Rundgang durch sechs Fußgänger-Unterführungen

Bad Mergentheimer Unterwelt besucht

Fußgänger-Unterführungen sind keine Wohlfühlorte. Sie dienen der Verkehrssicherheit, sorgen aber gerade in der dunklen Jahreszeit auch für mulmige Gefühle. Die FN schaute sich die Unterwelt an sechs Stellen genauer an.

Von 
Sascha Bickel
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Ansprechend gestaltet ist die Unterführung am Mittleren Graben (Ärztehaus Ecke Seegartenstraße). Leider wurden gute Graffitis schon verschmiert. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. In vielen Städten sind Fußgänger-Unterführungen eine gängige Lösung, um den Verkehrsfluss zu verbessern und Fußgängern eine sichere Möglichkeit zu bieten, Straßen zu überqueren. Doch wie sehen die Vor- und Nachteile einer Fußgänger-Unterführung aus? Und wie steht es um die Sauberkeit und Helligkeit bei sechs Bauwerken in der Kernstadt von Bad Mergentheim? Und was sagt die Stadtverwaltung? Diesen Fragen ging die FN-Redaktion nach.

Zu den Vorteilen zählen ganz klar die Verkehrssicherheit, weil Fußgänger getrennt vom Fahrzeugverkehr eine Straße unterqueren können, dazu die Verbesserung des Verkehrsflusses durch die Trennung von Fußgängern und Fahrzeugen und die Barrierefreiheit: Moderne Fußgänger-Unterführungen sind in der Regel barrierefrei gestaltet und ermöglichen auch Personen mit eingeschränkter Mobilität einen problemlosen Zu- und Durchgang.

Die Nachteile liegen auch auf der Hand: Es gibt Sicherheitsbedenken. Unterführungen werden als unsicher wahrgenommen, insbesondere nachts und an abgelegenen Standorten. Experten sprechen zudem von einer sozialen Isolation: Unterführungen können dazu führen, dass bestimmte Bereiche der Stadt weniger belebt wirken, da Fußgänger unter der Straße statt auf der Straße unterwegs sind. Und dann sind da die Kosten: Der Bau und die Wartung sind in der Regel kostenintensiv, vor allem weil es zu viel Vandalismus kommt. Schmierereien, Verschmutzung und Dreck sind leider dort oft zu finden.

Kein schöner Anblick: Die Lampe unterm Ärztehaus/Seegartenstraße. © Sascha Bickel

Fachleute fordern ausreichende Beleuchtung

Fachleute der Polizei drängen auf eine ausreichende Beleuchtung und regelmäßige Kontrollen, um potenzielle Sicherheitsrisiken zu minimieren. Eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung sei aber selbstredend nicht machbar. Das wissen auch die Städte und Gemeinden.

Beim Rundgang des FN-Reporters fiel Folgendes auf: Zwischen Milchlingstraße und Schlosspark (Schellenhäuschen) unter der Igersheimer Straße hindurch findet sich eine Unterführung, die schmutziger ist als andere in der Stadt. Die Beleuchtung ist auch schlechter, es gibt ältere, übermalte Graffiti, einige Spinnweben, unebene Stellen im Boden und Wasser, das nicht richtig abläuft. Schulnote 3/4 könnte man meinen, wenn man zum Vergleich unter die Würzburger Straße (zwischen Marienstraße und der Krummen Gasse) wechselt: Hier wäre eine 2 angesagt, denn es ist sauber, es gibt eine ausreichende Helligkeit, eine frisch gestrichene Wand (teilweise schon wieder beschmiert) und eine Seite mit sehr ansprechenden Graffitis.

Ähnlich gut und deshalb auch eine Note 2 verdient hat die Unterführung am Mittleren Graben – zwischen Seegartenstraße/Ärztehaus und Oberer Mauergasse. Sie wirkt ebenso besser gepflegt und bietet „Kunstwerke“. Nur ein paar Spinnweben, einige Schmierereien und eine total verdreckte Laterne unter dem Ärztehaus trüben das Bild.

Die Verbindung „Zwischen den Bächen“/Resedenweg und der Tilsiter Straße unter der Westumgehung macht den schlechtesten Eindruck und dürfte wohl nur eine 4/5 bekommen, wenn man die Beleuchtungssituation in den Vordergrund stellt. Die Zuwege liegen auf beiden Seiten völlig im Dunkeln, was kein Vertrauen erweckt – es fehlen hier Laternen. Eine Frau eilt schnellen Schrittes vorbei als der FN-Reporter vor Ort ist. Ihr sei dieser Weg sichtlich unwohl, ist zu erfahren.

Sauber, schöne Graffitis, aber auch Verbesserungsbedarf

Dann ist da noch die Fußgängerverbindung Stadtmitte mit dem Caritas-Krankenhaus, die unter der B 290 hindurchführt (zwischen Mörikestraße und Buchener Straße). Es handelt sich um eine breite Unterführung mit genügend Licht innen. Sie ist sauber, präsentiert schöne Graffitis. Nur im Außenbereich herrscht Verbesserungsbedarf. Die erste Lampe aufseiten der Buchener Straße/Caritas ist dringend erneuerungsbedürftig. Note 2 minus.

Die längste Unterführung ist unter den Bahngleisen zu finden – zwischen Aldi-Markt am Mittelstandszentrum und dem Parkhaus am Bahnhof/Zaisenmühlstraße. Hier gibt’s eine 2/3, denn es ist sauber und „innen“ gut ausgeleuchtet, dazu neu gestrichen. Mangelhaft ist dagegen der Wegabschnitt zwischen dem Wachbach und dem BAGeno-Gelände/Parkhaus-Rückseite – weil viel zu dunkel. Auch am Ausgang auf der anderen Seite könnte eine Laterne mehr sicher nicht schaden.

Die Bilanz des Abends: Vieles ist aus Passanten-Sicht sauber und gut nutzbar. Ein paar Lampen sollten aber ausgetauscht oder ergänzt werden.

Ist man unter den Bahngleisen hindurch ist der Weg hinter dem Parkhaus am Bahnhof entlang schlecht ausgeleuchtet. © Sascha Bickel

Carsten Müller, der städtische Pressesprecher, erklärt dazu: „Die Fußgänger-Unterführungen werden von der Stadtreinigung des Bauhofs regelmäßig gereinigt und soweit vorhanden wird auch die technische Infrastruktur – beispielsweise die Beleuchtung – im Schadensfall selbstverständlich erneuert. Unterführungen sind allerdings aufgrund der schlechten Einsehbarkeit besonders anfällig für Vandalismus, der dort in Form von Beschmierungen, Vermüllung oder Sachbeschädigungen gehäuft zu verzeichnen ist.“

Die Stadt teilt laut Müller die Einschätzung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, „wonach Unter- und Überführungen kein zeitgemäßes Instrument für den Fußverkehr mehr sind“. Deshalb werde man in den anstehenden Stadtentwicklungs- und Stadtsanierungsprojekten „dort, wo es möglich ist, Unterführungen durch ebenerdige Querungsmöglichkeiten ersetzen“.

Dass Unterführungen als „Angsträume“ empfunden würden und für viele Personengruppen eine Barriere darstellten, habe, so Müller, der „Fußverkehrs-Check“ 2022 in der Stadt noch einmal unterstrichen.

Der Rahmenplan Landesgartenschau sieht nun laut Pressesprecher Müller für den Bahnhofplatz „ein barrierefreies und sicheres Queren Richtung Altstadt vor“. Die dort schlecht angenommene Unterführung solle langfristig wegfallen und durch eine oberirdische Lösung für Fußgänger ersetzt werden.

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Ebenso sei es in der Igersheimer Straße/Deutschordenstraße geplant im Zuge der Sanierung und Aufwertung zum „Grünen Boulevard“ im Rahmen der Landesgartenschau-Projekte. Damit werde auch das Thema Anbindung zwischen südlicher Kernstadt/Weberdorf auf der einen Seite und Schlosspark/Altstadt auf der anderen Seite deutlich verbessert. „Die Unterführung am Schellenhäuschen soll entfallen und durch eine oberirdische Querungsmöglichkeit ersetzt werden. Die entsprechenden baulichen Eingriffe ergeben sich auch durch die Notwendigkeit, dass die Stadt in diesem Bereich ein neues Regenüberlaufbauwerk errichten muss“, so Carsten Müller.

Der Weg unter der Westumgehung hindurch ist sehr dunkel. © Sascha Bickel
Kaputt und zu dunkel: Die Laterne an der Unterführung Richtung Caritas. © Sascha Bickel
Unter der Würzburger Straße geht es hell und sauber hindurch. © Sascha Bickel
Unter der Igersheimer Straße ist es teils uneben und alles ist stark verschmiert. © Sascha Bickel
Am Durchgang Milchlingstraße/Schlosspark geht es nicht so einladend zu. © Sascha Bickel

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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