Bad Mergentheim. Eine wissenschaftliche Tagung in Bad Mergentheim hat Impulse für weitere Erforschung der Schlösserlandschaft gegeben. Veranstalter waren die Staatlichen Schlösser und Gärten gemeinsam mit dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur. Unter dem Titel „Residenz Mergentheim – Schloss und Stadt des Deutschen Ordens“ nahm die Tagung in fünf Sektionen aktuelle bauhistorische Untersuchungen des Schlosses in den Blick und beleuchtete wichtige Stationen seiner Geschichte. 14 namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentierten ihre Ergebnisse aus Architektur, Geschichte, Kunstgeschichte und weiteren Forschungsdisziplinen in Vorträgen mit Diskussion.
Der Vorsitzende des Rudolstädter Arbeitskreises, Professor Dr. Matthias Müller von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, hob die Bedeutung der Erforschung und des Schutzes von Kulturgut gerade in Kriegs- und Krisenzeiten hervor. Wie Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, resümierte, habe die Tagung einen wichtigen Anstoß zur weiteren Erforschung der baden-württembergischen Schlösserlandschaft geliefert. „Zudem können die bei der Tagung vorgestellten neuen Forschungsergebnisse in die Weiterentwicklung des Schlosses einfließen“, ergänzt Maike Trentin-Meyer, Konservatorin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten.
Die Tagung rückte Mergentheim als Sitz des Deutschen Ordens in den Fokus der überregionalen Forschung. So gingen durch den Residenzstatus des Schlosses Impulse für die Stadtentwicklung und -verwaltung aus. Was das Verhältnis von Hof und Bürgerschaft betrifft, stellten zwei Referenten eine große Abhängigkeit zwischen beiden Parteien fest. Eine überzeugende These stellte Professor Dr. Hermann Hipp aus Hamburg auf: Die sogenannte Reitertreppe im Schlosshof ist von Blasius Berwart – genauso wie die nach ihm benannte berühmte „Berwarttreppe“ im Residenzschloss. Bisher konnte die „Reitertreppe“ keinem Baumeister zugeordnet werden. Berwart baute ab 1571 die mittelalterliche Burg zur repräsentativen Schlossanlage des Deutschen Ordens aus.
Mindestens genauso zentral ist die These von Wolfgang Hartmann: Das Mergentheimer Schloss geht auf die bisher erfolglos gesuchte Neuenburg des letzten Grafen von Comburg-Rothenburg zurück, der mit einer Gräfin von Mergentheim verheiratet war. Bisher nahm man an, dass der Sitz des Deutschen Ordens aus einer Schenkung der Herren von Hohenlohe entstand.
Auch die Ergebnisse von Dr. Wolfgang Wiese aus Karlsruhe zur ehemaligen Einrichtung des Schlosses waren ergiebig, insbesondere was die ehemalige Gemäldesammlung des Fürsten Colloredo angeht, die um 1800 in der Neuen Fürstenwohnung des Schlosses gezeigt wurde. Die Teilnehmenden machten sich ein Bild von den aktuellen Projekten zur Erforschung und Umgestaltung des Schlosses und Parks machen.
Feierlicher Höhepunkt der Tagung war der Abendvortrag von Professor Dr. phil. Dr. h. c. mult. Udo Arnold aus Bonn. Der Experte der Deutschordensforschung – selbst Ehrenritter des Deutschen Ordens – gab einen umfassenden Einblick in Blüte und Zerfall des Deutschen Ordens. Zum Abschluss führte der Stadt- und Museumsführer Dr. Christoph Bittel Tagungsgäste durch Schloss und Stadt.
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