Bad Mergentheim. „Wir bitten alle Menschen, die sich impfen lassen können, ein Impfangebot anzunehmen. Wir freuen uns darüber, dass sich viele Menschen aufgrund der aktuell dramatischen Situation impfen lassen“, erklärte Thomas Tuschhoff am Montagvormittag bei der Übergabe von Schokoladen-Nikoläusen an Vertreter des Caritas-Krankenhauses.
Anstatt zu einer Gegendemonstration entschlossen sich Mitglieder des „Netzwerks gegen Rechts Main-Tauber“ sowie mehrerer Parteien, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Krankenhäuser in Wertheim, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim „Danke“ zu sagen. Die Fränkischen Nachrichten waren dabei, als Thomas Tuschhoff, Rainer Moritz (beide Grüne) und Klaus-Dieter Brunotte (SPD) Schoko-Nikoläuse an Vertreter des Caritas-Krankenhauses überreichten. Neben den beiden Kreisverbändern der genannten Parteien waren auch der DGB, Die Linke und der CDU-Stadtverband Wertheim an dieser Aktion beteiligt.
Solidarität gezeigt
„Die AfD-Demonstration hat uns empört“, betonte Thomas Tuschhoff im Namen aller an der „Wir sagen danke!“-Aktion beteiligten Organisationen und Parteien. Die Entscheidung, „Danke“ zu sagen, sei innerhalb kürzester Zeit gefallen – „und sie ist sicherlich nachhaltiger als eine Gegendemonstration“. Man wolle „Solidarität mit den Caritas-Krankenhaus-Mitarbeitern deutlich machen“, sagte Tuschhoff bei der Übergabe der Schoko-Nikoläuse.
Klaus-Dieter Brunotte verwies auf die „schwierige Pandemie-Situation, in der die Impfung noch das beste Mittel ist, um gegenzusteuern“. Jetzt gegen Impfungen auf die Straße zu gehen und von einer „Impf-Diktatur“ zu faseln, sei der völlig falsche Weg. Brunotte gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass „diese Weihnachten die letzten von der Corona-Pandemie eingeschränkten Festtage sein werden“.
Die Aktion „Wir sagen danke“ richtet sich an alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens im Landkreis und ist eine direkte Antwort auf die AfD-Demonstration. Die Initiatoren erklären dazu: „Wir finden den Aufruf zur Impfverweigerung unverständlich und in der aktuellen Lage völlig unangebracht.“
Die zu niedrige Impfquote sei dafür verantwortlich, dass sich die Pandemie in Deutschland so stark ausbreiten konnte. „Ihretwegen reichen die Plätze in den Intensivstationen nicht mehr aus, ihretwegen müssen planbare Operationen verschoben werden, ihretwegen bekommen beispielsweise Krebskranke nicht mehr die Behandlung, die sie benötigen.“
Und weiter heißt es: „Ihretwegen müssen einschneidende Maßnahmen wie ein Lockdown ergriffen werden, unter dem zum Beispiel „die Gastronomie, der Einzelhandel, Kulturschaffende, Kinder und Jugendliche besonders leiden. In Ländern mit einer höheren Impfquote als bei uns ist die Lage sehr viel besser.“
Der Aufruf der AfD sei gleichzeitig „ein ungeheuerer Affront“ gegen alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen und besonders in den Krankenhäusern, die „seit nun fast zwei Jahren unter erschwerten Bedingungen dafür arbeiten, Covid-19-Patienten zu behandeln und ihr Leben zu retten.“ Die Initiatoren von „Wir sagen danke“ wollen mit ihrer Aktion allen im Gesundheitswesen Beschäftigten „unsere Anerkennung, Wertschätzung und Solidarität ausdrücken und uns bei ihnen für ihre aufopfernde Arbeit bedanken. Sie alle sollen wissen, dass die übergroße Mehrheit hinter Ihnen steht und ihre Arbeit zu schätzen weiß“, betonte Tuschhoff.
Die Meinung der von den FN befragten Krankenhaus-Mitarbeiter war eindeutig: „Die Demo habe ich als Frechheit empfunden“, sagte etwa ein Krankenpfleger. „Wir haben gerade einen Corona-Patienten reanimiert“, und da werde man doppelt nachdenklich. „Wenn eine Partei eine solche Aktion macht, die sich ja gegen die Bevölkerung richtet, dann kann ich das nicht nachvollziehen.“
„Null Verständnis“
„Ich habe gearbeitet. Hätte ich Zeit gehabt, dann hätte ich die Demonstranten gefragt, was sie hier tun und bezwecken wollen“, ergänzte ein weiterer Krankenpfleger. Er habe „Null Verständnis“ für die Aufforderung, sich nicht impfen zu lassen. Der Hausobere des Caritas-Krankenhauses, Michael Raditsch, nahm die Spende gemeinsam mit einigen Pflegekräften der Covid-Stationen entgegen. „Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen bedanke ich mich ganz herzlich für dieses ermutigende Zeichen der Anerkennung und Solidarität. Das ist ein gutes und wichtiges Signal ins Haus“, unterstrich Michael Raditsch.
Der Regionalleiter der BBT-Gruppe, Thomas Wigant, verurteilte die Demonstration vor den Toren des Caritas-Krankenhauses. „Wir sind empört und fassungslos angesichts dieser Demonstration. Seit mehr als 20 Monaten stellen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihren persönlichen Einsatz und ihre Professionalität die Behandlung von Covid-19-Patienten sicher und tun alles für deren Versorgung – ungeachtet des persönlichen Infektionsrisikos“, erklärte Wigant.
Darüber hinaus hätten viele zusätzlich zu ihrem Dienst die Impfaktionen im Caritas möglich gemacht und engagieren sich weiter bei den Impfungen. „Die Aktion der AfD wirkt da wie ein Schlag ins Gesicht. Umso mehr freuen wir uns über die vielen Zeichen der Solidarität und des Dankes, die uns erreichen. Wir werden auch weiterhin mit vollem Einsatz für die Behandlung und Versorgung unserer Patientinnen und Patienten sorgen“, sagte Wigant.
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