Bad Mergentheim. Das Heilbad Bad Mergentheim feiert 2026 sein 200-jähriges Quellenjubiläum und seinen 100. Geburtstag. Bis dahin soll die Sanierung und Modernisierung der denkmalgeschützten Wandelhalle nebst Brunnentempel, die seit 1935 das Herzstück des Kurparks bildet, abgeschlossen sein.
Investiert werden nach letzten öffentlichen Aussagen rund 20 Millionen Euro. Da die Kurverwaltung eine GmbH bestehend aus den drei Gesellschaftern Stadt, Land und Landkreis ist, tragen diese die Investitionen zu je einem Drittel. Und es fließen Fördermittel.
Die FN-Redaktion sprach mit Kurdirektor Sven Dell über die Großbaustelle.
Der Umbau und die Modernisierung der Wandelhalle stehen an. Was ist bis heute vor Ort passiert?
Sven Dell: Die Wandelhalle steht seit Mitte November nicht mehr als (externe) Veranstaltungsstätte zur Verfügung. Seitdem sind unsere Mitarbeiter bereits mit dem Rückbau und der Ausräumung des gesamten Inventars wie zum Beispiel der Technik, des Mobiliars, der Küche und der Kellerräume beschäftigt.
Dies ist nun zum Großteil abgeschlossen. Auch wenn „von außen“ noch nicht viel sichtbar ist, sind wir bereits in den letzten Wochen ein gutes Stück vorangekommen.
Kernbohrungen zur Überprüfung des Betons durch die Landesprüfanstalt wegen des nötigen Betonsanierungskonzeptes fanden in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt statt. Weiterhin wurde durch einen Restaurator ein Farbgutachten zu den verschiedenen „übereinander“ liegenden Farbaufträgen erstellt. Dies dient der Analyse und der Kenntlichmachung des ersten originalen, ursprünglich verwendeten Farb- und Putzanstriches. Ziel ist es, diesen zu erhalten beziehungsweise „wieder hervorzuholen“.
Weiterhin wurde ein Holz- und Fenstergutachten erstellt, um ein Sanierungskonzept der ja zu erhaltenden originalen Fensterscheiben unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu schaffen.
Analysen des Wandelgangs und der Holzwabendecken fanden ebenso statt, wie die erste Öffnung des Fußbodens (in Vorbereitung des Einbaus der Fußbodenheizung). In diesem Zusammenhang wurde auch ein raumklimatisches und akustisches Gutachten zur Steigerung der Behaglichkeit (Kälte-Klima, Vermeidung von Zugluft) erstellt.
Was geschieht in den nächsten Wochen?
Dell: In den nächsten Wochen stehen folgende Themen an: Rückbau des Klangartens (dieser wird als Lagerstätte für Material genutzt werden) und Umzug der Heilwasserausgabe ins Haus des Gastes. Ab März startet die Baustellen-Einrichtung, Aufstellung des Bauzauns, Errichtung des Außengerüstes etc.
Was sind die größten Umbaufelder und Herausforderungen?
Dell: Die größten Felder sind, wie schon genannt die Betonsanierung (Absicherung der Bausubstanz, Statik) und die Fenstersanierung (Energie und Behaglichkeit unter Einhaltung des Denkmalschutzes). Dann natürlich die technische Modernisierung: Beschallung, Beleuchtung, Fußbodenheizung und Einbau von Sicherheitstechnik wie Brandmelder, Blitzschutz etc.
Wie soll der Bauablauf in den nächsten Monaten sein? Was passiert im Frühjahr, was im Sommer und Herbst?
Dell: Die derzeitige Planung sieht wie folgt aus: Quartal 1: Baustelleneinrichtung, Beginn der Rückbauarbeiten, Demontage Vordach, Gerüstaufstellung. Ab Quartal 2: Beginn der Dachsanierung und Start bei der Sanierung der Betonstützen, erste Arbeiten an der Fassade. Ab Quartal 3: Ausbau Natursteinboden, viele der oben genannten Arbeiten werden fortgesetzt. Wegen des kurzen Bauzeitfensters werden viele Arbeiten parallel fortgeführt.
Mit welchen Einschränkungen müssen die Besucher des Kurparks aufgrund der Baustelle rechnen?
Dell: Unsere oberste Priorität ist es natürlich die Einschränkungen für unsere Gäste so gering wie möglich zu halten. Da der Klanggarten, wie schon erwähnt als Lagerfläche dienen wird, wird stattdessen eine Ruhefläche mit Liegen auf der Wiese unterhalb des Wilhelmsbaus eingerichtet. Die größte Einschränkung wird natürlich der Bauzaun rund um die Wandelhalle sein. Je nach Baulärm ist es eventuell möglich, dass im Sommer keine Konzerte in der Musikmuschel stattfinden können. Dann wird natürlich für eine Ersatzspielstätte im Kurhaus oder im Café gesorgt sein.
Wie stark musste das Konzertprogramm für 2024 reduziert werden, weil die Wandelhalle nicht zur Verfügung steht? Wie ausgelastet ist der Kursaal?
Dell: Auch hier haben natürlich die Leistungen für unsere Kurgäste oberste Priorität. Daher gibt es keinerlei Reduzierungen beim Konzertprogramm unseres Kurensembles. Der kleine Kursaal ist als regelmäßiger Spielort und Ausweichspielstätte gesetzt und fest eingeplant. Mit unserem neu renovierten „Großen Gartensaal“, der aus der „alten Lehrküche“ entstanden ist, haben wir rechtzeitig einen neuen Tagungs- und Multifunktionsraum geschaffen, so dass wir diesen zusätzlich für Vermietungen anbieten können.
Die Kunden für unser Vermietungsgeschäft wurden rechtzeitig informiert und um frühe Planung gebeten, so dass wir hier relativ gut und langfristig die Kundenwünsche abdecken können.
Unser Personal wurde ebenfalls im Kurhaus gebündelt, da es hier natürlich nun teilweise zu Mehrfachbelegungen oder Parallelveranstaltungen in den verschiedenen Räumen des Kurhauses kommt.
Welche Probleme im Zusammenhang mit der Baustelle „Wandelhalle“ sind noch zu lösen?
Dell: Durch die sehr gute Vorplanung unserer beteiligten Fachplaner und Architekten und den intensiven Austausch mit allen am Bau beteiligten Behörden und Institutionen wie dem Landesdenkmalamt, dem Umweltamt (wegen des Heilquellenschutzes), dem Bauamt und der unteren Denkmalschutzbehörde sehen wir uns gut gerüstet für das Großprojekt.
Ein Bestandsbau birgt natürlich immer Risiken, aber alle aktuellen Anforderungen sind zu händeln. Wir werden sehen welche unvorhergesehen Herausforderungen uns eventuell überraschen. Für das Jahr 2024 sind wir definitiv im Plan.
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