Ahorn. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat die Lärmkartierung der Hauptverkehrsstraßen abgeschlossen. Für alle von dieser Kartierung betroffenen Städte und Gemeinden besteht nun die Pflicht, Lärmaktionspläne aufzustellen beziehungsweise bestehende Pläne zu überprüfen. Für die Öffentlichkeit besteht ein Rederecht, von dem einige Bürger in der Gemeinderatssitzung am Dienstag in Eubigheim auch Gebrauch machten.
Gemeinde ist verpflichtet
Bisher, so Bürgermeister Benjamin Czernin eingangs, konnte in Gemeinden, in denen nur eine geringe Anzahl von Lärmbetroffenen ermittelt wurde, von der Lärmaktionsplanung abgesehen werden. Dies widerspreche nun aber der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Deshalb ist jetzt auch die Gemeinde Ahorn zur Aufstellung eines solchen Plans verpflichtet. Das Ministerium für Verkehr empfiehlt in solchen Fällen, die Pläne „schlank“ zu halten.
Die Pflichtkartierung der LUBW dreht sich in Ahorn um die A 81. Weitere klassifizierte Straßen, die über das Gemarkungsgebiet verlaufen, stellen laut Bundesimmissionsschutzgesetz keine Hauptverkehrsstraßen dar und sind genauso wie die Bahnstrecke mit einem Schwellenwert von jährlich unter 30 000 Zügen kein Bestandteil dieser Lärmkartierung. Vom Umgebungslärm der Autobahn seien laut der Analyse des Landes lediglich die Ortsteile Berolzheim und Buch betroffen – und das auch „nur“ mit dem geringsten Lärmpegel von 55 bis 59 dB(A).
Ein „gallisches Dorf“
Das sehen jedoch nicht alle so, wie sich in der Sitzung am Dienstag zeigte. Berolzheims Ortsvorsteher Klaus Häffner sprach beispielsweise von „garantiert 20 Nächten pro Jahr, in denen der Lärm von der Autobahn richtig laut ist“, meinte er. Harald Honeck, Ortsvorsteher von Buch, sagte: „Wenn nachts jemand mit einem ,sportlichen’ Auspuff auf die Autobahn fährt, hört man das bis Berolzheim“. Die frühere Gemeinderätin Christa Steiner, die als Zuhörerin an der Sitzung teilnahm, übte ebenfalls Kritik an der Kartierung und meinte: „Obereubigheim liegt am nächsten an der Autobahn und wird jedoch wie ein gallisches Dorf ausgegrenzt: Es erscheint auf der Karte als weiße, also lärmfreie Zone. Das ist lächerlich. Dieses Gutachten gehört in Frage gestellt. Die Bevölkerung muss wissen, dass man sich darüber beschweren kann.“ Das betonte auch Bürgermeister Benjamin Czernin. „Über Sinn und Zweck einer solchen Kartierung kann man streiten“, sagte er und bezweifelte, ob sie tatsächlich der Wirklichkeit entspräche. Auch er höre nachts bei geöffnetem Fenster die Autobahn, erklärte er.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig die Offenlage des Entwurfs des Lärmaktionsplans. Der Entwurf wird ausgelegt wird und es besteht dann die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben. sk
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