Bad Mergentheim. Vor 200 Jahren, am 17. Oktober 1822, stach Herzog Paul Wilhelm von Hamburg aus in See. Seine Reise – eine wissenschaftliche Expedition – führte ihn nach Nordamerika. Der Herzog war Entdecker, Forscher und Sammler. Im Residenzschloss Mergentheim richtete er eine Sammlung ein, die schon seine Zeitgenossen beeindruckte. Eine Sequenz in der Dauerausstellung im Residenzschloss würdigt das Lebenswerk des Herzogs, der zu den bedeutendsten Naturforschern des 19. Jahrhunderts zählt.
Herzog Paul Wilhelm war durch und durch Forscher. Der jüngste Sohn von Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg und Herzogin Luise, geborene Prinzessin zu Stolberg-Gedern, verschrieb sein Leben der Länder- und Völkerkunde. Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien: Im Namen der Wissenschaft erforschte der Württemberger die Kontinente. Am 17. Oktober 1822 unternahm der Herzog seine erste Expedition nach Nordamerika. Seine Eindrücke, Erlebnisse und Beobachtungen dokumentierte er akribisch im Buch „Erste Reise nach dem nördlichen Amerika in den Jahren 1822 bis 1824“.
Die Aufzeichnungen des Herzogs zeigen seinen Forschungseifer und seine Neugierde: „Wenn der Anblick des ersten Landes jedem Seefahrer einen angenehmen Eindruck gewährt, um wie viel größer ist er nicht bei dem Reisenden, dessen ganze Phantasie mit dem Gemälde einer für ihn neuen Welt im Voraus beschäftigt ist.“ Gleich viermal reiste Herzog Paul Wilhelm über den Atlantik und besuchte dabei unter anderem Kuba, Brasilien, Chile, aber auch den Mississippi, Nebraska, New Orleans und New York. Er war beteiligt an der Auffindung der Quellen des Missouri und lernte William Clark, den Leiter der berühmten Lewis-Clark-Expedition, kennen. Daher ist der Herzog auch heute noch in Amerika bekannt.
Herzog Paul Wilhelm brachte von seinen Expeditionen ausgewählte und exotische Raritäten zurück in die Heimat. Um seine zoologischen, botanischen und ethnographischen Kostbarkeiten auszustellen, benötigte er insgesamt 20 Räume im Residenzschloss Mergentheim. Die Sammlung des Herzogs zählte zu seiner Zeit zu den umfassendsten naturwissenschaftlichen und ethnographischen Privatsammlungen Deutschlands und zog zahlreiche Interessierte an. Der bekannte schwäbische Dichter Eduard Mörike besuchte sie 1846.
Nach dem Tod Herzog Paul Wilhelms 1860 wurde seine Sammlung versteigert. Die Sammlungsstücke sind hochgeschätzt und Teil wichtiger Bestände, zum Beispiel im British Museum in London, im Lindenmuseum Stuttgart und im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Eine Ausstellungssequenz im Residenzschloss Mergentheim thematisiert die Reisen des Herzogs Paul Wilhelm. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse seiner Expeditionen ist dort eine Gouache aus der Hand des Herzogs zu sehen: Sie zeigt ihn am „blauen Fluss“ mit Wa-kan-ze-re, dem Häuptling der Kansa, den er auf seiner ersten Reise nach Amerika traf. In diesem Jahr konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zudem im Residenzschloss Mergentheim das neue Buch „Der Forschungsreisende Herzog Paul Wilhelm von Württemberg in Mergentheim“ vorstellen, das die Ergebnisse der Forschungen über die Zeit des Herzogs in Mergentheim präsentiert.
Das Residenzschloss Mergentheim ist bis Ende Oktober mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 10.30 bis 17 Uhr und von November bis Ende März mittwochs bis samstags von 14.00 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet. Am 24., 25. und 31. Dezember ist es geschlossen.
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