Tafelladen

Engagement als „besonderes Erlebnis“

Auszubildende von Würth und Roto helfen wöchentlich mit. Positives Feedback

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Azubis der Firmen Roto Frank Dachsystem-Technologie und Würth Industrie Service helfen mit im Tafelladen. Für das Tafelteam eine willkommene Unterstützung, und für die jungen Frauen und Männer ist dieses soziale Engagement eine „gute Erfahrung“. Unser Bild zeigt die Azubis zusammen mit dem Tafelladen-Team. Links hinten Roto-Ausbildungsleiter Torben Götz. Auch seine Würth-Industrie Service-Kollegin Verena Hüttl (Dritte von rechts) und Karin Beuschlein vom Diakonischen Werk (Zweite von rechts) sind sehr angetan vom Engagement der jungen Leute. © Kuhnhäuser

Bad Mergentheim. Er ist längst eine Institution in der Badestadt, der Tafelladen in der Krummen Gasse 20. Er ist aber auch eine Mahnung, denn immer mehr Menschen benötigen diese Einrichtung. Im Verlauf der vergangenen 12 Monate ist die Zahl der Kunden stark gestiegen – nur ein Grund, sich einmal näher mit der Problematik „Tafelladen“ zu beschäftigen.

Auszubildende der Firmen Würth Industrie Service und Roto Frank Dachsystem-Technologie unterstützen seit dem 1. April wöchentlich im Wechsel das Tafelladen-Team. Die jungen Leute kennen die Tafel, aber direkten Kontakt – auch zu den Kunden – hatten sie bisher keinen. Dennoch: Als die Ausbildungsreferentin Verena Hüttl (Würth Industrie-Service) und der Roto-Ausbildungsleiter Torben Götz die Auszubildenden aufriefen, sich für eine besondere Erfahrung zu melden, war der Zuspruch groß, ja geradezu begeisternd. Und so sind junge Leute jetzt regelmäßig im Tafelladen tätig. Hintergrund: „Beide Firmen unterstützen die Tafel seit Jahren mit Geld- und Sachspenden“, sagt Katrin Beuschlein, die beim Träger, dem Diakonischen Werk, in der Tafelarbeit-Leitung wirkt.

Alle melden sich freiwillig

Übereinstimmend berichten Hüttl und Götz davon, dass ihr Aufruf bei den Azubis auf fruchtbaren Boden fiel. „Alle haben sich freiwillig gemeldet, ein Muss gab es nicht“, betont Hüttl. Und dass sie als Würth Industrie Service-Ausbildungsrefentin heute dabei sei, „ist eine Ausnahme. Die jungen Leute machen das ganz selbständig.“ Und ja, sie bekomme „ein gutes Feedback“, die Erfahrung Tafelladen sei für die jungen Leute ein „besonderes Erlebnis während ihrer Ausbildung“.

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Auch Torben Götz von der Roto Frank Dachsystem-Technologie berichtet von „viel Begeisterung“ der Azubis für die Herausforderung, aktiv im Tafelladen mitzuarbeiten. „Die jungen Leute wollen was tun, und soziales Engagement ist ein positiver Beitrag während der Ausbildung. Dem Azubis gefällt es, und wir spüren das auch im Betrieb“, betont Götz.

Und wie sehen es die Azubis selbst? Denny Fritsch (18, Würth Industrie Service) wollte „mal selbst sehen, wie das im Tafelladen so ist und läuft“. Und sich selbst sozial zu engagieren, „das macht ja auch Spaß“. Die Tafelmitarbeiter und die Kunden seien „freundlich, es ist eine gute Erfahrung. Und man sehe auch, „dass es nicht allen so gut geht wie mir“.

Abwechslung

Sein Azubi-Kollege Fabian Schneider (20) hebt die „Abwechslung“ in der Ausbildungsroutine hervor, zudem wertet er die hier gemachten Erfahrungen als „neu und gleichzeitig besonders positiv“. Der Tafelladen bzw. die Tafel selbst seien ihm zwar bekannt gewesen, „aber direkten Kontakt hatte ich bisher nicht. Es ist eine neue und schöne Erfahrung und ganz was anderes als das, was ich bisher kannte.“

Auch die Roto-Azubis Laura von Hören und Philipp Hirt (beide sind 22 Jahre jung) sind sich darüber einig, „neue und gute Erfahrungen“ zu machen. „Man kann anderen Menschen etwas zurückgeben“, sagt Hirt. Er habe bisher „keine Bezugspunkte zur Tafelarbeit gehabt, ich wusste nur, dass es die Tafel gibt“. Der direkte Kontakt zu den Kunden sei ein „positives Erlebnis“, sagt der junge Mann.“

„Es ist eine Abwechslung zum Studienalltag“, erklärt Laura von Hören. Die DH-Studentin hebt hervor, „dass ich hier viel lernen kann“. Das soziale Engagement gebe ihr viel. Der Blick auf Menschen, denen es nicht so gut gehe, und damit auf ihre Lebensumstände, werde geschärft. „Und Spaß macht es mir auch, hier mitzuhelfen.“

Für Katrin Beuschlein ist das ein entscheidender Punkt: „Die Azubis machen das alles freiwillig, und das Engagement, das die jungen Leute mitbringen, ist wirklich bemerkenswert.“ Beiden Firmen spenden regelmäßig für die Tafel – „das zeigt, dass sie sich für diese Gesellschaft engagieren“.

Blick tut gut

Und der Blick auf diejenigen, denen es nicht so gut gehe, tue den Azubis gut. „Niemand geht freiwillig zur Tafel, um einzukaufen. Und wer hier mithilft, der sieht auch die Schattenseiten unserer Wohlstandsgesellschaft und es wird deutlich, was getan werden muss.“ Sie sei, so Beuschlein weiter, „sehr froh, dass die Azubis zu uns kommen, um einen eigenen Beitrag zu leisten, sich also sozial engagieren“. Zu den „Schattenseiten“ der Gesellschaft gehöre auch, dass die Zahl der Einkaufsberechtigten – alle haben einen Ausweis der Sozialbehörde – beständig steige (besonders in den vergangenen zwölf Monaten), gleichzeitig aber die Lebensmittelspenden der Supermärkte weniger werden. „Wir mussten entscheiden, dass die Menschen nur noch ein Mal pro Woche einkaufen können, denn wir haben einfach nicht mehr genug Lebensmittel.“

An jedem Öffnungstag – Dienstag und Freitag – können sich nun 55 bis 65 Haushalte im Tafelladen Bad Mergentheim versorgen, „das sind ca. 100 Erwachsene und etwa 70 Kinder“. Das neue, seit dem 17. April angewandte Verfahren, werde durch eine Gruppeneinteilung „geregelt und kontrolliert“.

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