Bad Mergentheim. Der Sozialverband VdK und die Krankenkasse AOK raten zu vorbeugenden Maßnahmen, um gesund und fit zu bleiben – und gut durch den Herbst/Winter zu kommen. Die FN-Redaktion sprach mit Experten über Gesundheitsprävention, die richtige Sportkleidung an kalten Tagen, Impfungen und die Pflegesorgen vieler Menschen.
Rund um die Gesundheit dreht sich alles auch beim spannenden Vortrags- und Diskussionsabend mit Nina Ruge am Donnerstag, 13. November, in der Weikersheimer Tauberphilharmonie und zudem am Folge-Wochenende, 15./16. November, bei der großen FN-Gesundheitsmesse im Kursaal Bad Mergentheim.
Die AOK Heilbronn-Franken ist Teil der „FN vital“-Gesundheitsmesse. Fachleute beraten die Messebesucher rund um alle Gesundheitsthemen, bieten Tipps und Hilfestellungen. „Das Beratungsangebot ist speziell auf die Bedürfnisse von Best Agern und Senioren zugeschnitten“, erklärt Julia Harding, Leiterin des AOK-Kundencenters in Bad Mergentheim, und ergänzt: „Am Samstag bieten wir beispielsweise einen Vortrag zum Thema Pflegeversicherung an. Hier gebe ich pflegenden Angehörigen und Interessierten Unterstützung und Tipps zu wichtigen Themen wie Leistungen, Beratung und vieles mehr.“
Ein AOK-Experte gab den FN schon jetzt Auskunft zum Thema „Sport treiben bei Kälte, was ist zu beachten?“ Er weist darauf hin, dass bei Kälte ein Teil der Energie für die Wärmeproduktion benötigt wird, diese Energie fehle dann zur „Leistungserbringung“. Auch das Sturz- oder Unfallrisiko erhöhe sich bei Glätte oder Matsch.
Untrainierte sollten sich an Null-Grad-Grenze halten
„Sport in der Kälte fällt leichter, wenn man sich in der warmen Jahreszeit eine Bewegungsroutine angeeignet hat. Insbesondere neue Sportarten sollten nicht bei widrigen Witterungsverhältnissen begonnen werden“, rät die AOK und erklärt weiter: „Leichte Minusgrade hüllen die Landschaft in ein neues Licht. Bewegung draußen wird zu einem neuen Erlebnis. Aber lieber etwas kürzer und nicht so intensiv bewegen und dabei die Vorfreude auf die warme Dusche aufbauen.“ Bei klirrender Kälte dürfe man durchaus darüber nachdenken, die Bewegung nach innen zu verlegen, zum Beispiel ins Fitnessstudio oder in die Schwimmhalle.
Bis zu welchen (Minus-)Temperaturen ist Sport draußen empfehlenswert? „Ambitionierte Sportler, die (semi-) professionell trainieren, können aufgrund ihrer Erfahrung sehr gut abschätzen, bis zu welchen Temperaturen sie trainieren können. Wer regelmäßig als Hobbysportler aktiv ist, kann bis minus fünf Grad durchaus draußen trainieren, aber kälter sollte es dann auch nicht sein. Wer untrainiert ist, sollte sich an die Null-Grad-Grenze halten. Allerdings spricht nichts gegen den Spaziergang bei niedrigen Temperaturen“, so die AOK.
Wer schon gesundheitlich angeschlagen sei, durch eine Erkältung oder „Schniefnase“, sollte bei kalten Temperaturen das Training nach drinnen verlegen und dann auch nur ganz moderat trainieren, teilt der Experte mit. „Menschen mit asthmatischen Erkrankungen sollten bei Kälte und der oft damit verbundenen trockenen Luft nicht oder nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt draußen Sporttreiben. Auch bei Herzerkrankungen sollte bereits bei niedrigen Plus-Geraden auf das Outdoortraining verzichtet werden.“
Was bringen Sportarten wie Joggen, Walken, Radfahren etc. bei niedrigen Temperaturen? „Die Trainingseffekte sind grundsätzlich dieselben wie im Sommer. Zusätzlich stärkt das Training an der frischen Luft das Immunsystem. Die Dosierung, die Dauer und die Intensität sollten etwas reduziert werden“, sagt die AOK.
Welche Sportkleidung ist empfehlenswert? „Beim Lauftraining sollte man zu Beginn das Gefühl haben, dass man (ganz leicht) friert; dann wird einem während des Laufes ausreichend warm. Handschuhe, Halstuch und Mütze/Stirnband sollten auf jeden Fall dabei sein. Diese können problemlos in die Tasche gesteckt werden. Die windabweisende Laufjacke kann jederzeit gegen Hitzestau geöffnet werden. Über den Kopf kann viel Wärme abgegeben werden, deshalb sollte bei Kälte – insbesondere bei Wind – auf jeden Fall eine Mütze oder ein Stirnband getragen werden. Damit schützt man auch die Ohren“, so die AOK.
Problematisch sei das Einatmen von viel kalter Luft: „Wird die Belastung reduziert, dann wird auch nicht so tief eingeatmet, was die Lunge und die Bronchien schont. Ein Schlauchtuch, dass über Mund und Nase gezogen wird, hilft, die Einatemluft etwas vorzuwärmen; die Bronchien werden es danken“, meint der AOK-Experte. Als sinnvolle Maßnahmen nach dem Draußen-Sport empfiehlt er: „Warm duschen und ein heißes Getränk.“ Weitere wichtige Regenerationsmaßnahmen und Gesundheitsschutzmaßnahmen seien: „Gut essen, den Energieverlust mit kohlenhydrat- und eiweißreichen Produkten ausgleichen. Dazu: guter Schlaf, kein Alkohol, Menschenmengen beziehungsweise die Krankheitserreger meiden.“
Die AOK rät auch, jetzt an den Grippeimpfschutz zu denken: „Wer sich gegen Grippe impfen lassen will, sollte dies rechtzeitig vor Beginn der kalten Jahreszeit tun. Besonders Menschen ab etwa 60 Jahren sowie Risikopatienten sollten die Impfung auf keinen Fall versäumen.“ Der wesentliche Unterschied zwischen einer Influenza und einem grippalen Infekt bestehe darin, dass man sich gegen die Influenza durch eine Impfung schützen könne. Das besondere an den Grippeviren sei ihre Fähigkeit, sich von Jahr zu Jahr zu verändern. Das bedeutet, dass jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden müsse. Der Schutz setze 14 Tage nach der Impfung ein und halte rund 40 Wochen.
Mythos oder Wahrheit?
Das Immunsystem ist ein komplexes und faszinierendes System , das wir noch nicht vollständig verstehen. Doch eines ist sicher: eine gesunde Ernährung, vernünftige Hygiene und der richtige Umgang mit Impfungen sind die besten Begleiter, um es zu unterstützen. Die AOK macht einen Faktencheck zum Thema „Mythos oder Wahrheit“.
Probiotika fördern gesunde Darmbakterien? „Wahrheit! Aber nicht so schnell zur Apotheke laufen - erstens ist es wichtig, den Begriff ‚Probiotika‘ zu verstehen. Diese sind Bakterien und Hefen, die die Darmbakterien tatsächlich unterstützen können. ‚Präbiotika‘ hingegen sind spezielle Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität dieser guten Darmbakterien fördern. Das Problem ist oft die Vorstellung, dass allein eine Probiotika-Pille ausreicht, um den Darm gesund zu machen. So einfach ist das leider nicht. Am besten ist eine ausgewogene Ernährung mit viel buntem Gemüse und Obst, Vollkornbrot und Getreide, kombiniert mit Lebensmitteln, die natürlicherweise Probiotika enthalten. Dazu zählen Joghurt und Kefir, körniger Frischkäse, Kombucha, Sauerkraut oder Miso-Suppe. Denken Sie daran: Vielfalt fördert Vielfalt!“, so die AOK.
Vitamin C-Tabletten und andere Ergänzungen beugen Krankheiten vor? „Mythos! Krankheiten vorzubeugen ist leider nicht so einfach. Vitamin C hat viele Wirkungen, doch eine Erkältung verkürzt sich dadurch höchstens um wenige Stunden. Die Forschung zeigt: Je nach Alter und Geschlecht sollte man etwa 100 mg Vitamin C pro Tag zu sich nehmen. Standardpräparate enthalten oft das 50-Fache! Eine Einnahme von mehr als etwa 100 mg täglich bringt keinen zusätzlichen Nutzen. Es gibt keine Superkräfte und keine signifikant geringere Krankheitsrate. Warum? Der Körper kann überschüssiges Vitamin C nicht verwerten und scheidet es einfach wieder aus. Am besten vermeiden Sie unnötige Tabletten und setzen stattdessen auf vitaminreiche Lebensmittel wie Orangen, Paprika, Erdbeeren, Brokkoli, Kirschen oder Rosenkohl.“
Durch Verwendung antibakterieller Reinigungsprodukte bleibe ich gesund? „Mythos! Natürlich können manche Bakterien krank machen, aber die häufigsten Erkältungsviren werden durch antibakterielle Mittel nicht beeinflusst. Im Gegenteil: Der übermäßige Gebrauch antibakterieller Reinigungsprodukte kann die Entstehung von Antibiotikaresistenzen fördern. Für den Alltag reicht normales Händewaschen mit herkömmlicher Seife vollkommen aus – das entfernt sowohl Bakterien als auch Viren effektiv.“
Impfungen braucht man nur, wenn das Immunsystem schwach ist? „Mythos! Impfungen sind eine vorbeugende Maßnahme, die das Immunsystem darauf vorbereitet, bestimmte Krankheiten abzuwehren – auch wenn das Immunsystem gesund ist. Sie schützen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gemeinschaft durch Herdenimmunität. Impfungen sind deshalb ein wichtiger Baustein für unsere Gesundheit – unabhängig vom aktuellen Zustand des Immunsystems“, so die AOK.
Kinder, die im Dreck spielen, leiden weniger an Allergien? „Wahrheit! Kinder, die draußen spielen und mit Erde in Kontakt kommen, bauen eine vielfältigere und robustere Immunabwehr auf. Der regelmäßige Kontakt mit verschiedenen Mikroorganismen trainiert das Immunsystem und kann das Risiko für Allergien verringern. Natürlich gilt hier: Ein gesundes Maß an Sauberkeit ist wichtig, aber übertriebene Hygiene kann die Entwicklung des Immunsystems behindern.“
Behinderung und Pflege
Auch auf der „FN vital“-Gesundheitsmesse vertreten ist der Sozialverband VdK. Am Stand im Kursaal geht es um Pflege, Vorsorge und Patientenrechte. Am Samstag, 15. November, steht das Thema „Behinderung“ im Mittelpunkt: VdK-Experte und Bezirksgeschäftsführer Stefan Pfeil erläutert in seinem Vortrag „Schwerbehinderung“ um 16 Uhr, wie die Höhe des Grades der Behinderung berechnet wird und welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen.
Der VdK-Kreisverband Mergentheim hat aktuell 3692 Mitglieder. Über 10.000 Mitglieder zählt der VdK mittlerweile im gesamten Main-Tauber-Kreis – „und es kommen täglich mehr Menschen zum Sozialverband VdK, die Hilfe brauchen“, erklärt Kreisverbandsvorsitzender Werner Seeger. Das sehr komplexe Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland stelle die Menschen immer wieder vor Probleme, so Seeger, der als aktuell große Themen die stationäre und ambulante Pflege benennt, „beispielswiese weil die Eigenanteile zu hoch sind und immer weiter steigen“. Aber auch wegen benötigter Hilfsmittel oder für die Einstufung eines Grades der Behinderung kämen die Menschen zum VdK. Die Rente und Hinzuverdienstmöglichkeiten seien weitere wichtige Bereiche.
Angesprochen auf Forderungen an die Politik, erklärt der VdK-Kreisvorsitzende abschließend: „Die immer weiter steigenden Beiträge für gesetzliche Renten-, Pflege- und Krankenversicherung, bei gleichzeitiger Diskussion über die mögliche Kürzung oder Streichung von Leistungen beschäftigen den Sozialverband VdK. Hier brauchen wir echte Reformen und fordern die Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung in Rente, Pflege und Gesundheit. Also ein solidarisches Sozialversicherungssystem, in das alle einzahlen – auch Beamte, Politiker und Selbstständige.“
Info: Die FN-Gesundheitswoche startet bereits am Donnerstag, 13. November, in der Weikersheimer Tauberphilharmonie mit einem inspirierenden Vortrag der renommierten Moderatorin und Autorin Nina Ruge. Kostenfreie Karten hierzu gibt es unter FN vital – Am Wochenende, 15. und 16. November, findet dann im Kursaal die Messe „FN vital“ statt. Samuel Koch ist am Sonntag, 16. November, um 14 Uhr zu Gast. Er ist seit einem schweren Unfall in der ZDF-Fernsehshow „Wetten, dass..?“ (2010) querschnittsgelähmt und spricht über seinen Lebensmut. Auch hierzu gibt es Eintrittskarten unter fnvital.de oder in den FN-Kundenforen.
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