Bad Mergentheim. Die Gemeindegliederzahlen sinken, die Ausgaben steigen, und die Entwicklung der Kirchensteuer stagniert. Das war der Rahmen für die Finanzberatungen im evangelischen Kirchenbezirk Weikersheim.
Kirchenbezirksrechnerin Claudia Streng erläuterte den im Bad Mergentheimer Gemeindezentrum versammelten Kirchengemeinderäten und Pfarrern detailliert den Haushaltsplan 2023. Er hat im ordentlichen Haushalt einen Umfang von 1,089 Millionen Euro, seine Schwerpunkte sind Dekanatamt, Kirchenmusik und Jugendwerk, Diakonisches Werk und Psychologische Beratungsstelle.
Finanziert wird dieser Betrag (neben Kirchensteuern, Spenden und staatlichen Zuschüssen für die Beratungsarbeit) vor allem durch eine Umlage bei den Kirchengemeinden des Bezirks. Diese beträgt 32,69 Euro je Gemeindemitglied, was eine Steigerung um 1,1 Prozent bedeutet. Ohne Gegenstimmen beschlossen die Synodalen den Haushaltsplan. Aktuell verbessere sich die finanzielle Lage der württembergischen Landeskirche, berichtete Klaus Röger vom Evangelischen Verwaltungszentrum Öhringen, doch in den nächsten Jahren würden die Zuweisungen an die Bezirke stagnieren. Wenn man die Inflation (und die abnehmenden Zahlen der Kirchenmitglieder) berücksichtige, bedeute das eine Einschränkung der finanziellen Spielräume der Gemeinden.
Das konkretisierte Dekanin Renate Meixner in ihrem Bericht. Jährlich verliere der Kirchenbezirk Weikersheim zwischen 200 und 250 Gemeindemitglieder – dabei sei der Rückgang um 1,4 Prozent deutlich geringer als die 2,4 Prozent auf Landesebene. Gut zur Hälfte sei der demographische Wandel verantwortlich, doch auch die Zahl der Austritte sei recht hoch.
Nicht mehr selbstverständlich seien Taufen und Konfirmationen, Trauungen und kirchliche Bestattungen. Die Auswirkungen der Pandemie seien hier noch nicht geklärt. „Wir haben gelernt, mit Corona zu leben“, so die Dekanin. Digitale Angebote hätten sich bewährt, gleichwohl seien Angebote „in echt“ unverzichtbar, um „Gemeinschaft zu leben und miteinander im Glauben zu wachsen“. Doch „wir kehren nicht zur alten Normalität zurück“, man sei in einem großen Veränderungsprozess, der von den großen Krisen der Zeit beeinflusst werde, aber auch von innerkirchlichen Themen.
Die Tafelläden der Diakonie hätten durch Krieg in der Ukraine und die Energiekrise enorme Bedeutung bekommen.
Die zum Jahresanfang gegründete Verbundkirchengemeinde Wildentierbach habe sich bewährt. In Neunkirchen, Althausen und Edelfingen sei man auch dem Weg dahin, aber werde angesichts des Pfarrplans 2030 „erst mal abwarten“. Energiesparen sei gefragt und das friedlich Miteinander müsse in den Gemeinden immer wieder eingeübt werden.
Erfreulich sei, so Renate Meixner, dass alle Pfarrstellen besetzt seien. Zusammen mit den drei dem Bezirk zugeordneten Pfarrstellen seien es im Moment 20 Pfarrerinnen und Pfarrer. Wie im Vorjahr habe man zwölf Prädikanten, drei seien in Ausbildung. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei im Bezirk derzeit in Weikersheim und Bad Mergentheim möglich. Die derzeit teuerste Baustelle sei die Weikersheimer Stadtkirche St. Georg. Zwei Millionen Euro habe allein die bald abgeschlossene Außensanierung gekostet. Davon habe die Kirchengemeinde Weikersheim in den letzten fünf Jahren rund 250 000 Euro an Spenden gesammelt. Die Kosten der geplanten Innensanierung würden auf rund 1,6 Millionen Euro geschätzt – es sei derzeit nicht absehbar, ob und wann sie begonnen werden könne. Allgemein sei der finanzielle Aufwand hoch, um eine Kirche im Bestand zu erhalten. Doch wichtiger als die „Kirchen aus Steinen“ sei die „Kirche aus lebendigen Steinen“. Alles, was in den Kirchengemeinden geschehe, solle daran erinnern, dass Gott „gegenwärtig ist in unserer Welt“. Die Gemeindearbeit „soll Raum öffnen für Begegnungen mit Gott und Mensch“.
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