Dainbacher Weg

Bad Mergentheim: „Nein“ zum geplanten neuen Recyclinghof?

Im Dainbacher Weg regt sich Widerstand gegen den geplanten neuen Recyclinghof des Landkreises. Die Stadt unterstützt das Projekt. Anwohner-Familien und Anlieger-Firmen wehren sich dagegen – jetzt auch öffentlich.

Von 
Sascha Bickel
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Michaela Stelter und Maik Engert sagen mit vielen weiteren Anwohnern und Anlieger-Firmen Nein zum neuen Recyclinghof-Standort im Dainbacher Weg. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Der Konflikt schwelt schon länger hinter den Kulissen, doch jetzt geht die Anlieger-Initiative an die Öffentlichkeit. Sie besteht momentan aus acht Firmen und neun Familien, die alle im Dainbacher Weg ansässig sind und starken Verkehr, Lärm, Gestank und Ungeziefer fürchten, wenn der neue Recyclinghof auf dem Flurstück 2155/1 realisiert wird.

Im Dainbacher Weg, gegenüber dem Fitnessstudio „Kraftwerk“, soll der neue Recyclinghof – weniger als einen Kilometer Luftlinie vom bisherigen Standort entfernt – entstehen. Früher gab es hier eine Streuobstwiese, später stand dort eine Zeit lang eine Container-Wohnanlage für Flüchtlinge.

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Am stärksten frequentierter Recyclinghof im Landkreis

Laut Landratsamt ist das derzeitige Areal in der Wilhelm-Frank-Straße 45 (neben der Kläranlage) „der am stärksten frequentierte Recyclinghof im Landkreis“.

Der Wertstoffhof sei zu klein, nicht erweiterbar und bei starkem Besucherandrang staue sich der Anlieferverkehr zurück auf die Zufahrtsstraße, teilte die Kreisbehörde den Fränkischen Nachrichten bereits im vergangenen Jahr mit. Deshalb plane man eine Verlagerung.

In Gesprächen mit der Stadt Bad Mergentheim für den Neubau des Recyclinghofes und des Kompostplatzes wurde dem Abfallwirtschaftsbetrieb Main-Tauber, kurz AWMT, dann das Grundstück im Gewerbegebiet „Beim Braunstall“ (Gewann Breiter Baum; Dainbacher Weg) angeboten. Und dieser Umsiedelungsplan wird nach wie vor vom Landkreis und auch von der Stadt verfolgt.

Das sei eine Zumutung für alle Anwohner und Firmen in der Umgebung, sagen dazu Michaela Stelter und Maik Engert, die als Sprecher einer Anlieger-Initiative fungieren. Sie hätten 2022 aus den FN von den Plänen erfahren und seien schon aktiv auf Oberbürgermeister Udo Glatthaar und auch auf das Landratsamt (den AWMT) zugegangen, doch leider sei man hier auf wenig Verständnis für die ablehnende Haltung gestoßen und Briefe wurden zudem nicht beantwortet, beklagen sich Stelter und Engert. Jetzt habe man sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen und überlege auch eine Unterschriftenaktion.

Maik Engert wohnt mit seiner Familie seit 20 Jahren nur einen Steinwurf vom auserkorenen Projekt-Areal entfernt. Ein bisschen weiter weg liegen Ferienwohnungen und gibt es weitere Anwohner. Dazu kommen zahlreiche Betriebe in dem Mischgebiet am Stadtrand von Bad Mergentheim.

Riesiger Recyclinghof „Passt hier nicht hin“

Man hat sich zusammengesetzt, die Sorgen ausgetauscht und ist sich einig, dass „hier ein riesiger Recyclinghof nicht hinpasst“. Mit dem geplanten neuen Tierheim weiter hinten (Richtung Schüpfer Loch), so Engert, sei man einverstanden, aber dies sei nun zu viel. „Wir rechnen mit viel Anliefer- und Abfahrtsverkehr, mit Lärm, mit Gestank und Ungeziefer-Gefahren“, sagen Michael Stelter und Maik Engert besorgt. Sie haben auch von Überlegungen für einen Einbahnstraßenverkehr gehört und lehnen dies auch für die Firmen des Dainbacher Weges strikt ab.

Stelter berichtet noch, „dass die aktuellen Anlieger in der Wilhelm-Frank-Straße im Sommer keine Fenster öffnen können, weil es so stinkt“, diese Belastung dürfe jetzt nicht einfach auf noch mehr Menschen verlagert werden. Dazu diene die Natur im hinteren Teil des Dainbacher Weges als „Stadt-Naherholungsgebiet für viele Spaziergänger und Gassi-Gänger“.

Engert und Stelter fordern die Stadt Bad Mergentheim und den Landkreis dazu auf, die neue Anlage gegenüber der bisherigen zu bauen, in der Wilhelm-Frank-Straße zwischen Straße und Bahnlinie. Beide sind bereit, sich mit der Stadt und dem Landratsamt an einen Tisch zu setzen, um das Thema noch einmal gemeinsam zu besprechen, obwohl man vom bisherigen Verhalten der Behörden enttäuscht sei.

Maik Engert würde aber auch im Notfall den Klageweg beschreiten. Einen Rechtsanwalt hat er schon eingeschaltet. Er hofft mit seinen Mitstreitern, dass es soweit nicht kommen muss.

Für die Stadt Bad Mergentheim nimmt die stellvertretende Pressesprecherin Lorena Klingert zum Verfahrensstand Stellung. Sie bestätigt zunächst, dass der neue Recyclinghof im Dainbacher Weg, Flurstück 2155/1, entstehen soll. „Es wurde bereits ein positiver Bauvorbescheid erlassen. In diesem Zusammenhang wurden auch alle Anlieger vorab angehört“, so Klingert. Derzeit stimme sich das Bauamt mit dem Landkreis ab und werde dann einen projektbezogenen Bebauungsplan erstellen. Weiter erklärt Klingert: „Das Landratsamt ist bestrebt alle Vorgaben für Lärm- und Geruchsemissionen einzuhalten und die Öffnungszeiten des Recyclinghofes so zu gestalten, dass Lärm und Verkehr stark reduziert werden.“

Für das Landratsamt und den Abfallwirtschaftsbetrieb antwortet Aylin Wahl auf eine FN-Anfrage zum Thema. Sie betont noch einmal die Gründe für die Verlegung des Recyclinghofes: „Es soll eine Verbesserung der Entsorgungssituation für die Bewohner der Stadt Bad Mergentheim und der Stadtteile erreicht werden. Der Recyclinghof in Bad Mergentheim ist kreisweit der am stärksten frequentierte, wobei eine Erweiterung am bestehenden Standort nicht möglich ist.“

Verfahren im Gange

Wo steht aktuell das Verfahren? Dazu sagt Wahl: „Der Landkreis und die Stadt stimmen aktuell die baurechtlichen Voraussetzungen im Hinblick auf das vorgesehene Grundstück im Dainbacher Weg, Gewann Breiter Baum, ab.“ Die nächsten Schritte seien, „die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, ein entsprechendes Baugenehmigungsverfahren vorzunehmen sowie der Grunderwerb durch den AWMT“, so Wahl.

Auch das Landratsamt geht in seiner Stellungnahme nur allgemein auf die Vorhaltungen der Anlieger-Initiative zu „Gestank, Lärm, Ungeziefer und viel Verkehr“ ein und betont, dass es grundsätzlich um eine Verbesserung der Entsorgungssituation in Bad Mergentheim gehe. Die Öffnungszeiten sollen so gestaltet werden, „dass sich der Verkehr und die Lärmemissionen stark reduzieren“. Grundsätzlich würde der neue Recyclinghof und Kompostplatz nach dem neuesten Stand der Technik betrieben werden. Die zu erwartenden Emissionen seien „im Genehmigungsverfahren gegebenenfalls gutachterlich zu klären und mit der gesetzlich geforderten Tiefe abzuarbeiten, so dass letztlich sichergestellt ist, dass beispielsweise die Grenzwerte für Lärm- und Geruchsemissionen eingehalten werden“.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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