Ahorn. Er hat einen Traum, der Kognitationspsychologe, Schriftsteller und „Traumländer“ Armin Pongs, von dem er den Grundschülern im Lernhaus Ahorn vorschwärmte. Einen Traum wie seine titelgebende Hauptfigur „Krokofil“, die in seiner mehrbändigen Buchreihe interessante, spannende, dennoch keineswegs ängstigende Abenteuer im Land des Felsenkönigs erlebt. Im Gegensatz zur netten, grünen Echse, die ihre Freundin Prinzessin Anna-Lucia wiedersehen möchte, ist Pongs Traum nicht im Märchenland, vielmehr in der realen Welt verortet, träumt er nämlich von Kindern, die lesen, schreiben, musizieren, ihrer Fantasie freien Lauf lassen, sich ausdrücken können und somit gleichsam bilden.
Bereits eine Stunde am Bildschirm sei für Kinder im Grundschulalter zu viel, zeigt der Fachmann klare Kante und bricht eine Lanze fürs Medium Buch, aus dem man lesen und vorlesen könne. „Die Bilder, die ihr bei einem Film oder Computerspiel seht, haben andere für euch gemacht“, erklärt er kindgerecht seinem aufmerksam, auf Stühlen sitzendem Publikum.
Geschickt fesselte Pongs dieses mit seiner Geschichte, stets band er die Kinder mit ein, sei es durch Fragen oder aktive Teilnahme wie beim Musizieren zur Hochzeit oder beim Fangen des Brautstraußes, als alle Hände nach oben flogen. Angesichts dieser ungeteilten Aufmerksamkeit beschlich einem das Gefühl, dass die „krokofilgrün“ gekleideten Erst- und Zweitklässler sich am Ende gerne mit diesem Buch in eine ruhige Ecke verkrümelt hätten, um an den Abenteuern teilzuhaben.
Das Abtauchen in Fantasiewelten bringe innere Ruhe und Stabilität und stelle einen bedeutenden Gegenpart zur multimedialen, schnelllebigen Zeit dar. Derart gefestigt finde man sich im komplexen Alltag, zu dem auch die Schule gehöre, besser zurecht. Lesen erweitere den Horizont, „lässt Bilder im Kopf entstehen“, fördere die Wortfindung, Ausdrucksfähigkeit, Wahrnehmung, kurzum: „Lesen macht reich!“
Verbrächten Kinder zu viel Zeit vor den Bildschirmen, leide all dies, die Konzentration falle schwer. „Oftmals werden sie schon in der Vorschulzeit mit digitalem Müll zugeschüttet“, bemängelt der Fachmann mit Nachdruck, so dass es schwerfalle, sich auf das Lesen und Schreiben einzulassen. Demzufolge bestünde keine Alternative zum Lesen und Vorlesen.
Lediglich 20 Prozent der Eltern lese noch vor, bedauert er und fragt umgehend: „Was machen die restlichen 80 Prozent?“ Der Psychologe, der am Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie am Max-Planck-Institut gearbeitet und geforscht hat, unterstreicht deutlich die positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder. Insofern sehe er sich als Fürsprecher und Förderer der Kinder, die ein Recht auf Bildung hätten. Wer schon früh den „Zauber des Lesens“ sowie den „Reichtum an Bildern“ erfahre, trage diesen Schatz ein Leben lang bei sich.
Klar positioniert er sich die Digitalisierung betreffend. „Die skandinavischen Länder rudern wieder zurück“, blickt er über den Tellerrand, übrigens auch eine Fähigkeit, die man beim Lesen erlerne, in fremde Länder, Kulturen eintauchen, wie auch die Dritt- und Viertklässler an diesem Morgen, die mit dem magischen Quartett Tiere vor dem Aussterben bewahrten. Stets werde kritisiert, dass man die digitale Entwicklung verschlafe, die wissenschaftsbasierten Erkenntnisse über die Bedeutung des Lesens, Schreibens, Musizierens indessen verkenne. Dermaßen motiviert besuche er jährlich Schulen, Bibliotheken und Buchhandlungen, hält nahezu 500 Lesungen, an denen er den Kindern die Welt der Bücher erschließen möchte.
„Ich bin begeistert“, schwärmt Angelika Spieß-Volkert, verantwortliche Lehrerin für die Leseförderung, die mit Unterstützung des Fördervereins diese wertvolle Veranstaltung organisierte.
Um nochmal auf den eingangs erwähnten Traum zurückzukommen: lautstark, aus vollem Halse versprachen alle, weniger fernzusehen, weniger am Computer zu spielen und mehr zu lesen. Hoffen wir, dass mithilfe des freundlichen „Krokofils“ dieser Traum in Erfüllung geht, denn „Lesen macht reich!“
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