Mannheim. „Zu zweit. Live.“ heißt das Programm, mit dem Sänger Klaus Lage und Pianist Bo Heart am 14. September im Mannheimer Capitol auftreten. Dabei feiern die beiden zugleich 30 Jahre Zusammenarbeit. Wir sprachen mit Klaus Lage über dieses Format und seine Karriere.
Herr Lage, „Alle ham’s geschafft außer mir“, haben Sie 2015 bei einem Solo-Auftritt im Mannheimer Capitol gesungen. Der gleichnamige Song war 1978 ihre allererste Single gewesen. Wie würde heute Ihre Karriere-Bilanz lauten?
Klaus Lage (lacht): Naja, das kann man natürlich nur spaßig in der Rückschau betrachten. Am Anfang ist es immer ein harter Kampf. Aber ich habe nie eine gewisse Selbstironie vermissen lassen. Man darf sich auch nie zu ernst nehmen. Zu dem Zeitpunkt, da war ich 28 Jahre, da hatte ich ja schon ein normales Berufsleben hinter mir als Sozialpädagoge und Erzieher und hatte im Heim gearbeitet. Aber ich habe mich dann entschieden, professionell Musik zu machen – und auch da muss man natürlich einen gewissen Biss entwickeln und auch eine gewisse Standfestigkeit. Trotzdem habe ich mich nicht für den Mittelpunkt der musikalischen Weltgeschichte gehalten, und dann kann man das auch ein bisschen joke-mäßig verarbeiten.
War damals schon klar, welchen musikalischen Kurs Sie setzen würden?
Lage: Meine erste Plattenfirma wollte aus mir eher so einen „Lustig-und-durstig-Macher“ machen, da gab es mal eine Sampler-LP, wo so Scherzkeks-Songs drauf waren. Das ist durchaus auch eine Zeit lang hilfreich und in den Clubs nicht unerfolgreich gewesen. Aber auf die Dauer und gerade, wenn man dann auch ein bisschen mehr zu erzählen hat und eigene Geschichten entwickeln will, ist das dann doch etwas ermüdend. Und dann orientiert man sich neu.
Stichwort erzählen: Bei besagtem Solo-Konzert war mein Eindruck, dass Ihnen so ein intimeres Format, in dem Sie von sich und ihrem Leben erzählen, sehr liegt. Einige Zeit zuvor hatte ich aber auch ein Konzert mit Ihrer Klaus Lage Band gesehen – das wirklich ziemlich energiereich war. Schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust, das des Liedermachers und das des Rockmusikers?
Lage: Auf jeden Fall. Mit der Band, da bin ich der Frontmann, da bin ich der Sänger und natürlich auch der Urheber der meisten Songs. Aber da habe ich um mich herum – und darauf habe ich immer schon geachtet – wirklich super Musiker. Das ist etwas anderes, wenn ich allein auf der Bühne bin. Ich bin jetzt kein begnadeter Gitarrist, der virtuose Soli abliefern kann. Sondern da bin ich wirklich ein Geschichtenerzähler und da bin ich in erster Linie Sänger, der über die Akkorde auf seiner Gitarre die Stimme begleitet und zwischendrin die entsprechenden Geschichten dazu erzählt.
Sie haben immer mit sehr guten Musikern zusammengearbeitet – einer davon ist Pianist Bo Heart, mit dem Sie jetzt mit ihrem „Zu zweit. Live.“-Jubiläumsprogramm unterwegs sind. Vor welchem Hintergrund hat sich die Piano- und Gesang-Konstellation entwickelt?
Lage: Das ist schon relativ früh entstanden, das habe ich schon in den 80ern gemacht. Am Anfang habe ich sporadisch ein paar Gigs mit meinem damaligen Keyboarder gespielt, Danny Deutschmark oder Danny Dziuk, wie er wirklich heißt und der ein ganz etablierter Solo-Künstler geworden ist. Später, mit Thomas Bettermann, der bei Volker Kriegel (im Mild Maniac Orchestra, Anm. d. Red.) gespielt hat, habe ich das dann öfter gemacht. Ab 1990 kam Bo Heart in die Band. Da haben wir uns dann Ende der 90er, als bei mir eine Pause dringendst nötig war, um sich neu zu orientieren und neu zu generieren, einfach eine Auszeit genommen, haben ein paar Touren und davon auch ein schönes Live-Album gemacht – wie ich finde, nach wie vor eins meiner besten Alben. Und um jetzt den Kreis zu schließen: Vor ein paar Jahren wollten wir unser 30. Jubiläum feiern, aber dann kam uns halt die Pandemie dazwischen. Und das holen wir jetzt (lacht) mühselig nach. Unter anderem wurde damals auch ein Auftritt im Mannheimer Capitol abgesagt. Darauf freue ich mich übrigens sehr.
Warum?
Lage: Das Capitol hat für mich immer einen speziellen Hintergrund, weil wir da auch mal eine Veranstaltung mit dem Job-Center hatten (im Rahmen der Initiative „Starke 50“, Red.), die fand ich damals ganz außergewöhnlich. Und da ist auch ein schönes Lied entstanden, was wir dann performen werden, „Ich bin Stark“.
Wie wird sich das Programm ansonsten zusammensetzen?
Lage: Wir spielen wirklich Songs vom ersten bis zum letzten Album. Das jüngste ist ja vergangenes Jahr erschienen, „Je wahrer die Liebe“, davon haben wir vier oder fünf Titel im Programm. Und dann aus fast jedem Album, zumindest aus jeder Zeitphase sind ein, zwei Lieder im Programm – die erfolgreichen spielen wir natürlich auch. „Mit meinen Augen“ oder „Tausend mal berührt“, da ist natürlich klar, dass man das spielt.
Um über erfolgreiche Titel zu reden: Das Musik-Magazin „Rolling Stone“ hat Ihren Schimanski-Filmsong „Faust auf Faust“ im Juni, mit Erscheinungsdatum just zu Ihrem Geburtstag, zu den „besten deutschen Songs aller Zeiten“ gezählt, haben Sie das mitbekommen?
Lage: Nein, habe ich nicht mitbekommen, das freut mich natürlich zu hören, und das zeichnet den guten Geschmack der Jungs vom „Rolling Stone“ aus (lacht laut). Das pinselt natürlich mein Ego. Ja, ich finde, da ist uns wirklich etwas gelungen. Das hat natürlich auch sehr geholfen, dass wir eine sehr populäre Figur da als Blaupause hatten.
Mal abgesehen von den großen Hit-Momenten – was war und ist Ihnen besonders wichtig in Ihrem Leben als Musiker?
Lage: Ich finde ja, singen ist das natürlichste Instrument, das es gibt. Weil das hat jeder, das bringt jeder mit und das vibriert innen. Es gibt für mich verdammt wenig Besseres im Leben als singen. Es gibt was, klar, aber singen ist schon ganz weit vorne. Wenn meine Stimme nicht funktioniert, dann fehlt mir was. Und das hat gar nicht damit zu tun, dass ein Song in den Charts landet und man damit Geld verdient. Das ist etwas sehr Elementares, das war für mich sehr wichtig. Und deshalb war der Wunsch auch relativ früh da – der Weg war dann noch lang –, dass ich Sänger werden und etwas mit Musik zu tun haben wollte. Bei „Zu zweit. Live“ präsentieren Lage und das langjährige Mitglied der Klaus Lage Band, der deutsch-kanadische Pianist Bo Heart, Lieder aus der mehr als 40 Karrierejahren in reinen Gesang- und Klavier-Arrangements.
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