Wohngebiet „Stifterstraße“ an der Bahnlinie

Bürger wehren sich gegen Bahn-Lärm in Bad Mergentheim

Das Rathaus haben 102 Unterschriften von erbosten Bürgern aus dem Umfeld der Stifterstraße erreicht. Sie wehren sich gegen den Bahn-Lärm täglich ab 3.30 Uhr. Oberbürgermeister Udo Glatthaar nimmt nun dazu Stellung.

Von 
Sascha Bickel
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Blick vom Mall-Parkplatz Richtung Stifterstraße. Hier regt sich Widerstand gegen den Lärm der Westfrankenbahn täglich in den frühen Morgenstunden. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. In der Kritik steht die Westfrankenbahn. Sie parkt ihre Diesel betriebenen Züge aktuell nachts neben dem Wohngebiet „Stifterstraße“ und lässt sie ab 3.30 Uhr warmlaufen, damit sie dann betriebsbereit sind. Lärm und Ruß stören die Anwohner in ihrer Nachtruhe. Jetzt landeten 102 Unterschriften im Rathaus und Oberbürgermeister Udo Glatthaar nimmt dies zum Anlass, sich zum Thema zu äußern.

Bürgermeister äußert sich zur Situation

„Zuvorderst: Die Stadt Bad Mergentheim hat großes Verständnis dafür, dass der an dieser Stelle des Stadtgebietes beheimatete Bahnbetrieb für die Anwohnerinnen und Anwohner mit Belastungen einhergeht – und dass sie vor allem unter der temporär verschärften Situation leiden“, erklärt Oberbürgermeister Glatthaar in seiner schriftlichen Stellungnahme gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Und weiter teilt er mit: „Dies gestehen wir zu, ohne die genannten Belastungswerte überprüft zu haben oder die dargestellte Intensität der Belastung in jedem Punkt zu teilen. Dass an dieser Stelle grundsätzlich und auch weiterhin Bahnbetrieb stattfinden wird und (aus gesamtstädtischer Perspektive) auch stattfinden muss, räumen die Betroffenen mit Verweis auf die entsprechenden Grundbucheinträge selbst ein“, verweist Glatthaar auf die Kritik der Anwohner und ihre Bitte um Abhilfe.

„Wichtigste Adressatin bei diesem Thema ist sowohl für die Initiative wie auch für uns als Stadt die Westfrankenbahn, um deren Betriebsabläufe es hier geht. Da das Anliegen bereits öffentlich gemacht worden ist, verweise ich zunächst auf die Aussage der Westfrankenbahn, wonach die Belastungen derzeit besonders hoch ausfallen aufgrund der Verlagerung von Zug-Abstellflächen während der Bauarbeiten, die parallel am Bahnsteig laufen. Diese Bauarbeiten werden zum Jahresende 2023 abgeschlossen sein, womit die Betroffenen eine Verbesserung der Situation in wenigen Monaten erwarten dürfen.“

Unabhängige Messungen

Glatthaar ergänzt: „Sollten sie danach immer noch den Eindruck haben, dass die Belastungen jedes zumutbare Maß überschreiten, so sind sie eingeladen, dann gerne wieder auf uns zuzukommen, denn in diesem Falle müssten zunächst unabhängige Messungen eingeleitet werden“, schreibt der OB auch den Anwohnern in einem extra versandten Brief.

„In der Zwischenzeit kann ich bereits heute das Folgende zusichern: Da wir aufgrund verschiedener Projekte regelmäßig im Austausch mit der Spitze der Westfrankenbahn sind, nehmen wir von Seiten der Verwaltung das Thema in die nächste Gesprächsrunde mit, um es noch einmal grundsätzlich aufzurufen und Verbesserungen für die Anwohnerinnen und Anwohner prüfen zu lassen.

Ebenso wird sich die Stadt Bad Mergentheim weiterhin dafür einsetzen, dass sich perspektivisch für dieses Thema eine technologische Lösung findet, welche aus unserer Sicht ohnehin überfällig ist. Das heißt: eine Elektrifizierung der Bahnstrecke oder ein batterie-elektrisches Triebwagenkonzept“, so der OB.

Feinstaubbelastung wird zurückgewiesen

„Eine abschließende Bemerkung zu Formulierungen, die sowohl im Brief an mich, wie auch in noch verschärfter Form in der Presse getätigt wurden: Hier ist davon die Rede, dass bis in die Bad Mergentheimer Innenstadt hinein eine alarmierende Feinstaubbelastung mit erheblichen Gesundheitsgefahren bestehe. Daraus leiten die Initiatorinnen und Initiatoren ab, unser Renommee als Kurstadt sowie unsere Bemühungen für Klimaschutz, Luftqualität oder nachhaltige Entwicklung im Zuge der Landesgartenschau in Frage zu stellen. Dies weise ich zurück“, erklärt Glatthaar: „Wie öffentlich bekannt sein sollte, muss Bad Mergentheim als Heilbad regelmäßig einen Zertifizierungsprozess durchlaufen, bei dem die bioklimatischen und lufthygienischen Verhältnisse basierend auf einer einjährigen Messreihe nach strengen Maßstäben überprüft werden. Zu behaupten, uns würde dieses Thema ‚nicht interessieren‘, ist im Ton unangemessen, in der Sache falsch – und in Bezug auf unsere Bedeutung als Kur- und Tourismusdestination zudem geschäftsschädigend.“

In der angesprochenen Landesgartenschau-Konzeption fänden sich laut OB Themen wie Stadtdurchgrünung, Durchlüftungsschneisen und Wassermanagement ebenso wie E-Mobilitätsangebote, Verkehrsberuhigung oder Ausbau der Naturwärme. „Das heißt: Wir bessern die Aufenthalts- und Lebensqualität für alle. Hier ist jeder und jede herzlich eingeladen, sich am konstruktiven Dialog der Stadtentwicklung zu beteiligen.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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