Im Erzgebirge wollen die Schachfreunde Anderssen Bad Mergentheim zum Saisonauftakt der Zweiten Bundesliga Süd ein deutliches Zeichen setzen. Nach einem Jahr in der Zweitklassigkeit soll die Rückkehr ins Oberhaus gelingen – und die Verantwortlichen sind sich sicher, dass das Team dafür bestens aufgestellt ist. „Wir haben uns in der Bundesliga sehr wohl gefühlt und inzwischen Lunte gerochen“, sagt Teammanager Klaus Kistner. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen wieder nach oben.“
Unter Umständen reicht Platz drei zum Aufstieg
Die Rechnung für die Taubertäler ist dabei einfach: Der Erste steigt automatisch in die höchste deutsche Spielklasse auf, der Zweite spielt gegen den Nord-Vize die Relegation. Unter bestimmten Umständen könnte auch der dritte Platz reichen – nämlich dann, wenn die zweiten Mannschaften des SC Viernheim und der OSG Baden-Baden die Ränge eins und zwei belegen. Da deren „Erste“ bereits in der Bundesliga vertreten sind, haben die Reserveteams kein Aufstiegsrecht. Doch auf solche Rechenspiele wollen sich die Bad Mergentheimer gar nicht erst einlassen. „Wir dürfen uns nicht auf Schützenhilfe verlassen. Jeder von uns muss in allen elf Runden seine Leistung bringen“, betont Kistner. „In den letzten Jahren sind wir immer erfolgreich in die Saison gestartet. Wir sind zuversichtlich, dass uns das auch in der neuen Saison wieder gelingen wird.“
Zum Auftakt wartet gleich ein Doppelspieltag in Aue, wobei dies die weiteste Auswärtsfahrt ist. Am Samstag, 27. September, geht es ab 14 Uhr gegen den TSV Schönaich, am Sonntag, 28. September, ab 10 Uhr folgt die Bewährungsprobe gegen OSG Baden-Baden II. Gerade die Partie gegen die stark besetzten Mittelbadener gilt als Gradmesser für die Ambitionen der Schachfreunde. Dennoch mahnt Klaus Kistner zu Bodenhaftung: „Wir wissen, dass diese Liga tückisch ist. Viele Teams haben erfahrene Spieler und treten kompakter auf, als es die Wertungszahlen vermuten lassen. Wir dürfen uns keinen Durchhänger leisten.“
Der TSV Schönaich hat eine bewegte Wechselperiode hinter sich. Die Mannschaft war in der vergangenen Saison sportlich abgestiegen, hat den Klassenerhalt jedoch durch einen Rückzug dann doch noch geschafft. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich allerdings schon diverse Leistungsträger zu einem Wechsel entschieden, so dass der Kader mit Neuzugängen ergänzt werden musste. „Nominell sind wir sicherlich favorisiert. Die mit vielen Nachwuchstalenten neu zusammengestellte Mannschaft darf allerdings nicht unterschätzt werden“, gibt Klaus Kistner zu bedenken.
Die Reservemannschaft des deutschen Rekordmeisters aus Baden-Baden ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Zweiten Bundesliga Süd und spielt durchweg vorne mit - mit bis zu sechs Großmeistern nominell der stärkste Gegner. Die Mannschaft darf zwar nicht aufsteigen, die erzielten Punkte könnten dennoch entscheidend sein im Kampf um die Aufstiegsplätze. Herausragend: An den ersten beiden Brettern agieren die beiden französischen Großmeister Yannick Gozzoli und Maxime Lagarde. Außerdem befinden sich im Kader einige hochbegabte deutsche Nachwuchstalente wie etwa IM Bennet Hagner, der in der letzten Saison als „Ersatzspieler“ in der Bundesliga eine Großmeisternorm erspielte. „Gegen Baden-Baden II haben wir die letzten Jahre meist verloren. Im letzten Aufeinandertreffen in der Meistersaison 2023/24 gelang uns allerdings zum Saisonauftakt ein richtungsweisender Erfolg“, teilt der Teammanager mit - Wiederholung gewünscht.
Mit Blick auf den Kader hat der Verein die nötigen Weichen gestellt. Zwar musste man den Verlust von Großmeister Petr Neuman (Todesfall) verkraften, doch auf der anderen Seite gelang mit der Verpflichtung von Großmeister Maxim Rodshtein ein echter Coup. Der 36-jährige Israeli, aktuell mit einer Elo-Zahl von 2645 auf Platz 85 der Weltrangliste geführt, gilt als einer der stärksten Spieler der gesamten Liga. Er soll vor allem in den Duellen mit den direkten Konkurrenten den Unterschied machen. „Maxim ist ein absoluter Topspieler, auf den wir uns in entscheidenden Momenten verlassen können“, erklärt Kistner.
Auch die Mischung aus Routiniers und Talenten stimmt. Mit Valeriy Kazakovskiy, Paulius Pultinevicius, Tomas Laurusas, Vyacheslav Ikonnikov und weiteren internationalen Größen ist das Team an den Spitzenbrettern bestens besetzt. Ergänzt wird der Kader durch junge, aufstrebende Spieler wie den erst 17-jährigen Fidemeister Daniel Prazak aus Tschechien. Er gilt als Investition in die Zukunft und soll in der neuen Saison wertvolle Erfahrungen sammeln. „Wir wollen ein fester Bestandteil der Bundesliga bleiben, sobald wir zurück sind. Das geht nur mit einer Mannschaft, die sich langfristig entwickelt“, so Kistner.
Schachfreunde Anderssen mit breitem Fundament
Die Schachfreunde Anderssen können dabei auch auf ein breites Fundament an internationalen Meistern und Fidemeistern bauen, darunter Timothe Razafindratsima (Frankreich), Fy Antenaina Rakotomaharo (Madagaskar), Lukas Vlasak, Jakub Kusa und Jachym Nemec (alle Tschechien) sowie Alexander Gasthofer (Deutschland) und Yovann Gatineau (Frankreich). Komplettiert wird der Kader durch die erfahrenen Vereinsspieler Christian Hauke, Johannes Raps und Teammanager Kistner selbst.
Die Zielrichtung für die Saison ist klar: Der Wiederaufstieg soll möglichst direkt geschafft werden, ohne Umwege, ohne Relegation. Das Team ist breit aufgestellt, die Motivation hoch. „Wir haben eine schlagkräftige Truppe und sind bereit, an jedem Spieltag das Maximum herauszuholen“, unterstreicht Kistner. Sollte dies gelingen, wäre Bad Mergentheim wieder zurück auf der großen Bühne des deutschen Schachs – und diesmal wollen die Taubertäler dort bleiben.
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