Bad Mergentheim. Aufgrund der Gasumlage müssen die Verbraucher ab Oktober tiefer in die Tasche greifen. Die Redaktion sprach darüber mit dem Geschäftsführer des Stadtwerks Tauberfranken, Paul Gehrig.
Die Höhe der Gas-Umlage ab Oktober wurde am Montag bekanntgegeben. Was bedeutet dies für die Stadtwerk-Kunden?
Paul Gehrig: Das bedeutet, dass wir ab 1. Oktober für jede verbrauchte Kilowattstunde Gas diese Umlage zusätzlich erheben und abführen müssen. Wir müssen folglich die Gaspreise zum 1. Oktober anpassen um die jetzt bekannte Gasbeschaffungsumlage von 2,4 Ct/kWh netto und um die Gasspeicherumlage, die am 18. August erst bekannt gegeben wird. Hier rechnen wir nochmals mit 1,5 bis 2 Ct/kWh netto.
Wie und vor allem ab wann genau wird die Umlage eingezogen? Was müssen die Stadtwerk-Kunden hierzu wissen?
Gehrig: Wir werden die Kunden in einem gesonderten Schreiben über die zusätzlichen Umlagen ab 1. Oktober informieren. Die Schreiben werden in einer Nachtschicht am kommenden Donnerstag erstellt und am Freitag versendet. Gleichzeitig müssen wir natürlich die monatlichen Abschläge anpassen, damit es in der Jahresendabrechnung nicht zu ungewöhnlich hohen Nachzahlungen kommt. Und wir versuchen über alle Kanäle – über Bundesverbände, über unsere Bundestagsabgeordneten die Politik zu überzeugen, dass die Mehrwertsteuer auf Energielieferungen auf sieben Prozent abgesenkt werden muss sonst bereichert sich der Bund noch an den schrecklich hohen Energiepreisen. Das würde sofort zu einer Entlastung von zwölf Prozent bei den Verbrauchern führen. Für kleine und mittlere Einkommen muss der Bund in diesen Zeiten einen zusätzlichen sozialen Ausgleich schaffen.
Welche Informationen für die Verbraucher sind zu diesem Thema noch wichtig?
Gehrig: Wichtig ist, dass alle Kunden prüfen, wo sie Erdgas und Strom einsparen können und dies auch tun. Wir sind europaweit ja aufgerufen, mindestens 15 Prozent Erdgas einzusparen, in Deutschland sollten es mindestens 20 Prozent sein. Dazu kann jeder Haushalt seinen Beitrag leisten indem die Raumtemperatur um 2 bis 3 Grad abgesenkt wird und manche nur temporär benötigten Räume auch nur temporär beheizt werden.
Die Heizungsanlagen und die Thermostate sollten jetzt nochmals vom Fachmann gecheckt werden. Und bitte bitte beachten: Mit Strom betriebene Heizstrahler sind keine Alternative beim Heizen! Das ist noch teurer und kann Probleme in der Stromversorgung verursachen.
Fazit: Mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer und dem persönlichen Energiesparen jedes einzelnen Kunden können die zusätzlichen Belastungen zwar nicht ausgeglichen werden, aber der Geldbeutel in privaten Haushalten kann im vierstelligen Bereich entlastet werden.
Wie laufen die Vorbereitungen des Stadtwerks im Hinblick auf eine mögliche Gas-Mangellage im Winter?
Gehrig: Zunächst prüfen wir, wo wir selbst oder größere Kunden von uns Erdgas ersetzen und einsparen können. Dann haben wir verschiedene Notfallszenarien durchgespielt und festgelegt, was jeweils zu tun ist um den Minimaldruck im Gasnetz aufrecht und damit das Netz stabil zu halten. Denn nur dann können wir die geschützten Kunden, das sind alle Haushalte, Kleinverbraucher aus Handel, Gewerbe und Dienstleistung sowie soziale Einrichtungen und Einrichtungen des Bundes zuverlässig mit Erdgas versorgen.
Wie groß sind die Sorgen unter den Großkunden des Stadtwerks ab einem bestimmten Zeitpunkt kein Gas mehr geliefert zu bekommen? Gibt es Notfallpläne?
Gehrig: Großkunden, die bei einer Gas-Mangellage von der Bundesnetzagentur – dem so genannten Bundeslastverteiler – abgeschaltet oder erheblich reduziert würden, haben wir in unserem Netz nicht. Als Netzbetreiber müssen wir aber gegegebenfalls selbst aktiv werden und größere Verbraucher abschalten, um den notwendigen Druck in unserem Gasnetz zu gewährleisten.
Deshalb sind wir mit all diesen Kunden im intensiven Austausch und prüfen, wo Erdgas ersetzt oder deutlich reduziert werden könnte, ohne größere Schäden zu verursachen. Wir möchten das im Konsens mit den Kunden erreichen, die alle ihren Beitrag leisten wollen und werden.
Ja, wir haben bereits Notfallpläne für diese unterschiedlichen Szenarien.
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