Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen - Politik, Mühlenbetreiber und Handelsketten sehen keinen Anlass für Panik / Regale werden wieder aufgefüllt

Hamsterkäufe bei Mehl und Speiseöl

Kein Mehl, kein Sonnenblumen- oder Rapsöl, nur noch wenige Packungen an Toilettenpapier – leere Regale finden sich aktuell in vielen Einkaufsmärkten. Politik, Mühlenbetreiber und Handelsketten sehen aber keine Notwendigkeit fürs Hamstern.

Von 
Sascha Bickel
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Kaum noch Mehl ist für die Kunden in diesem Lebensmittelmarkt zu bekommen. Die Regale für manche Produkte sind weitestgehend leer gekauft. © dpa

Odenwald-Tauber. Man fühlt sich in diesen Tagen im Supermarkt sofort an den Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 erinnert: Damals gab es einen irren Hype ums Klopapier und um die Nudeln. Jetzt fehlen vor allem Mehl, Sonnenblumen- und Rapsöl in den Regalen – aber auch vereinzelt wieder Toilettenpapier. In den vergangenen Tagen gab es Hamster- und Panikkäufe aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Fakt ist, dass Russland und die Ukraine zu den weltweit wichtigsten Getreideexporteuren gehören. Ein Grund für die hohe Speiseöl-Nachfrage könnte auch sein, dass einige Zeitgenossen aufgrund der explodierten Spritpreise ihren alten Diesel jetzt lieber mit billigem pflanzlichen Öl betanken. Autoexperten warnen jedoch vor Mineralöl-Steuerbetrug und kaputten Dichtungen.

Sprunghaft gestiegen

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Dass die Nachfrage nach Mehl und Speiseöl seit etwa einer Woche sprunghaft gestiegen ist, bestätigt Ayse Cevahir, die Geschäftsführerin des Rewe-Marktes in Bad Mergentheim. Sie merkt am Freitagvormittag aber auch an, dass der Ansturm schon wieder etwas nachlasse. Neue Ware komme nach und man achte jetzt noch mehr auf die Abgabe bestimmter Produkte in haushaltsüblichen Mengen. „Unsere regionalen Mehl-Lieferanten sagen, dass sie genug Getreide haben, dies aber erst verarbeiten und abpacken müssen“, so Cevahir.

Karl Kuhn von der Taubermühle in Markelsheim berichtet von einer doppelt so großen Nachfrage nach Mehl wie sonst üblich. Die Regale im eigenen Laden würden ständig aufgefüllt, denn es gebe genügend Ware. Das Getreide beziehe man aus einem Umkreis von rund 40 Kilometern und deshalb sei man gut versorgt. Auch Kuhn rät von Panikkäufen ab, zumal gerade auch im Frühjahr und Sommer eine sachgerechte Lagerung größerer Mengen Mehl nötig sei, um sich keine Schädlingsprobleme ins Haus zu holen. „Ich empfehle ganz normale Mengen einzukaufen“, meint Kuhn.

„Kein Engpass“

Das unterstreicht auch David Hartmann, der Juniorchef der Mühle Klaus Hartmann in Markelsheim: „Auch wir erleben einen großen Ansturm seit vergangener Woche. Die Produktion läuft auf Hochtouren und so ist für Nachschub gesorgt. Es besteht kein Engpass.“

Ebenso wie Karl Kuhn stellt auch David Hartmann fest, dass sich vermehrt ältere Menschen Sorgen um ihre Haushaltsvorräte machen und diese auffüllen.

Dazu sagt Florian Heitzmann, stellvertretender Pressesprecher bei Edeka Südwest, grundsätzlich: „Es gibt weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen. Aktuell können wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen. In Einzelfällen kann es allerdings bei bestimmten Produkten zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen. Dies betrifft insbesondere Speiseöle, die zum Teil auch aus der Ukraine stammen.“

Andrea Kübler von der Kaufland-Unternehmenskommunikation teilt auf Anfrage mit: „Wir sind bestürzt über das Geschehen in der Ukraine und verfolgen die weiteren Entwicklungen sehr aufmerksam. Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenversorgung für unsere Kunden, auch mit Alternativartikeln, grundsätzlich sichergestellt. Lediglich bei einzelnen Produkten kann es zu Lieferverzögerungen kommen. Unsere Filialen werden täglich beliefert, zudem sind in unseren Logistikzentren ausreichend Lagerbestände vorhanden.“

Täglich neue Ware

Aldi Süd-Pressesprecherin Nastaran Amirhaji erklärt: „Wir beliefern unsere Filialen täglich mit neuer Ware. Wir sehen momentan eine stärkere Nachfrage bei einigen Warengruppen und so kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind. Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und reagieren auf diese Entwicklungen. Wir bitten unsere Kunden immer, Waren nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen.“

Auch der Handelsverband sieht keinen Grund zur Panik. Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann sagte der Deutschen Presse Agentur: „Versorgungsengpässe liegen nicht vor, aktuell gibt es lediglich vereinzelte Verteilungsengpässe. Die Versorgung in Baden-Württemberg ist gesichert.“

Und auch der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, betont, dass es derzeit keine Engpässe im Bereich der Lebensmittelversorgung gebe und kein Grund für Hamsterkäufe bestehe. Der CDU-Politiker rechnet allerdings mit steigenden Preisen. „Natürlich wird der Krieg in der Ukraine Einfluss auf die Lebensmittelpreise in Deutschland haben. Das sehen wir bereits – und zwar nicht nur beim Zwischenhandel, sondern auch bei den Verbraucherpreisen.“ Die Ursachen lägen nicht nur bei den Preissteigerungen für Agrarrohstoffe, sondern auch bei den gestiegenen Energiekosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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