Bad Mergentheim. „Bad Mergentheim hat kein Hallenproblem, aber ein Sanierungsproblem“, sagt Thomas Beiersdorf. Er ist Vorsitzender des TV Bad Mergentheim. Mehrere der Abteilungen sind auf die verschiedenen Hallen der Kurstadt angewiesen. Seine Einschätzung deckt sich letztlich mit Äußerungen von Christian Schlegl und Heiko Knebel, den Schulleitern von Kopernikus-Realschule und Deutschorden-Gymnasium. In den Gesprächen mit den Fränkischen Nachrichten stufen sie die aktuellen Kapazitäten aus Sicht des Schulsports als ausreichend ein, wobei es perspektivisch durch die neue Grundschule Nord (die noch keine eigene Halle hat) und die steigenden Schülerzahlen dort sicher knapp werden kann. Eine neue Halle wäre vor diesem Hintergrund also zumindest mittelfristig notwendig.
Die Stadt erkennt diese Notwendigkeit ebenfalls. „Mit den steigenden Kinder-Zahlen und zusätzlichen Schul-Gebäuden steigt auch der Bedarf an Sporthallen-Kapazitäten. Stadtverwaltung, Gemeinderat und Schulleitungen beschäftigen sich damit schon seit längerem – beispielsweise im Ausschuss „Familie & Bildung“. Wie die FN berichtete, wurde im vergangenen Jahr beim Beschluss für das neue Fachraumzentrum auf dem Schulcampus Au auch öffentlich das Thema ‚Baufeld‘ für eine mögliche zusätzliche Schulsport-Halle in die städtebaulichen Überlegungen aufgenommen“, erklärt Pressesprecher Carsten Müller auf Nachfrage. Aktuell habe man kein Neubauprojekt laufen, investiere jedoch „kontinuierlich in die Instandhaltung und Sanierung“ der Hallen. So würden im laufenden Haushaltsjahr 300.000 Euro für einen Anbau an die Turnhalle der Lorenz-Fries-Schule investiert, zudem stehe die Sanierung des Turnhallen-Daches an der Eduard-Mörike-Schule an.
Alles gut also, könnte man meinen. Vereinsvorsitzender Beiersdorf hat dennoch Sorgen mit den Hallen. Denn das angesprochene Sanierungsproblem könnte in der Zukunft akut werden. Und für dann erforderliche Schließungen sieht Beiersdorf keine Ausweichmöglichkeiten mehr. „Ich will keine Mitglieder abweisen oder Wartelisten erstellen müssen“, fürchtet er negative Szenarien für die Zukunft. „Die Kopernikus-Halle macht mir richtig Sorgen“, erklärt er im Gespräch weiter. Sie sei die einzige Wettkampf-Halle und in schlechtem Zustand, der unebene Boden erhöhe die Verletzungsgefahr beim intensiveren Sporttreiben. Sein Wunsch daher: Bevor man diese saniert, müsse eine neue Halle gebaut sein, um die Zeit der Schließung abzufedern.
Und auch für die neue Halle hat er einen Wunsch. Eine Forderung will er es nicht nennen, denn er hat Verständnis für die Situation der Stadt: „Es gibt viele Baustellen, das ist vollkommen klar.“ Doch der Wunsch ist jedenfalls eindeutig: „Die Halle soll bitte wettkampffähig sein.“ Denn andere Hallen, wie etwa die am Deutschorden-Gymnasium, seien es nicht. „Die DOG-Halle ist rein nach den Bedürfnissen der Schule gebaut, die Vereine sind nicht gefragt worden“, erinnert er sich an die Zeit vor etwa zehn Jahren, als bekannt wurde, dass die Halle am DOG neu gebaut werden muss.
Er kritisiert sowohl ungünstige klimatische Bedingungen („Im Sommer ist das wie in der Sauna. Die Halle ist weder im Sommer noch im Winter wirklich gut nutzbar“) als auch Regularien, die Trainingsbetrieb und Wettkämpfe erschweren oder unmöglich machen würden. Denn es sei in der Halle nicht erlaubt, zu essen oder zu trinken. „Soll ich Kinder bei 30 Grad zum Trinken nach draußen schicken? Mit Begleitperson, damit die Aufsichtspflicht nicht verletzt wird?“, rätselt Beiersdorf über die aus seiner Sicht unglücklichen Bedingungen. In der Summe aus Sicht des Vereinsvertreters trotz aller Kritik eine „gute Trainingshalle, aber Wettkämpfe kann man dort nicht machen.“
Beiersdorf würde es begrüßen, wenn die Vereine in die künftige Planung der Stadt miteinbezogen werden. Denn: „Wir sind ähnlich oft in den Hallen wie die Schulen selbst.“ Allgemein funktionierten Dinge wie die Terminkoordination mit der Stadt sehr gut, findet Beiersdorf. Doch allgemein wäre ihm wichtig, dass die Vereine auch in Sachen Baumaßnahmen besser in die Kommunikation einbezogen würden. „Meine große Bitte ist: Sprecht mit uns“, richtet er noch einen Wunsch an die Stadt. Mit ein bisschen Vorlauf könne er trotz knapper Kapazitäten auf mögliche Sperrungen noch reagieren, in der Vergangenheit sei man dann eben einfach „noch ein bisschen enger zusammengerückt“. So trat die eine Abteilung der anderen einen Teil der gebuchten Hallenkapazität ab, dann wurde zeitgleich nebeneinander trainiert. Nicht optimal, mit ein bisschen Planungszeit für eine Übergangsphase aber machbar.
Wie plant die Stadt zukünftig? Zu der bereits erwähnten Möglichkeit des Neubaus einer weiteren Schulsport-Halle kann Pressesprecher Müller noch keine Details nennen. „Das weitere Vorgehen zu diesem Thema soll im Laufe des Jahres in den Gremien beraten werden. Den Einzelheiten und Entscheidungen dazu können wir heute noch nicht vorgreifen“, so Müller. „Die aktuellen Hallen-Kapazitäten reichen aus, um den Schulsport in vollem Umfang für alle Schulen und Klassen zu gewährleisten“, erklärt er zudem. Die Vereine erwähnt er nicht.
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