Bad Mergentheim. Das Modehaus Kuhn gibt es ab Mitte Dezember nicht mehr. An gleicher Stelle eröffnet im nächsten Frühjahr unter den neuen Eigentümern, der Zinser-Gruppe aus Tübingen, ein neues Modehaus. Die FN berichteten bereits mehrfach. Im Redaktionsgespräch mit der Familie Kuhn ging es um die nächsten Abwicklungsschritte, die Zukunft der Familienmitglieder, die leerstehenden „Gerry Weber“-Räume in der Burgstraße und die Nöte der Citygemeinschaft Bad Mergentheim.
Erschwerter Verkauf
Hans-Joachim Kuhn, seine Frau Christiane und Sohn Johannes standen für das Gespräch zur Verfügung. Dabei machte Hans-Joachim Kuhn deutlich, dass die Übergabe-Prozesse an die Zinser-Gruppe „wie geplant laufen“, er meinte aber auch, dass „die Einzelhandels-Saison nicht wie geplant läuft“, denn das viel zu warme Wetter im September und bislang im Oktober „erschwert den Verkauf unserer Herbst- und Winterware“. Es gebe eine zeitliche Verschiebung des Abverkaufs.
Grundsätzlich erklärte der Geschäftsführer des Modehauses: „Wir bereiten uns auf das Ende unserer aktiven Zeit im Modehaus Kuhn und die Übergabe der Geschäfte an die Zinser-Gruppe vor“, die das Gebäude zum Jahreswechsel erwirbt und dauerhaft übernimmt. Zeitgleich laufe die Vorbereitung für den Weiterbetrieb der drei Filialen, „Kuhn Schuhe“ und „Lieblingsstücke“ (beide in der Bad Mergentheimer Altstadt) und „Trend Karree“ (in Künzelsau), „die wir organisatorisch neu aufsetzen“. Das sei eine Herausforderung, denn sie wurden bislang vom Modehaus Kuhn mitbetreut. Tochter Maike Kuhn wird künftig die Geschäftsführung dieser drei Läden inne haben.
Gerüchteküche brodelt
Unterdessen brodelt in der Kurstadt die Gerüchteküche, dass die Familie Kuhn bald noch ein viertes Geschäft dazunehmen könnte: und zwar die seit wenigen Wochen leerstehende „Gerry Weber“-Filiale mitten in der Burgstraße. Was ist da dran? Christiane Kuhn antwortet und bestätigt die Gerüchte: „Man hat uns die Räume angeboten“, aber zugeschlagen habe man noch nicht, man prüfe die Möglichkeiten, so Kuhn, die weiter sagt: „Wir würden es sehr gerne machen, aber wir müssen erst einmal durchschnaufen.“ Man wolle zunächst das Modehaus Kuhn abschließen und abwickeln und dann eventuell Neues angehen. „Wir konzentrieren uns momentan auf unsere drei bestehenden Filialen, die künftig unter dem Namen ‚Kuhn Mode’ laufen werden.“ Da sei man erfolgreich, unter anderem mit den so genannten Schmeichel-Größen. „Wir prüfen, ob wir die ‚Gerry Weber’-Räume noch belegen.“
Gute Mannschaft wichtig
Ihr Mann Hans-Joachim Kuhn ergänzt: „Wir sind von unserem einzelhändlerischen Handeln sehr konservativ geprägt. Und wir sind eigentlich Freunde davon, erst die einen Sachen abschließen und sauber zu Ende zu bringen, ehe etwas Neues beginnen kann.“ Seine Frau fügt noch an: „Wir müssen ja auch eine gute Mannschaft für die Filialen haben.“ Dabei freut sie sich, dass ein paar „sehr treue Kuhn-Mitarbeiter“, den weiteren Weg zusammen mit der Familie gehen. Bezüglich einer Konkurrenz-Situation mit dem künftigen Modehaus Zinser, meint Christiane Kuhn, dass man da schon eine Bestückung der bisherigen „Gerry Weber“-Räume hinbekommen würde, die eher als Ergänzung zum Modehaus Zinser zu sehen sei und für ein breiteres Angebot in der Stadt sorgen würde, zum Beispiel im Bereich „große Größen“. Aber wie gesagt, dies sei alles noch „in der Überlegung“.
Dass die Gesamtheit der Jobs des bisherigen Modehauses nicht verloren geht, begrüßt die Familie Kuhn ausdrücklich und betont auch, dass es stets ein Anliegen war, hier eine gute Nachfolge-Lösung auch für die Stadt zu finden. Die Zinser-Gruppe habe einen großen Bedarf und stelle viele Arbeitsplätze nach der Kuhn-Betriebsaufgabe neu zur Verfügung. Trotzdem weiß Hans-Joachim Kuhn auch von Personalabwanderungen: „So ein Einschnitt wie eine Betriebsaufgabe bringt auch jeden zum Nachdenken über seine eigene Zukunft, einige haben entschieden, sich neu zu orientieren. Ja, es gibt einige Abwanderungen, aber eben auch viele, die weitermachen wollen und das ist gut für die Kurstadt.“
Ein weiteres Thema mit der Familie Kuhn ist dann die Citygemeinschaft Bad Mergentheim. In der Kurstadt geht die Sorge um deren Zukunft um und auch Hans-Joachim Kuhn, der Noch-Vorsitzende, macht sich so seine Gedanken. Zusammen mit seinem Sohn scheidet er zum Jahreswechsel aus dem Führungsgremium aus und hält diesen Weg für folgerichtig nach der Betriebsaufgabe des eigenen Modehauses.
Doch wie steht es um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an der Spitze der Citygemeinschaft? Hans-Joachim Kuhn betont: „Die Zukunft der Stadt ist uns schon immer wichtig gewesen, sonst hätten wir uns in der Citygemeinschaft nicht so sehr engagiert.“ Das könne man auch daran erkennen, dass man sich aktiv um einen potenten Nachfolger für das Modehaus Kuhn gekümmert habe, um keinen riesigen Leerstand im Zentrum der Kurstadt zu hinterlassen. Kuhn sagt weiter: „Mir wäre es wichtig, dass im Vorstand der Citygemeinschaft auch künftig Personen sitzen, die auch die Relevanz der Geschäftsgrößen in Bad Mergentheim widerspiegeln. Ich ziehe mich zurück, weil ich möchte, dass neue Kräfte mit neuen Ideen nachkommen.“
Führungskräfte gesucht
Aber tun sich schon Lösungen auf? Arbeitet er selbst an einer Nachfolge-Lösung mit? Darauf antwortet Hans-Joachim Kuhn klar: „Ja, ich arbeite daran mit. Die Mitglieder wurden informiert und alle gebeten, sich zu melden, wenn sie künftig vorne, im Vorstand, mitarbeiten können und wollen. Leider waren die Rückmeldungen dazu bislang noch nicht sehr zahlreich.“ Kuhn nickt und bestätigt, dass es ein dickes Brett zu bohren gelte, um einen neuen schlagkräftigen Vorstand aufzustellen. Noch gebe es keinen, der die Spitze der Citygemeinschaft übernehmen wolle. Die entscheidende Mitgliederversammlung sei aber noch in diesem Jahr geplant, um die Weichen zu stellen, so Kuhn.
Und wie verlaufen die kommenden Wochen im Modehaus Kuhn bis zum Jahresende? Dazu äußert sich nochmals Christiane Kuhn: „Das Modehaus wird noch bis Mitte Dezember seine Türen geöffnet haben. Die Kundschaft kann sich sehr freuen, denn die Lager sind noch voll und wir bieten natürlich diverse Rabattaktionen in nächster Zeit an. Wir werden einen ausgedehnten Räumungsverkauf machen, es lohnt sich also immer reinzuschauen!“
Johannes Kuhn wechselt in die Solar-Branche
Und wie geht es mit Sohn Johannes Kuhn weiter, der bislang Geschäftsführer des Modehauses Kuhn zusammen mit seiner Schwester Maike war? Er hat nach eigenen Angaben viele Erfahrungen als Geschäftsführer sammeln dürfen und ist aufgrund seiner Ausbildung mit dem Organisieren und Managen eines Unternehmes vertraut, ebenso verfügt er über gute Netzwerke. Jetzt hat er sich entschieden, die Branche zu wechseln und arbeitet künftig „mit einem ganzen Pool an Handwerkern und Dienstleistern zusammen“.
„Ich habe vor wenigen Wochen ein Unternehmen in Igersheim gegründet, mit dem Namen ‚Kuhn Solar’ und unter der gleichnamigen Homepage“, sagt Johannes Kuhn. Das Geschäftsmodell umfasst Photovoltaikanlagen zur Selbstmontage – „wir machen die Planung, versenden die Technik und die dazu passenden Videoanleitungen. Also mit einer einfachen Dach-Unterkonstruktion, für die es gute Anleitungen per Video gibt, kann sich ein handwerklich begabter Hauseigentümer seine PV-Anlage selbst aufs Dach bauen und dabei viel Geld sparen. Ich vermittle bei Bedarf auch passende Elektriker, die die Anschlüsse vor Ort verkabeln“, so Kuhn.
Sein Ziel ist es, deutschlandweit zu agieren und „die ersten drei Projekte sind auch schon umgesetzt“, erklärt Johannes Kuhn zufrieden, der sich nach eigener Aussage schon immer für erneuerbare Energien begeistert und inzwischen weitere Fachkenntnisse angeeignet hat. sabix
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Bad Mergentheimer Citygemeinschaft sucht neue Köpfe