Edelfingen. Wie man ein Konzert mit zwei Chören, in diesen Fällen jeweils Chorgemeinschaften, und einer Bläsergruppe erfolgreich gestaltet, das hat die Chorgemeinschaft Althausen-Edelfingen (Chorleitung Peter Ruppert) in der Edelfinger Kirche erfolgreich gezeigt. Als mitwirkende Gäste hatte man sich noch den Männerchor Nassau-Schäftersheim (Chorleitung Anna Leuser-Valls) und das Saxophon-Quintett der Musikkapelle Assamstadt (Leitung Sylvia Deißler) eingeladen und damit, so die einhellige Meinung aller Zuhörerinnen und Zuhörer am Ende der Veranstaltung, eine sehr gute Auswahl getroffen.
Die gastgebende Chorgemeinschaft Althausen-Edelfingen eröffnete den musikalischen Nachmittag mit dem fanfarenähnlichen, „Lobet den Herrn der Welt“ (Henry Purcell, Satz Willy Trapp), stimmgewaltig und zum Anlass passend und machte damit die Gäste auf das nachfolgende Programm so richtig neugierig. Die Edelfinger Vorsitzende Karin Stephan freute sich danach in ihren Grußworten besonders über das sehr gut gefüllte Gotteshaus. Besonderen Dank richtete sie an die mitwirkenden Chöre und Musiker, den zahlreichen Gästen für deren Interesse an der Chormusik und allen helfenden Händen vor, während und nach der Veranstaltung.
Es folgte mit „Ich wollte nie erwachsen sein“ (Nassaja, aus Tabaluga, Maffay/Zuckowski, Satz Pasquale Thibaut) ein Ohrwurm, der doch immer wieder wunderschön anzuhören ist, vor allem wenn er, wie in diesem Fall, fehlerfrei gesungen wird. Fast wie ein Gegensatz dazu dann das russische Lied „Raspascholl“ (Satz Gerd Onnen), mit verhaltenem Beginn und sich steigerndem Tempo im weiteren Verlauf. „Rote Lippen soll man küssen“ (Leiber/Bradtke, Satz Werner Waldeck) ist nicht nur eine eindeutige Aufforderung oder ein Schlager, als Lied weckte es sicher auch Erinnerungen an die eigene Jugend.
Wie breit die Chorgemeinschaft Nassau-Schäftersheim als Männerchor aufgestellt ist, war im Anschluss daran zu hören. Nach dem typischen Männerchor „Schöne Nacht“ (Wilhelm Nagel), immer wieder gern gesungen und gehört und mit den bemerkenswerten Tenören und Bässen eine absolute Bereicherung für dieses Konzert, sorgte die eigene Interpretation von „Scarborough Fair“ (Simon and Garfunkel) fast schon für ein Gänsehaut-Feeling bei den Gästen. „Alter Freund“ (Reinhard Mey) war schließlich nicht personenbezogen, sondern dem Wein gewidmet, mit allen seinen Licht- und Schattenseiten und der Erkenntnis zum Schluss: In Vino veritas!
Nicht aus dem Altarraum sondern von der Empore erklangen die Saxophone des Quintetts aus Assamstadt. Zum „Tango del Choclo“ kam noch eine weitere Version aus „Nessaja/Tabaluga“. Beim „Halleluja“ (Leonard Cohen) konnte man sich im Kirchenraum ganz entspannt zurücklehnen und genießen. „Under the moon of love“ bildete schließlich die lautstark geforderte Zugabe und das Publikum klatschte dabei begeistert mit.
Beim „Seven bridges road“ (Steven Young) zeigte sich, wie gut die Chorleiterin „ihre“ Männer aus „Nasse-Schäftersheim“ im Griff hat: Diese reagierten förmlich auf jede Hand- oder Fingerbewegung und ließen das Lied zum Erlebnis werden. Das „Ehrenwort“ (Fäaschtbänkler) war danach einmal mehr ein Genuss für die Zuhörerinnen und Zuhörer. Beim „Fat bottomed girls“ (Queen) zeigten die Männer noch einmal alle Register ihres gesanglichen Könnens und bewiesen damit, dass ein Männerchor in allen Musikrichtungen überzeugen kann. Dazu passten schließlich auch die Zugaben „Vinum schenk ein“ aus dem Barock „Frei wie der Wind“ von Santiano.
Die Gastgeber läuteten schließlich mit dem „Kriminaltango“ (Trombetta/Feltz, Satz Pasquale Thibaut) den letzten Teil des Konzertes ein und imitierten dabei mit ihren Stimmen perfekt das leise Anschleichen und das steigende Tempo mit dem dazugehörenden Schuss. Fast wie im Gegensatz dazu „Weit, weit weg“ (Hubert von Goisern, Satz Lorenz Maierhofer) und gerade dieser Kontrast kam beim Publikum besonders gut an. „Aber dich gibt's nur einmal für mich“ (Nilsen Brothers, Satz Lorenz Maierhofer) regte danach dann noch einmal richtig zum Träumen an.
Wenn jemand über Jahrzehnte hinweg in einem Chor singt und sich dabei vielleicht auch noch zusätzlich engagiert, dann ist das immer eine besondere Ehrung wert. Der stellvertretende Vorsitzende des Chorverbands Hohenlohe, Günter Krieger, betonte dabei, dass die Macht der Chöre, der Musik und des Gesangs leider zu oft unterschätzt werden, obwohl dies heute wichtiger denn je sei. Wenn also jemand „bei der Stange bleibt“, und das auch noch aus Überzeugung, dann stellt das für ihn eine besondere Leistung dar, die natürlich auch entsprechend gewürdigt werden muss. So erhielten Gisela Teifel und Franziska Hopf (jeweils 50 Jahre) die Goldene Ehrennadel mit Urkunde vom Deutschen Chorverband und Helmut Sonntag (40 Jahre) die Silberne Ehrennadel mit Urkunde vom Schwäbischen Chorverband. Alle Geehrten kommen aus Althausen. Kleine Geschenke an sie, die musikalischen Leitungen und die jeweiligen Vorsitzenden rundeten diesen Teil des Nachmittags ab.
Die Chorgemeinschaft Althausen-Edelfingen blieb zunächst mit „Souvenirs, Souvenirs“ (Coben/Bartels, Satz Peter Schnur) bei der zeitgenössischen Musik und diesen kleinen Mitbringseln, die überall zu haben sind. Die Zugabe „Weus’d a Herz hast wie a Bergwerk“ (Rainhard Fendrich, Satz Pasquale Thibaut) konnte danach aber durchaus auch als Liebeserklärung für den Verein, den Gesang und die Musik verstanden werden.
Mit dem gemeinsamen Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ leitete Karin Stephan über zu einem gemütlichen Beisammensein und Ausklang auf dem Kirchplatz.
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