also hybrid durchgeführt. Moderiert wurde der Abend von Journalist und Autor Bernd Meidel.

Ökologische Transformation

„Ich finde, unsere Sparkasse Tauberfranken hat sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun“, betonte Peter Vogel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Tauberfranken. „Wir haben ein Geschäftsmodell, das nicht auf schnelllebige Gewinnmaximierung abzielt, sondern die Wirtschaft und die Menschen in der Region fördert. Wir wollen aus Verantwortung heraus allen Menschen die wirtschaftliche und soziale Teilhabe ermöglichen. Deshalb sind wir sicher, dass Nachhaltigkeit per se hervorragend zur Idee und Philosophie der Sparkasse passt und auch für uns ein Vorteil ist“, erklärte Vogel.

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„Spätestens jetzt mit dem Krieg in der Ukraine merken wir, dass es wichtig ist, sich von bestimmten Themen unabhängig zu machen wie etwa bei Gas, Öl und weiteren fossilen Energien. Deshalb ist es unverzichtbar, Energie zu sparen sowie intelligente und effiziente Lösungen zu finden“, zeigte sich Peter Vogel überzeugt. „Darin liegen auch erhebliche Chancen und Investitionsmöglichkeiten“, prognostizierte er und nannte als Beispiel Energie sparende Sanierungs- oder Baumaßnahmen. „Die Sparkasse Tauberfranken hat sich 2020 verpflichtet, in ihren Geschäftsfeldern bis spätestens 2035 CO2-neutral zu arbeiten“. Dazu zähle auch das Managen der eigenen Anlageportfolien nach anerkannten Nachhaltigkeitskriterien und das Angebot einer umfangreichen Palette nachhaltiger Finanzprodukte.

Michael Irsfeld, Produktspezialist für Vermögensverwaltung und Dachfonds bei der zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden DekaBank, berichtete über aktuelle Situationen und Trends an den Finanz- und Kapitalmärkten. Nullzinsen und Inflation sorgen aktuell dafür, dass die Realverzinsung negativ ist und es einen Wertverlust gibt, der jedoch unsichtbar ist, stellte er klar. Deshalb gelte es, Chancen und Risiken von Alternativen abzuwägen, um für sich die passende Anlageform zu finden, speziell auch in Hinsicht nachhaltiger Geld- und Wertanlagen. „Das Thema Nachhaltigkeit findet sich bei den Anlageformen neben den ‚klassischen’ Kriterien Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit inzwischen als viertes Hauptelement wieder und erweitert damit das klassische Dreieck der Geldanlage zu einem Viereck“, verdeutlichte Irsfeld.

„Dabei sollten nachhaltige Geldanlagen schon alleine aus Streuungsgesichtspunkten eine Rolle bei der Geldanlage spielen, da sie gewisse Wagnisse wie etwa Extremrisiken reduzieren, einen positiven Einfluss auf die Rendite haben und eine höhere Verfügbarkeit aufweisen können“, lautete ein wesentlicher Ratschlag des Finanz- und Anlageexperten.

Der zweite Gastreferent des Abends, Dr. Karsten Brensing, betrachtete Nachhaltigkeitsaspekte nicht nur aus Sicht des Umweltschutzes, sondern transformierte Erkenntnisse aus der Verhaltensbiologie auf die Wirtschaft. Der promovierte Meeresbiologe und Verhaltensforscher sowie Autor arbeitete über zehn Jahre für eine Umweltschutzorganisation und setzte sich für den Artenschutz in den Meeren ein. In seinem spannenden und zugleich unterhaltsamen Vortrag verband er anschaulich die Strömungskreisläufe in den Ozeanen mit den Wirtschaftskreisläufen in Unternehmen.

Auch wirtschaftliche Vorteile

Dabei zeigte er auf, dass ein ressourcenschonendes Produzieren nicht nur die Umwelt schone, sondern auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringe. Gleichzeitig gab Brensing mit Blicken in das Tierreich und in die Verhaltensforschung verblüffende Einblicke und Reflektionen auf das menschliche Verhalten und Persönlichkeitsfaktoren, sowie damit auf die Psychologie unsere eigenen Denkmuster. Damit erklärte er unter anderem, weshalb es uns oft schwerfalle, Nachhaltigkeit in unserer Alltagspraxis zu leben und einzuhalten – und dies zumeist „wider besseres Wissen“.

Steuerungsmechanismen

„Immer wenn Sie etwas entgegen Ihrem besseren Wissen tun, dann handeln Sie nach uralten biologischen Steuerungsmechanismen. Diese haben sich im Laufe der Evolution bewährt und können daher nur mit größter Willenskraft überwunden werden“, gab Karsten Brensing den Zuhörern zu bedenken. „Überprüfen Sie sich daher selbst“, lautete sein Ratschlag.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion nutze Bernd Meidel die Möglichkeit, auf die Statements der Redner vertiefend einzugehen. Dabei erläuterte Michael Irsfeld, dass die Deka bereits 2007 ihre ersten Nachhaltigkeits-Fonds aufgelegt habe und heute schon gut ein Drittel aller Deka-Fonds nachhaltig ausgerichtet seien.

Auf die Frage, ob Nachhaltigkeit in der Tierwelt immer gegeben sei, erklärte Dr. Brensing, dass eine ansteigende Population auch immer ein steigende Räuberpopulation nach sich ziehe. Letztendlich sei es also immer ein Zyklus, bei dem auch immer schon Arten ausgestorben seien. Besorgniserregend ist allerdings der kurze zeitliche Horizont, mit dem die Menschheit aufgrund ihres hohen Territorialverbrauchs ein Drittel aller Tierarten unwiderruflich habe aussterben lassen.

„Fairness, Vertrauen und Gerechtigkeit“ nannte Peter Vogel auf Nachfrage von Bernd Meidel die zentralen Werte der Sparkasse, die sich insbesondere auch in der Anlageberatung widerspiegeln. Auf die Frage, ob denn das Beratungsgespräch an sich noch „en vogue“ sei, stellte der Vorstandsvorsitzende fest, dass die Sparkassen-Kunden sowohl Video-Beratung als auch persönliche Beratung nutzen, wobei seit dem Rückgang der pandemischen Zahlen verstärkt wieder die persönliche Beratung in Anspruch genommen werde.

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