Solidarität und Austausch

Kurstadt knüpft Kontakte in die Ukraine

Delegation aus Velyka Dymerka zu Gast im Taubertal

Von 
stv
Lesedauer: 
OB Udo Glatthaar (Mitte) mit dem stellvertretenden Gemeindevorsteher Oleksandr Kutsenko (Dritter von links), Katrin Kohlschreiber-Haas vom DHBW-Campus (Zweite von rechts) und den Vertreterinnen der ukrainischen Delegation sowie Verwaltungsmitarbeitern beim Empfang im Neuen Rathaus. © Stadt Bad Mergentheim

Bad Mergentheim. Auf Initiative von Oberbürgermeister Udo Glatthaar hat eine Delegation aus dem ukrainischen Velyka Dymerka Bad Mergentheim besucht. Das Bekenntnis zu Dialog, Austausch und Zusammenarbeit soll inmitten des russischen Angriffskrieges auch ein klares Zeichen der Solidarität vonseiten der Kurstadt sein.

Die Kommune Velyka Dymerka hat rund 39 000 Einwohner und liegt nahe Kiew. Der Kontakt kam bei einem internationalen Forum zur Unterstützung der Ukraine zustande, wo Kommunen aus Deutschland und der Ukraine sich getroffen haben, um stärker zu kooperieren.

„Wir teilen mit den Ukrainern die europäischen Werte von Demokratie, Freiheit und Menschenrechte – ich sehe deshalb auch uns als Kommunen in der Pflicht, Brücken zu bauen für eine gemeinsame Perspektive“, sagte OB Udo Glatthaar. „Putins verbrecherischer Angriffskrieg auf die Ukraine ist eine Katastrophe für die Menschen dort und ihr Schicksal bewegt uns jeden Tag. Statt ohnmächtig daneben zu stehen, gilt es jetzt, Freundschaften und Verbindungen zu festigen. Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene ist dabei ein guter Weg und schafft unmittelbaren Zugang zur Lebenswirklichkeit auf beiden Seiten.“

Mehr zum Thema

Kommunalpolitik

Haus Sonneck in der Kurstadt: Kein Wohnraum für Flüchtlinge

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Kreative Köpfe (Teil 5)

Junge Erfinder strahlen beim fertigen Prototypen

Veröffentlicht
Von
Linda Hener
Mehr erfahren

Der Besuch hatte das Schwerpunkt-Thema Bildung. Der stellvertretende Gemeindevorsteher Oleksandr Kutsenko hatte nicht nur eine in der Verwaltung dafür verantwortliche Mitarbeiterin mitgebracht, sondern seine Delegation umfasste darüber hinaus acht Schulleiterinnen aus Velyka Dymerka. Die Gemeinde betreibt 25 Schulen und Bildungseinrichtungen mit 6000 Schülern. Das Programm war von OB Udo Glatthaar mit dem für die internationalen Kontakte zuständigen Fachbereichsleiter Jürgen Friedrich und weiteren Stadt-Bediensteten sowie externen Partnern entsprechend zugeschnitten worden.

Erste Station war der DHBW-Campus. Dort begrüßte Professor Dr. Enrico Purle, Studiengangleiter BWL-International Business, die Delegation und stellte die Duale Hochschule sowie speziell den Campus Bad Mergentheim vor. Die stellvertretende Leiterin des International Office, Anna-Magdalena Bröckl, zeigte im Anschluss Möglichkeiten für DHBW-Studenten auf, internationale Austausche zu erleben und interkulturelle Trainings zu durchlaufen. Corinne Kerscher, Zuständige für die Verwaltung des neu gegründeten Studienkollegs, erläuterte die Voraussetzungen für diese Form der einjährigen Studienvorbereitung für ausländische Studieninteressierte und ermöglichte den direkten Austausch der Delegation mit einem ukrainischen Stipendiaten des Studienkollegs.

Bei einem Empfang im Neuen Rathaus stellte Lukas Wegner von der Tourist Information den Gästen Bad Mergentheim vor. Oleksandr Kutsenko überreichte einige Gastgeschenke, unter anderem eine kleine Schutz- und Glücksfigur für das Rathaus. OB Udo Glatthaar bekräftigte, dass er sich auch namens der Verwaltung und Bürgerschaft Bad Mergentheims sehr über den Besuch freue und sprach sich langfristig für einen EU- und Nato-Beitritt der Ukraine aus.

Nächste Station war die Kopernikus-Realschule, wo Schulleiter Heiko Knebel über das Bildungssystem sowie schulische Abläufe informierte. Außerdem gab es Einblicke in Klassen- und Fachräume. Die Gäste waren auch hier interessiert und hatten unzählige Nachfragen, zur Finanzierung des Schulwesens genauso wie zu Details des Unterrichts und zu Austausch-Formaten.

Emotional wurde es beim Aufeinandertreffen von geflüchteten ukrainischen Kindern, die in der Schule betreut werden, mit der Delegation – wobei auch einige Tränen flossen. Die Gäste brachten ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, dass die Kinder so gut aufgenommen und versorgt werden.

Zum Abschluss des Tages stellte Julia Krupka, Marketingleiterin der Kurverwaltung, den Kurpark, die Gesundheits-Angebote und die aktuelle Skulpturen-Ausstellung vor. Am Abend knüpften die Gäste weitere Kontakte und wurden beim lockeren Austausch unter anderem von Eberhard Vollmer vom städtischen Partnerschaftskomitee betreut. Vor dem Abschied am nächsten Morgen stand noch eine Stadtführung auf dem Programm.

„Wir hatten einen sehr intensiven und guten, ja herzlichen und auch berührenden Austausch mit Velyka Dymerka“, fasst Oberbürgermeister Udo Glatthaar den Delegationsbesuch zusammen. „Mein Ziel ist es, dass wir interessierte Schüler und angehende Studenten für unsere Region gewinnen – gerade jene, die in der Ukraine die deutsche Sprache lernen.“ Nach dem Krieg könne sich daraus zudem ein regelmäßiger Austausch in beide Richtungen entwickeln. stv

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten