Kur und Tourismus (Teil 1) - Die Kurverwaltung. In der Hauptsaison bis zu 75 Mitarbeiter. Entwicklung von der reinen Verwaltung hin zum modernen Dienstleister

1829 begann die erste Mergentheimer Kursaison

Bad Mergentheim ist als „Staatlich anerkanntes Heilbad“ weithin bekannt und lebt auch von Kurgästen, Reha-Patienten und Touristen. In einer kleinen Serie widmet sich die Redaktion der Kur und der Kurverwaltung und all ihren Angeboten.

Von 
Roland Mehlmann
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Der Brunnentempel heute: Hier sprudelt das Heilwasser. © Kurverwaltung

Bad Mergentheim. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich Bad Mergentheim mit seinen vier berühmten Quellen, deren gesundheitsfördernde Wirkung einst schon Lyriker Eduard Mörike zu schätzen wusste, zur (nach Übernachtungszahlen) größten Kurstadt in Baden-Württemberg. Der Weg dorthin war ein langer und manchmal auch steiniger, aber ein sehr erfolgreicher. Immer mittendrin statt nur dabei: die Kurverwaltung.

Ein Schäfer entdeckte die Quelle

Wenn man heute im Internet nach Bad Mergentheim sucht, stößt man schnell auf Begriffe wie „international bekanntes Stoffwechselheilbad und Gesundheitskompetenzzentrum an der Romantischen Straße“. Ob sich das Franz Gehrig, Schäfer des Johanniterhofes in Mergentheim, schon damals vorstellen konnte, darf bezweifelt werden. Ohne ihn sähe die Geschichte des Ortes aber sehr wahrscheinlich ganz anders aus.

Die Konzertmuschel im Kurpark war (Bild) und ist auch heute noch ein sehr beliebter Veranstaltungsort. © Kurverwaltung/Mehlmann

Es war der 13. Oktober 1826, als er seine Herde rechts der Tauber weidete. Wasser war rar in diesem Jahr und der Stand der Tauber niedrig, seine Tiere ständig auf der Suche nach kühlem Nass. Als er bemerkte, dass sich seine Schafe um eine Sickerstelle drängten, kostete der Schäfer von dem Wasser und merkte, dass es bitter und salzig schmeckte. Gehrig meldete seinen Fund beim Stadtschultheißen Kober auf dem Rathaus und dieser nahm noch am selben Tag mit Stadträten und dem Oberamtsarzt Christan Friedrich Bauer die Quelle in Augenschein.

Ein eilends in Auftrag gegebenes Gutachten ergab, dass das Wasser mit dem damals schon berühmten Kissinger Wasser vergleichbar sei und schon am 23. Juni 1829 begann die erste Mergentheimer Kursaison.

Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich im Laufe der Zeit der Kurbetrieb, der die Stadt mehr und mehr prägte und zur Hundert-Jahr-Feier der Quellentdeckung erhielt die Stadt am 2. August 1926 das Prädikat „Bad“; von da an lautete ihre amtliche Bezeichnung „Bad Mergentheim“.

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Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte für den Kurbetrieb einen gewaltigen Rückschlag. Bad Mergentheim wurde Lazarettstadt. Diesem Umstand hat es Bad Mergentheim aber auch zu verdanken, dass es bei den schweren Kämpfen im Taubertal von Beschuss und Fliegerangriffen fast ganz verschont blieb und nach dem Krieg mit intakter Infrastruktur als Kurstadt reüssieren konnte.

Aufgaben der Kurverwaltung

Am 6. Mai 1932 wurde die Kurverwaltung Bad Mergentheim GmbH von der Stadt Bad Mergentheim und dem Main-Tauber-Kreis gegründet, 1951 trat dann das Land Baden-Württemberg als dritter Gesellschafter bei. Jeder der Gesellschafter hält seither ein Drittel des Unternehmens.

Anders als in vielen vergleichbaren Kurorten, betreibt die Kurverwaltung Bad Mergentheim GmbH kein eigenes Kurmittelhaus mehr, da in den meisten Bad Mergentheimer Kliniken eine geeignete Badeabteilung vorhanden ist.

Präventiv und gesund

Mehr als nur eine Ergänzung und Ausgleich für das fehlende Kurmittelhaus ist der Kurverwaltung das Institut für Bad Mergentheimer Kurmedizin, Gesundheitsbildung und medizinische Wellness angeschlossen, welches Kurse und Veranstaltungen zur Information und Aufklärung bezüglich einer gesunden Lebensweise im Alltag organisiert und durchführt. Hier gibt man den Menschen die Chance auch schon präventiv für sich selbst zu sorgen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kurverwaltung Schritt für Schritt in ein modernes Dienstleistungsunternehmen entwickelt, zu dessen Aufgabenbereich das Vorhalten und Pflegen einer umfassenden Infrastruktur für den Gast gehört. Ein weiterer Teil der Gästebetreuung ist das Ausstellen der Kurkarten, deren sachgerechte Bearbeitung sowie die Bereitstellung von Informationsmaterial für den Gast, außerdem gehören die Förderung und das Angebot des Heilwassers (drei Trinkquellen, eine Badequelle) und das Management einiger verpachteter gewerbliche Objekte im Kurpark, in denen sich die verschiedensten Geschäfte befinden, zu den Aufgaben der Kurverwaltung.

Herausforderungen

Damit nicht genug, müssen die Planung und Organisation von Tagungen und Veranstaltungen sowie die entgeltliche Übernahme von Dienstleistungen für das Land Baden-Württemberg und die Pflege des Schlossparks bewältigt werden. Dazu kommen immer wieder neue Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder der anstehende Umbau der Wandelhalle, die oft schnelles und flexibles Handeln erfordern.

Für all diese Tätigkeiten benötigt die Kurverwaltung hoch qualifiziertes Personal, mittlerweile beschäftigt sie in der Nebensaison ca. 55, in der Hauptsaison bis zu 75 Mitarbeiter.

Der Brunnentempel früher. © Kurverwaltung

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