Bad Mergentheim. „Mein Traum war das eigentlich von klein auf, ich habe auch früh damit angefangen, durch Straßenmusik und Beatproduzieren ein bisschen Geld reinzubekommen“, schildert Pommert seinen Weg zur Musik.
Schon früh macht er seine ersten musikalischen Erfahrungen, als er mit Mikrofon, Gitarre, Bass und Piano seiner Eltern die experimentiert. Mit elf Jahren ging es dann schon ans Beat bauen, eine Leidenschaft, die ihn seither nicht mehr losließ. Hunderte Beats sind so laut ihm im Lauf seiner Jugend entstanden.
Und als das Melodien bauen nicht mehr genug war, kam auch der eigene Gesang dazu. So startete schon mit 15 Jahren die Karriere als Rapper, die nun mit dem Debütalbum einen ersten Höhepunkt gefunden hat.
„Die Arbeit für das Album und die dazugehörigen Videos dauerte insgesamt von Januar bis Juli und in der Zeit ist eigentlich fast jede Minute da rein geflossen. Beats bauen, texte schreiben, aufnehmen, arrangieren, abmischen, nächster Song, dazu dann für die Videoreihe Konzeptionierung, Storyboards, Schneidern des Outfits, Shooting, Editing“, beschreibt „Boi Eden“, so der Künstlername, den zeitintensiven Entstehungsprozess. Zusätzlich zu den sechs Liedern des Albums „Leben ohne Gott“ sind „zwischen 40 und 50 neue Songs entstanden“, erklärt der Künstler weiter.
Alles dreht sich um Musik
Wie prägt der eher ungewöhnliche Hintergrund eines Aufwachsens in der ländlichen Kleinstadt im Vergleich zu den Großstadtbiographien bekannter Rapper? „Auf jeden Fall hat es dafür gesorgt, dass ich die ersten paar Jahre komplett alleine alles im stillen Kämmerchen gemacht habe. Es gab einfach keine gleichaltrigen die irgendetwas Ähnliches gemacht haben. Das finde ich aber eigentlich gut, so war ich auf mich allein gestellt und musste mir alles, was zum Prozess gehört, selbst beibringen. Generell muss man sich auf dem Land alles (Jugend)kulturelle selbst irgendwie herziehen, im vergleich zu Jugendlichen in Städten, die von allem ein Überangebot um die Ohren geworfen bekommen“, zieht der junge Musiker ein Fazit. Doch das sei nicht nur negativ zu sehen: „Ich finde so baut man auch ein tieferes, persönlicheres, weniger schnelllebigeres Verhältnis zur Kunst auf.
Trotz dieser auch positiven Seiten zog es ihn nach dem Schulabschluss in die Berliner Großstadt, um „überall dabei zu sein, wo es um Musik geht“. Auch in Wien, wo er neben Berlin seinen zweiten Lebensmittelpunkt hat, dreht sich alles um die Musik. Musizieren auf Marktplätzen, lange Nächte vor dem Laptop und ein intensives Selbststudium von populären Musikern aller Genres prägen seine Tage.

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Zwischen Fallen und Fliegen
Stilistisch dreht sich sein komplett selbst gemachtes Album „Leben ohne Gott“ um den ungewissen Zustand einer Schwebe, in dem sich vor allem junge Menschen wie Pommert selbst des Öfteren wiederfinden. „Ich glaube, viele in unserer Generation haben nichts, an das sie glauben, nicht unbedingt nur im religiösen Kontext. Ein wackeliger und kranker Zustand der Gesellschaft, eine Zukunft in Scherben, ein System, nach dem wir unser ganzes Leben auslegen müssen, das unfair ist und einem schwer macht, an es zu glauben. Gleichzeitig finden wir unter uns im Kleinen neue Lebensformen und Ideen. Mental sind viele zwischen Depression und Manie, zwischen Fallen und Fliegen. Alles irgendwie sehr ’gottlos’, eine Welt nach einer Welt, die mal an etwas geglaubt hat. Leben ohne Antwort, Leben ohne Gott. Gott in dem Fall also sehr weit ausgedehnt“, erklärt der Musiker den Leitgedanken seines Albums.
Man merkt im Gespräch die Leidenschaft des Künstlers für die Musik im Allgemeinen, ohne sich dabei auf ein Genre festzulegen. Auch wenn „Leben ohne Gott“ dem Hip-Hop zuzurechnen ist, so muss das für zukünftige Lieder von „Boi Eden“ mitnichten gelten. „Ich glaube und hoffe, der Stil wird sich noch tausend mal ändern. Ich finde das immer schade, wenn man merkt, dass sich Künstler in Schubladen festhängen, anstatt neue Sachen auszuprobieren“, erzählt Pommert.
Eingängiger Sound
Seine Haltung merkt man dem Album auch an. Die Lieder haben durchweg einen eingängigen Sound, der zwar teilweise durchaus „schwere Kost“ vermittelt, das aber auf eine eingängige Art und Weise tut.
Es ist durchaus ein Klang, der das Potenzial hat, über niedrigschwellige Wege wie Spotify zum weit verbreiteten Ohrwurm zu werden. Es gelingt auf jeden Fall, die geäußerten Motive in der Musik zu transportieren.
Zwar klingen die einzelnen Tracks ähnlich genug, um so etwas wie eine eigene „DNA“ und Zusammengehörigkeit zu erkennen, aber unterscheiden sich auch so stark voneinander, um nicht zu stromlinienförmiger Eintönigkeit im Wortsinne zu verkommen. Es wird spannend, zu sehen, wohin die musikalische Reise eines so vielfältig interessierten Musikers, der trotz jungen Alters bereits lange Zeit kreativ tätig ist, noch hingeht.
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