Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar AfD-Spaziergang war ein Spiel mit dem Feuer

Die AfD Main-Tauber hat den zweiten Advent zu einem ganz besonderen „Spaziergang“ genutzt. Unter dem Motto „Stoppt die Impfdiktatur“ hat man sich auf dem Bad Mergentheimer Marktplatz versammelt, um anschließend zum Caritas-Krankenhaus zu laufen.

Beim Impfen gegen Corona treffen nicht vereinbare Meinungen aufeinander. Die einen stehen sich bei Kälte die Füße in den Bauch, um eine Impfung zu erhalten, die anderen wollen diese unter allen Umständen vermeiden. Selbst beim Krankenhaus- und Pflegepersonal gibt es keine einheitliche Meinung. Für den größten Teil ist die Impfung zum Schutz für sich und andere eine Selbstverständlichkeit, andere gehen für ihr Recht, sich nicht impfen lassen zu müssen, auf die Straße.

Die Impfpflicht – zunächst für Menschen im medizinischen Bereich – steht entgegen aller Ankündigungen nun doch im Raum und verhärtet die Fronten weiter. Eine versöhnliche Lösung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Bei Impfgegnern und Impfverweigerern wird im Netz die Bereitschaft zur Gewalt immer deutlicher. Anschläge auf politisch Verantwortliche werden thematisiert. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die AfD bei einer solchen Sachlage gerade auch noch vor einem Krankenhaus ihr zweifelhaftes Ansinnen unterstreicht. Dort wird Leben gerettet – auch das von nicht geimpften Menschen, die diesen Weg ganz bewusst aus eigener Überzeugung eingeschlagen haben. Das wäre eher ein Ort, um Danke zu sagen und um die Wertschätzung für das Geleistete beim Personal zum Ausdruck zu bringen.

Wenn sich jetzt die AfD, ähnlich wie bei der Migration, der Ängste und Unsicherheiten von Menschen bedient, um sie für ihre Kritik an den Regierungsparteien zu missbrauchen, ist das ein äußerst gefährliches Spiel. Das hat mit demokratischer Politik nichts mehr zu tun, es forciert die Spaltung der Gesellschaft. Die Ausschreitungen in den Niederlanden zeigen, wohin der Weg führen kann. Jetzt noch Öl ins Feuer zu gießen, ist einfach nur unverantwortlich.