Jahrelang weigerte sich Wachbach, ein Stadtteil Bad Mergentheims zu werden. Kurz vor Torschluss gab das Dorf seinen Widerstand auf. Auch der Gemeinderat war gespalten.
Wachbach. Als der Bad Mergentheimer Bürgermeister Dr. Mauch und der Wachbacher Bürgermeister-Stellvertreter Alfons Dietzel den Eingemeindungsvertrag am 27. Juni 1974 im Wachbacher Rathaus unterzeichneten, wurde eine Ehe geschlossen, die man wohl kaum als Liebesheirat bezeichnen kann, sondern schon eher als Vernunftehe. Kurz vor Torschluss der Freiwilligkeitsphase hatte sich die „störrische“ Gemeinde doch noch entschlossen, die Eingemeindung zu schlucken, um einer Zwangseingliederung zuvor zu kommen, die zum 1. Januar 1975 gedroht hätte. Einen Tag vor diesem Zwangsdatum wurde Wachbach ein Stadtteil Bad Mergentheims. Es war der 31. Dezember 1974. Belohnt wurde dieser Schritt mit einer Fusionsprämie in Höhe von 85 000 DM.
Während sich der Wachbacher Gemeinderat zwei Tage vor der Vertragsunterzeichnung bei einer Kampfabstimmung mit fünf gegen drei Stimmen und einer Enthaltung für die Eingemeindung entschied, hatten die Wähler bei einer Bürgeranhörung keinen Zweifel daran gelassen, dass ein Großteil von ihnen klar gegen eine Verbindung mit der Stadt Bad Mergentheim war. Die Wahlbeteiligung betrug 65,4 Prozent, wobei 87,5 Prozent mit Nein stimmten.
Schon Anfang 1971 hatte Bad Mergentheim der Gemeinde Wachbach Gespräche zur Eingemeindung angeboten. Aber dieses Angebot fand keine positive Resonanz, denn Wachbach hatte andere Pläne. Das Dorf wollte durch die Eingliederung von Hachtel, Herbsthausen und Rot als selbstständiger Teilverwaltungsraum im Rahmen einer Verwaltungsgemeinschaft eigenständig bleiben. Aber die Gemeinderäte der Eingliederungskandidaten wählten schließlich einen anderen Weg, und der führte nach Bad Mergentheim.
Dass sich der Weg nach Bad Mergentheim auch für Wachbach gelohnt hat, machte Ortsvorsteher Alfons Dietzel elf Jahre nach der Eingemeindung in einem Interview deutlich, in dem er eine stattliche Reihe von Maßnahmen (von Wasserversorgung bis Baugebiet) auflistete, die dem Ort seit dem Verlust der Selbstständigkeit zugutekamen. Und was sagt der heutige Ortsvorsteher zur Verbindung mit Bad Mergentheim? Wir sprachen mit Hermann Dehner.
Wie sieht aus aktueller Sicht Ihre Bilanz dieser langjährigen „Ehe“ aus?
Hermann Dehner: Durchaus positiv. Vieles wäre wahrscheinlich nicht umsetzbar. Ich denke dabei an die Schulturnhalle und den Kindergarten. Bad Mergentheim lebt durch die Vielfältigkeit der Stadtteile.
Ist Wachbach in der Großen Kreisstadt gut aufgehoben?
Dehner: Ich fühle mich gut in der Großen Kreisstadt aufgehoben, wir sind über die Jahrzehnte ganz gut zusammengewachsen.
Welche Vorteile, welche Nachteile sehen Sie?
Dehner: Zu den Vorteilen gehört die Umsetzung größerer Projekte, die in einer kleineren Einheit nicht möglich wären. Zu den Nachteilen gehört, dass die Priorisierung der größeren Projekte, verteilt über die Ortsteile, von der Verwaltung, dem Gemeinderat festgelegt wird.
Gibt es Reibungspunkte?
Dehner: Reibungspunkte gibt es sicherlich. Das ist auch ganz normal. Die Frage ist, wie man die einzelnen Punkte bewertet. Wenn man das Ganze betrachtet, ist es doch ein gutes Zusammenarbeiten.
Haben Sie Änderungswünsche?
Dehner: Nein.
Sind die Stadtteile und die Kernstadt zusammengewachsen?
Dehner: Zum 31. Dezember 1974 wurde Wachbach in die Stadt eingegliedert. Seitdem sind die Stadt und ihre Stadtteile kontinuierlich zusammengewachsen.
Gibt es einen Grund zum Feiern?
Dehner: Ja, die Entwicklung der Stadt spricht für sich, die Größe und Vielfältigkeit machen uns auch im Kreis zu einem der wichtigsten Faktoren.
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