Igersheim/Bad Mergentheim. Die Bad Mergentheimer BAGeno ist gut durch das vergangene Jahr gekommen, wie die vorgelegten Zahlen im Rahmen der Hauptversammlung in der Igersheimer Erlenbachhalle dokumentierten. Und das trotz recht schwieriger Rahmenbedingungen – hervorgerufen auch durch die „hohe“ Politik, die etwa durch eine überbordete Bürokratie und weitere Vorgaben den Landwirten Hürden in den Weg stelle, die teils nur schwer zu überwinden seien und für einiges Kopfschütteln sorgten, wie im Laufe des Abends immer wieder zu hören war.
Besonders abhängig
„Die Landwirtschaft ist besonders abhängig vom Klima, vom Wetter und von Wasser und wird deshalb ganz besonders gefordert sein und eine hohe Veränderungsbereitschaft aufbringen müssen“, betonte Hausherr Bürgermeister Frank Menikheim in seinem Grußwort. Er drücke die Daumen, dass dies alles so funktioniere. Landrat Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis) lobte das Engagement der Bauern und hob ihre Bedeutung in vielerlei Hinsicht für eine Kulturlandschaft, wie es die Region sei, hervor. Sie seien fest verwurzelt und deshalb sei es umso wichtiger, dass der Genossenschaftsgedanke („was einer nicht allein schafft, das schaffen viele“) auch künftig stark zum Tragen komme. Auch er monierte durch die Zeilen jenen Bürokratismus, der für viele auf dem Agrarsektor Tätige oft mehr Fluch denn Segen sei.
„Positiver Verlauf“
Karl Ehrmann, Frontmann des Vorstands, nannte die Umsatz- und Ertragslage der Genossenschaft „gut“ und sprach für 2022 von einem wirtschaftlich „positiven Verlauf“. Für ihn stelle sich die Frage: „Wie kann es gelingen, die BAGeno auf Erfolgskurs zu halten bei all diesen Herausforderungen?“ Die Zeiten seien wirklich herausfordernd, unzählige Agrarreformen hätten bestritten werden müssen – erfolgreiche, aber auch erfolglose. Begriffe wie etwa Strukturwandel bekämen einen immer höheren Stellenwert. „Wir Landwirte haben unser Wissen in staatlichen Schulen gelernt. Mit Hilfe von staatlichen Einrichtungen wurden genau die Ställe genehmigt, gefördert und gebaut, die wir heute haben und die nach jetzigen Gesichtspunkten angeblich so untauglich sind.“ Was damals vermittelt wurde, sei nach heutigen Vorgaben falsch – und was gegenwärtig für richtig befunden werde, „ist in 30 Jahren genau so falsch“.
Natur nicht unter Kontrolle
Die Landwirte, so Ehrmann, wüssten, dass sie längst nicht alles in Griff hätten. Denn Natur habe man eben nicht unter Kontrolle. Bauern strebten nicht nach maximalen Gewinnen, sondern eher nach maximalem Nutzen. „Wir beziehen es auf Familie und Betrieb und nennen es ,Generationendenken oder Nachhaltigkeit’.“ Und an die „hohe“ Politik appellierte der Vorstandschef: „Haben sie Vertrauen in die Arbeitsweisen der Landwirtsfamilien und setzen Sie diesem Kontrollwahn ein Ende – unsere Bauern halten es nicht mehr aus.“
Im Bericht von Geschäftsführer 1, Florian Reinhard, war „Plus“ ein häufig zitierter Begriff. Denn in fast allen Bereichen – landwirtschaftliche Bedarfsartikel und Erzeugnisse, Brenn- und Baustoffen, Agrartechnik/Werkstatt, Dienstleistungen, sonstigen Leistungen wie Containerdienst/Klärschlammentsorgung – sei es nach oben gegangen. Nur in den Märkten gebe es einen kleinen Rückgang: Unterm Strich: Der Umsatz sei um 23,5 Prozent auf rund 153 Millionen Euro gestiegen. Dies sei ein Verdienst der „soliden Mannschaft, die wir hinter uns wissen“.
„Massive Probleme“
Diese positiven Zahlen dürften jedoch nicht hinwegtäuschen über „massive Probleme“ im landwirtschaftlichen Bereich, fuhr Florian Reinhard fort. So sei im ersten Halbjahr 2023 ein Rückgang bei Futtermitteln um 2500 Tonnen spürbar: „Auch an uns geht dieser Wandel nicht spurlos vorbei.“ Nach der Schließung der Betriebsstelle Dörzbach komme man nicht umhin, das Unternehmen in weiten Bereichen weiter zu konsolidieren, um dem fortschreitenden Strukturwandel Rechnung zu tragen.
Getreidetechnisch seien 40 900 Tonnen in den verschiedenen Orten der BAGeno angeliefert worden – „wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, bilanzierte der Geschäftsführer. Dennoch habe der Verbrauch zum vierten Mal in Folge deutlich über der Produktion gelegen.
Beim Umsatz hielten sich Agrar- und Nicht-Agrarbereich weiter die Waage, führte Manuel Schülein, Geschäftsführer 2, aus. Im Energiesektor hätten die Tankstellen, trotz zunehmender E-Mobilität, deutlich zugelegt. 2022 habe ein immenser Angebotsmangel geherrscht – hohe Preise bei der Ausfuhr von Pellets, Diesel und Heizöl seien die Folge gewesen.
Inzwischen habe sich die Situation wieder normalisiert. In den Märkten habe man mit den ständigen Preisanpassungen etwas kämpfen müssen. „Strategisch werden wir an unserem Weg festhalten und möglichst regionale hochwertige Produkte anbieten.“ Und es werde in die Märkte in Ingelfingen und Bad Mergentheim investiert.
In Marlach ließe die Fertigstellung der neuen Annahmegossen vorerst noch auf sich warten, erklärte Schülein. Die noch ausstehenden Baufreigaben würden aber in Kürze erwartet. Dafür laufe es bei der Sanierung des Tankstellengebäudes in Dörzbach umso besser. Voraussichtlich im Oktober könne hier Vollzug gemeldet werden.
Detaillierte Auflistung
Anschließend listete Wolfram Dürr den Jahresabschluss detailliert auf. Wolfgang Oechsner berichtete aus dem Aufsichtsrat, der sich mit dem Vorstand insgesamt viermal getroffen habe.
Zusammen sei die Basis dafür gelegt worden, dass die BAGeno den erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter beschreiten könne. Er würdigte explizit das harmonische Miteinander sämtlicher Gremien und den Einsatz aller Beschäftigten; jeder habe seinen Teil zum guten Gelingen beigetragen.
Nichts zu beanstanden hatte auch die Prüfung des baden-württembergischen Genossenschaftsverbandes, vertreten durch Patrick Schmälzle.
Selbstredend, dass Festellung und Verwendung des Jahresab- und -überschusses ebenso einstimmig erfolgten wie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Zufriedene Gesichter
Schlussendlich gab es nach dem Schlusswort von Karl Ehrmann in der Erlenbachhalle ausschließlich zufriedene Gesichter, die Blicke gehen zuversichtlich in die Zukunft – trotz teilweise düsterer Rahmenbedingungen.
Zahlen, Fakten, Daten rund um die Bageno-Hauptversammlung
Wahlen: Vorstand und Aufsichtsrat setzen sich künftig wie folgt zusammen: Vorstand: Karl Ehrmann, Stachenhausen (Vorsitzender), Friedrich Breuninger, Hermutshausen (zweiter Vorsitzender), Florian Reinhard, Manuel Schülein (beide Geschäftsführer), Karl Martin Dimler, Oberstetten, Werner Rösch, Nassau, Martin Seewald Berlichingen, Wolfgang Zeller, Hohebach. Aufsichtsrat: Wolfgang Oechsner, Laudenbach (Vorsitzender), Kurt Horn, Vorbachzimmern (zweiter Vorsitzender), Frank Egner (Kocherstetten), Carina Ostertag, Schöntal (neu), Peter Lutz, Niedernhall (neu), Wolfgang Haas, Oberginsbach, Bruno Hammel, Winzenhofen, Martin Renner, Hollenbach, Michael Schmitt, Markelsheim, Eugen Teufel, Igersheim, Andreas Beck, Weikersheim (neu), Johannes Steffl, Wohlmutshausen.
Verabschiedungen: Aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden sind Siegfried Emmert, Adolzhausen (31 Jahre), Fritz Gräter, Orendelsall (30 Jahre), und Gerhard Wunderlich, Ailringen (15 Jahre). Verbunden mit großem Dank, erhielten sie aus den Händen von Patrick Schmälzle vom Genossenschaftsverband die Ehrenurkunde (Wunderlich) sowie die Raiffeisen-Schulze-Deltzsch-Medaille (Emmert und Gräter) verliehen.
Vorstand und Aufsichtsrat haben eine Warenrückvergütung in Höhe von 216 409,33 Euro an die Mitglieder beschlossen.
Der Bilanzgewinn in Höhe von 984 188,84 Euro wandert in die Rücklagen.
Anfang 2022 hatte die BAGeno 1498 Mitglieder mit 2171 Geschäftsanteilen, zum Ende des Jahres waren es 1494 mit 2182 Anteilen. Somit hat sich das Guthaben der verbleibenden Mitglieder um 76 874,16 Euro erhöht.
Die BAGeno beschäftigte 2022 250 Menschen, davon 148 in Vollzeit, 15 waren in der Ausbildung.
Der Umsatz wurde um rund 29 Millionen auf 153 343 900 Euro nach oben geschraubt. ktm
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