Hausarzt im Gespräch (Teil 3 und Schluss)

Bad Mergentheim: Wie man Ärzte für die Stadt begeistern will

Im finalen Teil der Serie „Hausarzt im Gespräch“ geht es um die Frage, wie Ärzte für Bad Mergentheim gewonnen werden können. Denn es wird noch gesucht.

Von 
Simon Retzbach
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Ein Plakat mit dem Text "Wir suchen einen Hausarzt / Ärztin - Praxis Vorhanden". Ein Hausarzt wird auch in Bad Mergentheim gesucht. © picture alliance/dpa

Bad Mergentheim. Dass der Beruf des Facharztes für Allgemeinmedizin ein vielfältiger ist - angesichts des großen Patientenspektrums wenig überraschend. Wenn dann noch Aufgaben und Initiativen außerhalb des normalen Berufsalltages hinzu kommen, wird der Beruf um eine weitere Facette reicher.

Denn der Bad Mergentheimer Hausarzt und Allgemeinmediziner Carsten Köber ist nicht nur Teil der Hausarztpraxis im Unteren Graben, sondern auch als strategischer Berater für die Stadt Bad Mergentheim tätig. Und worin berät ein Hausarzt die Stadt? Relativ naheliegend zur Gewinnung von neuen Ärzten für den Kurstadt-Standort.

Was wird genau gesucht? Denn Bedarf gäbe es in verschiedenen Fachrichtungen, bestätigt Köber entsprechende Eindrücke der Bevölkerung. So gebe es beispielsweise bei den Kinderärzten durchaus einen Mangel. Doch letztlich seien die vorgegebenen Kassensitze für die Fachrichtungen bindend und diese ergeben - trotz vielfach empfundenem Mangel - keine Kapazitäten für Fachärzte dieser Gebiete in der Kurstadt. „Hier sind starre Grenzen gesetzt, da kann man nichts ändern“, erklärt Köber. Doch für Hausärzte sind nach den Kassenberechnungen noch Sitze in der Kurstadt frei. Und das ist auch das Ziel der Stadt: Eine Hausarztpraxis soll hier angesiedelt werden.

Regelmäßiger Austausch zwischen Hausarzt und Oberbürgermeister

Hierzu steht Köber in „regelmäßigem Austausch“ mit Oberbürgermeister Udo Glatthaar. Was kann man als Stadt tun, um für Ärzte attraktiv zu sein? Welche Anreize braucht es für die Anwerbung? „Wenn Bad Mergentheim hier etwas erreichen will, müssen wir etwas Konkretes anbieten, was die anderen nicht bieten. Sonst werden wir niemanden kriegen“, macht der Mediziner klar.

Für diesen Vorgang der Anwerbung kann sich Köber auch ein Engagement über die bloße Beratung hinaus vorstellen. In Form eines Mentorings wäre er beispielsweise bereit, junge Kollegen zu Beginn der Selbstständigkeit durch Begleitung, Anleitung und Austausch zu unterstützen. „Wir haben so viele Patienten zu versorgen, da muss man Kollegen nicht als Konkurrenz sehen“, meint er.

Auch wenn der Status quo in Sachen medizinischer Versorgung momentan „okay“ sei, werde das absehbar nicht so bleiben. Ein Blick in die Statistik bestätigt Köbers Ansicht: In einer Initiative des Landes Baden-Württemberg für Hausärzte im Ländlichen Raum definiert das Sozialministerium sogenannte „akute und perspektivische Fördergemeinden“. Das bedeutet konkret: Hier ist (oder wird) die Versorgungslage so schlecht, dass eine spezielle Förderung zur Gewinnung von Medizinern greifen soll. Zahlreiche Gemeinden des Main-Tauber-Kreises finden sich auf diesen Listen, darunter Niederstetten und Assamstadt als akute sowie Weikersheim, Creglingen, Igersheim und Bad Mergentheim als perspektivische Fördergemeinden.

Stadt Bad Mergentheim fördert mit zusätzlichem Geld

„Wir müssen uns jetzt kümmern und dürfen nicht nachlassen“, mahnt Köber daher. Ein Projekt wie das Gesundheitszentrum in Igersheim mit der Gemeinde als Vermieter und Anbieter von Räumlichkeiten lobt er. Inwiefern es entsprechende Pläne für Bad Mergentheim gibt, lässt er offen. Die Bemühungen der Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Glatthaar lobt er aber: „Da ist ein guter Wille da, es wird etwas getan.“ Allerdings hänge der Erfolg der Initiative nicht nur vom Verwaltungschef ab, der Gemeinderat müsse gefassten Plänen jeweils auch zustimmen.

Unterstützung der Stadt Bad Mergentheim gibt es bereits. „Die Stadt setzt sich seit langem für eine Verbesserung der hausärztlichen Versorgung ein, was in verschiedenen Aktivitäten und Beschlüssen zum Ausdruck kommt. So fördert die Stadt arztgeführte Praxisnachfolgen, indem sie per Gemeinderatsbeschluss bis zu 10.000 Euro pro Antragstellung als Wirtschaftsförderung gewährt – zusätzlich zur Landes-Unterstützung. Dies kam bereits mehrfach erfolgreich zum Einsatz“, erklärt Pressesprecher Carsten Müller auf Anfrage.

Ergebnisse von Beratungsrunden werden zeitnah veröffentlicht

Da es sich um ein strukturelles Problem handle, gebe es nicht den einen Hebel, der „den Durchbruch bringt“. Ein wichtiges Kernziel für die Anwerbung lautet: „Vernetzte Strukturen schaffen“. Es geht also letztlich um eine enge Verbindung zwischen neuem Arzt, der Stadtverwaltung und ansässigen Medizinern. Daran arbeite man kontinuierlich. „Zuletzt fand in diesem Monat eine größere Runde dazu statt. Eingebunden sind neben Vertretern der Hausärzteschaft auch Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Kurdirektor Sven Dell und unser Wirtschaftsförderer Dr. Tim Schnyder. Die Ergebnisse können wir an dieser Stelle nicht im Detail vorwegnehmen, zumal sie zunächst den städtischen Gremien vorgestellt werden sollen. Dies ist noch im ersten Halbjahr 2025 vorgesehen“, gibt Müller einen Ausblick.

Auch die Kurverwaltung übernimmt in Bad Mergentheim einen Teil der Arbeit rund um die Anwerbung von Ärzten. „Seit mehreren Jahren übernimmt die Kurverwaltung die Kostenübernahme der Zusatzqualifikation zum Badearzt für interessierte Allgemeinmediziner und wirkt dadurch dem Mangel an Badeärzten entgegen. Bereits vier Mediziner haben dadurch die Ausbildung zum Kur- und Badearzt absolviert. Auch dieses Jahr kann die Ausbildung eines interessierten Mediziners gefördert werden“, erklärt Kurdirektor Sven Dell. Vielleicht könnte das ein Vorteil Bad Mergentheims im Standortwettbewerb sein: Mit den überregional bekannten Kureinrichtungen interessierte Mediziner anlocken - und sie perspektivisch für eine Niederlassung zu gewinnen.

Redaktion

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