Odenwald-Tauber. Dass Politiker eben nicht nur hinter lukrativen Posten her sind, wie oft als Klischee dargestellt, beweisen die Mandatsträger auf kommunaler Ebene. Ehrenamtlich und oft neben einer fordernden Berufstätigkeit bringen sie sich für die Geschicke ihres Ortes, der Gemeinde oder des Landkreises ein. Nachdem 2019 das letzte Mal gewählt wurde, sind die Gremien bei der anstehenden Wahl wieder komplett neu zu besetzen.
Doch wie ist der Stand der Vorbereitungen? Die Fränkischen Nachrichten haben hierzu alle maßgeblichen Akteure im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis kontaktiert und um eine Stellungnahme gebeten.
Aufstellung Anfang 2024
Während die offiziellen Listenaufstellungen in den beiden Landkreisen erst zu Beginn des kommenden Jahres stattfinden, finden schon jetzt Sondierungen durch die Parteien statt. Wer könnte sich vorstellen, zu kandidieren? Kriegen wir genug Kandidaten für eine eigene Liste zusammen oder sollen unsere Kandidaten auf einer nicht-parteigebundenen Liste kandidieren? Zu diesen Fragen suchen die Akteure derzeit Antworten.
Bei den Grünen ist man klar auf „Expansionskurs“. Sowohl Birgit Väth (Main-Tauber) als auch Andreas Klaffke (Neckar-Odenwald) wollen mit ihren Kreisverbänden eine stärkere Kommunalpräsenz als noch 2019 erreichen. „Wir konnten seit der letzten Wahl zwei neue Ortsverbände (Lauda-Königshofen und Oberer Bezirk) gründen und den Ortsverband in Tauberbischofsheim reaktivieren. Das sind gute Voraussetzungen dafür, um nicht nur für den Kreistag und die Städte Wertheim und Bad Mergentheim, sondern auch für weitere Kommunen Wahlvorschläge einreichen zu können, entweder als Grüne Liste oder in Verbindung mit anderen“, erklärt Birgit Väth. Ihr Kollege Andreas Klaffke hält eine erstmalig rein grüne Buchener Liste für wahrscheinlich. Trat man hier bislang auf offenen Listen an, soll nun also genug Personal für eine komplett eigenständige Liste gefunden werden.
Eigene Liste in Buchen
Dies ist auch bei den Sozialdemokraten vor Ort der Fall. In Buchen will die SPD ebenfalls mit eigener Liste antreten, wie Markus Dosch und Dr. Dorothee Schlegel für die SPD Neckar-Odenwald erklären. Für den Kreistag werde es eine SPD-Liste geben, auf Ortschaftsebene werden die Kandidaten auf freien Listen zu finden sein. In „wenigen Orten“, wo schon bislang keine eigene Liste der Sozialdemokraten zu finden war, werde man wohl auch dieses Mal keine aufstellen und auch einige Gemeinderatslisten werden nach Auskunft der Sprecher nicht voll besetzt sein.
Die CDU will ihre Präsenz halten, schon 2019 trat man in fast allen Kommunen sowie zur Kreistagswahl mit eigenen Listenvorschlägen an. Jan Inhoff (Neckar-Odenwald) und Dominik Martin (Main-Tauber) bekräftigen, auch im kommenden Jahr wieder flächendeckend christdemokratische Listen aufstellen zu wollen. Ausnahmen seien nur kleinere Kommunen mit bislang parteiunabhängigen Bürgerlisten, hier wird nach Auskunft von Dominik Martin auch im kommenden Jahr keine separate CDU-Liste aufgestellt.
So soll das auch bei den Freien Wählern ablaufen. Diese sind dabei nicht mit der in Bayern an der Regierung beteiligten Partei zu verwechseln, sondern es handelt sich tatsächlich um parteiungebundene Kandidaten, die sich auf kommunaler Ebene zusammenschließen. Diese sind in den Kommunen entweder unter „Freie Wähler“ oder ähnlichen Namen wie „Freie Bürgerliste“ auf den Stimmzetteln zu finden. Neckar-Odenwald-Sprecher Bruno Herberich sieht die Freien Wähler aktuell „gut aufgestellt“.
Bislang weniger prominent in den beiden Landkreisen vertreten sind die FDP, die AfD und die Linke (im Main-Tauber-Kreis). Auch hier trifft man analog zu den größeren Akteuren Vorbereitungen.
Trotz „wenig Rückenwind aus Berlin“ will die Linkspartei nach Angaben von Co-Kreisvorsitzendem Rolf Grüning bei den Kommunalwahlen nicht nur antreten, sondern im Vergleich zu 2019 ihre Präsenz sogar erweitern. Zusätzlich zum Kreistag und dem Stadtrat von Tauberbischofsheim hätten sich auch schon „einige Leute“ bereiterklärt, für den Stadtrat von Lauda-Königshofen zu kandidieren.
Gewissermaßen fast schon zu viel Rückenwind erhält wohl die AfD. Starke Umfrageergebnisse im Bundestrend dürften der Partei auch auf kommunaler Ebene Mandatsgewinne in größerem Umfang als noch 2019 bescheren. „Wählen reicht teilweise nicht. Trotz steigender Zustimmung muss es auch Menschen geben, die sich politisch als Kandidaten einbringen, ansonsten gibt es bei Wahlen eben trotzdem nur eingeschränkte Auswahl. So wird das auch diesmal in vielen Gemeinden sein, wenn sich nicht noch Interessenten für kommunale Ämter finden“, fasst Tobias Eckert, Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag Neckar-Odenwald, die Lage seiner Partei vor den Kommunalwahlen zusammen. Denn bei zu wenigen Kandidaten müssten der Partei eigentlich zustehende Mandate unbesetzt bleiben. Das regelt das baden-württembergische Kommunalwahlgesetz.
Bei der FDP Main-Tauber freut man sich vor allem über junge Mitglieder, die für die Liberalen kandidieren wollen. Während man für die Kreistagswahl eine auch für Nicht-Mitglieder offene Liste erstellen will, kann über den Antritt bei Gemeinderatswahlen derzeit noch keine Auskunft gegeben werden. Kreisvorsitzender Benjamin Denzer ist dennoch optimistisch: „Es ist nicht aller Tage Abend und (Kommunal-)Politik hat bei der FDP Zukunft“.
Was bei allen Anfragen bestätigt wurde, war ein Rückgang bei Kandidatenzahlen und Probleme bei der Personalrekrutierung. Näheres hierzu finden Sie in einem separaten Artikel.
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