Feinstaub als das Problem

Bad Mergentheim. Dr. Ellen Gillig ist niedergelassene Kinderärztin in Bad Mergentheim mit einer Schwerpunktpraxis für Kinder mit insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 1. Der Lärm durch die warmlaufenden Dieselzüge sei eine Belästigung. Schwerwiegender sei jedoch die Feinstaubemission durch die laufenden Dieselmotoren. „Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Luftverschmutzung der Umweltfaktor mit der größten Bedrohung der menschlichen Gesundheit“, teilt die Medizinerin gegenüber den FN mit. „Je nach Größe der Partikel gelangen die Staubteilchen bis in die Lungenbläschen, werden dort abgelagert und führen zu chronischen Entzündungen.“

Die Folgen: Erkrankungen der Atemwege von Asthma bis zum Lungenkrebs, Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem mit Arteriosklerose und Bluthochdruck, Aktivierung von Autoimmunerkrankungen mit der Folge von Diabetes mellitus Typ 1 – um nur einige Erkrankungen zu nennen, so Dr. Gillig.

„Besonders Kinder atmen im Verhältnis zu ihrer Größe mehr Luft ein als Erwachsene und schädigen dadurch ihre im Wachstum befindliche Lunge besonders“, gibt sie zu bedenken. „Auch ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind durch Feinstaub vermehrt gefährdet.“

Die Feinstaubbelastung sei aber nicht nur das Problem der Anwohner in der Stifterstraße: Die größten Schadstoffmengen würden im Radius um die Emissionsquelle bis 300 Meter gemessen, damit sei die Innenstadt eindeutig mit betroffen. Je nach Wind und Wetterlage (Inversionswetterlagen) blieben die Konzentrationen auch längere Zeit erhöht, jede Nacht werde dafür gesorgt, dass die Konzentration nicht abnehme.

„Wie kann es sein, dass eine Kurstadt sich nicht für diese Risiken interessiert?“, fragt die Kinderärztin. „Es gibt Städte, in die man nur noch mit grüner Plakate mit dem Auto fahren kann, in Bad Mergentheim stattdessen laufen jede Nacht stundenlang die Dieselmotoren.“ Feinstaub sei nicht nur gesundheitsschädlich, sondern auch klimarelevant. „Eine Stadt, die sich rüstet zur Landesgartenschau, könnte mit Umsicht zur Gesundheit ihrer Bürger und zum Umweltschutz deutlich punkten. Wir fordern die Stadt auf, unsere Forderung für alle Bürger Lärm und Schmutzbelastung durch die Bahn auf das geringstmögliche Ausmaß zu reduzieren“, meint Dr. Ellen Gillig abschließend gegenüber unserer Zeitung.