Stadtentwicklung - Die „Umbrella Street“ auf dem Gänsmarkt ist ein farbenfroher Anziehungspunkt, von dem viele Selfies gemacht werden / Ein Lächeln aufs Gesicht zaubern

Sich ausruhen wie auf dem Times Square

Von 
Joachim W. Ilg
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Wenn Sturm oder Unwetter im Anmarsch sind, lässt die Stadt die Schirme über dem Gänsmarkt sicherheitshalber zuklappen, damit sie nicht beschädigt werden, wobei die Stadt sich vorstellen könnte, die unbeschädigten Schirme nach dem Abbau Ende Oktober zu verlosen oder zu verschenken. © Joachim W. Ilg

Der Gänsmarkt wurde in eine bunte „Umbrella Street“ verwandelt, die viele Fans gefunden hat. Am 22. Oktober wird der Gemeinderat entscheiden, wie es mit dem Platz weiter geht.

Bad Mergentheim. Zwei städtische Mitarbeiter werden mit einer Hebebühne langsam in die Höhe gefahren, wo die aufgespannten Schirme der so genannten „Umbrella Street“ einen farbenfrohen Himmel über dem Gänsmarkt zaubern. Nach und nach wird ein Schirm nach dem anderen zusammengeklappt, und man könnte meinen: Jetzt hat das letzte Stündlein für diese kunterbunte Bedachung geschlagen, die so viele Menschen erfreut und den Gänsmarkt zu einem besonderen Anziehungspunkt in der Stadt gemacht hat. Aber die Schirme bleiben noch eine Weile ein beliebter Hingucker.

Sie werden übrigens immer dann zugeklappt, wenn Sturm oder Unwetter im Anmarsch sind, um sie vor Beschädigungen zu schützen, teilt Carsten Müller auf Anfrage mit. Möglicherweise, so der Pressesprecher der Stadt, werden die unbeschädigten Schirme nach dem Abbau Ende Oktober verlost oder verschenkt, denn es gebe doch sicher unter den vielen Fans der „Umbrella Street“ einige, die sich über eine derartige Erinnerung an diese besondere Aktion der Stadt freuen würden.

Bürgerbefragung

Im Rahmen der geänderten Verkehrsführung in der Stadt, die auf einer Bürgerbefragung basiert und sich noch im Probelauf befindet, sollte aus dem Verkehrsknotenpunkt Gänsmarkt ein Platz mit Aufenthaltsqualität werden, der zum Verweilen einlädt, erklärt Müller. Zu diesem Zweck habe die Stadtplanung verschiedene Ideen entwickelt: City-Möblierung, mehr Gastronomie, Bepflanzungen und eben auch die Schatten spendenden Schirme. „Sie tragen maßgeblich zur besonderen Atmosphäre bei, die Passanten sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubert“, bringt Müller die Reaktion vieler Bürger und Gäste auf einen Punkt. Schließlich passe die farbenfrohe Gestaltung auch zum Motto der Stadt, das da lautet: „Lebensfreude“.

Die „Umbrella Street“ sei keine Bad Mergentheimer Erfindung, sondern als urbanes Gestaltungselement von Straßen und Plätzen auf der ganzen Welt zu finden, erläutert Müller. Die Ursprünge seien nicht ganz klar zu ermitteln, möglicherweise würden Kunstaktionen in Südeuropa als Ausgangspunkt in Frage kommen.

In den letzten Jahren hätten sich Dekorationen wie „Umbrella Sky“ oder „Fliegende Schirme“ zu einem beliebten Fotomotiv in sozialen Medien entwickelt. Auch auf dem Gänsmarkt seien in den vergangenen Monaten „unendlich viele Selfies“ gemacht worden. So hätten „die Schirme nicht nur dem Gänsmarkt genutzt, sondern waren für das Innenstadt- und Tourismusmarketing insgesamt ein riesiger Erfolg. Wir haben von vielen Gästen die Rückmeldung, dass sie nur wegen der Schirme nach Bad Mergentheim gekommen sind“, berichtet Müller.

Gerüst gemietet

Bei dem Gerüst mit den farbenfrohen Regenschirmen „handelt es sich um eine Maßanfertigung für den Gänsmarkt“, so Müller. Die Planung stamme vom Bauamt und sei mit der Firma „gh prosound“ aus Lauda-Königshofen umgesetzt und das Gerüst gemietet worden.

Die zum Verweilen einladenden Sitzmöbel „stammen von einem norwegischen Hersteller von Stadtmöbeln, der Firma Vestre. Der Kontakt kam über unseren Landesgartenschau-Planer zustande. Der Hersteller stattet Städte weltweit aus, deshalb waren unsere Sitzgelegenheiten zuvor in Kopenhagen. Übrigens findet man diese Vestre-Möbel sogar auf dem New Yorker Times Square. Deshalb konnten wir augenzwinkernd damit werben: Auf dem Gänsmarkt können Sie ausruhen wie auf dem Times Square“, so der Pressesprecher, der noch hinzufügt, dass „unsere Bauhofgärtner die schöne Bepflanzung übernommen haben“.

Während die Stadt die 78 Schirme für einen Stückpreis von je 20 Euro gekauft habe, seien die Sitzgelegenheiten und weitere Möbel zunächst eine Leihgabe der Herstellerfirma gewesen. Inzwischen habe sich die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Gemeinderat dafür entschieden, die Möbel nach Ablauf des Monats nicht zurückzugeben, sondern für knapp 24 000 Euro dauerhaft zu übernehmen. Mit diesem Preis habe der Hersteller einen Abschlag von 55 Prozent auf den Neupreis eingeräumt. Die Sitzgelegenheiten und Begrünungs-Elemente könnten künftig überall im Stadtgebiet aufgestellt werden, begründet Müller den Kauf.

Wie sieht die Zukunft des Gänsmarkts aus? Die jetzige Platzgestaltung ende planmäßig mit dem Verkehrsversuch am 31. Oktober. Der Gemeinderat entscheide in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 22. Oktober, ob der Gänsmarkt weiterhin autofrei bleiben werde.

Ideen für den Winter sind da

„Wir hätten in der Verwaltung natürlich schon Ideen, wie eine für den Winter passende neue Gestaltung aussehen könnte. Da wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt aber weder dem Gemeinderatsbeschluss vorgreifen, noch zu viel verraten“, so Müller abschließend.

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