Adelsheimer. Die Stadt Adelsheim kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1374 erhielt sie das Stadtrecht, mit dem auch das Recht einherging, Märkte abzuhalten. Damals wie heute wird in Adelsheim gerne und ausgiebig gefeiert. Aus diesem Grund verwandelte sich die Stadt am vergangenen Wochenende in eine historische Kulisse, die die Besucher in eine längst vergangene Zeit entführte. Unter dem Motto „Adelsheimer Mittelalterspektakel“ feierte die Stadt nicht nur das traditionelle Herbstfest des Gewerbevereins, sondern erinnerte auch an 650 Jahre Stadtrecht.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst am Morgen füllte sich die Marktstraße rasch mit hunderten Besucherinnen und Besuchern, die den mittelalterlichen Flair der Stadt erleben wollten. Familien, Senioren und viele Gäste in authentischen Gewändern schlenderten durch die Straßen, während die Sonne freundlich vom leicht grau gefärbten Himmel schien. Mittelalterliche Musik, Tänze und Gaukler machten das Festgelände lebendig und sorgten für ein abwechslungsreiches Programm. Besonders die vierköpfige Band „Patapan“ verlieh dem Fest eine besondere Note. Mit ihren historischen Instrumenten wie der Drehleier, Geige und Flöte spielten sie den gesamten Tag hindurch und füllten die Marktstraße mit einer einzigartigen Klangkulisse, die fröhliche Weisen ebenso wie melancholische Balladen umfasste. Ihre authentischen Melodien versetzten die Besucherinnen und Besucher direkt in vergangene Jahrhunderte und trugen maßgeblich zur mittelalterlichen Atmosphäre des Festes bei.
Die Gassen von Adelsheim lebten auch dank der Darbietungen des Gauklerduos Forzarello auf, das die Straßen mit ihren artistischen Einlagen und humorvollen Kunststücken füllte. Mit fliegenden Keulen, akrobatischen Kunststücken und lautem Trommeln brachten sie die Menge zum Lachen und Staunen. Besonders die Kinder verfolgten gebannt die kunstvolle Jonglage, während die Erwachsenen die mitreißende Performance genossen. Forzarello verstand es, mit einem abwechslungsreichen Mix aus Jux, Tollerei und akrobatischem Geschick Groß und Klein zu unterhalten und dabei die Zuschauer immer wieder zum Mitmachen zu animieren. Ihr lebendiges Zusammenspiel aus Kunststücken und humorvollen Einlagen machte sie zu einem der Publikumslieblinge des Festes.
Ein absoluter Höhepunkt des Tages war der Auftritt des Vereins Kampfhûs. Die Mitglieder entführten das Publikum mit beeindruckenden Vorführungen von mittelalterlichen Tänzen und spannenden Schwertkämpfen in die Welt der Ritter und Edeldamen. Mit authentischen Melodien und großer historischer Genauigkeit luden die Tänze nicht nur zum Zusehen, sondern auch zum Mitmachen ein. Einige Besucherinnen und Besucher wagten sich auf die Tanzfläche und lernten unter Anleitung die Schritte, mit denen im Mittelalter gemeinsam gefeiert wurde. Die Tänze vermittelten dabei ein lebendiges Bild der festlichen Traditionen vergangener Zeiten.
Am Nachmittag beeindruckte der Verein mit einer ausgedehnten Demonstration der mittelalterlichen Schwertkampfkunst. Die Kämpfer, gekleidet in authentische Rüstungen und Gewänder, präsentierten in packenden Szenen die Kunst des Fechtens. Mit kraftvollen, gezielten Hieben und fließenden Bewegungen zeigten sie, wie die Krieger vergangener Epochen ihre Duelle ausfochten. Neben der reinen Kampfkunst gab der Verein auch spannende Erklärungen zu den historischen Techniken und der Bedeutung des Schwertkampfes in der mittelalterlichen Gesellschaft. Das Publikum, bestehend aus Jung und Alt, verfolgte die Kämpfe gebannt und war beeindruckt von der Authentizität und dem Können der Darsteller.
Während die Besucher an den Ständen flanierten und Kinder ihr Können im Schießen mit der Armbrust unter Beweis stellen konnten verzauberte Curt Ceunen. Er bezeichnet sich selbst als Troubadour des 21. Jahrhunderts und überzeugte mit seinem Dudelsack und einem Hang, einer Art Klangschale, an verschiedenen Plätzen in der Stadt. Seine Klänge, die zwischen Tradition und Moderne schwebten, verzauberten die Besucher. Lena Viviane Gassen ergänzte dieses Erlebnis mit den mystischen Tönen ihrer Waldharfe, die ebenfalls an verschiedenen Orten gespielt wurde und der mittelalterlichen Szenerie eine sanfte und zugleich eindringliche musikalische Note verlieh.
Golddrache unterwegs
Eberhard Nitsche alias Luftikus, wanderte mit seinem kleinen Golddrachen Gemini durch die Gassen. Mit allerlei Schabernack und kleinen Geschichten fesselte er die Aufmerksamkeit nicht nur der Kinder, sondern auch der Erwachsenen. Der kleine Drache auf seinem Arm war dabei ein ständiger Blickfang und sorgte für so manches leuchtende Kinderauge.
Aber nicht nur auf den Straßen gab es viel zu sehen: Im Trauzimmer des alten Rathauses entführte Karin Rauch, Leiterin der Stadtbücherei, die Zuhörer in die Welt der Märchen und Sagen. Mit Geschichten wie der von „Siegfried dem Drachentöter“ zog sie die Kinder und auch die Erwachsenen in ihren Bann. Die Erzählungen waren ein ruhiger Kontrapunkt zum geschäftigen Treiben auf den Straßen und boten einen Moment des Eintauchens in die Fantasie.
Die Führungen rund um das Adelsheimer Schloss, die von Björn Mai geleitet wurden, fanden großen Anklang bei den Besuchern. Mit viel Wissen und noch mehr Leidenschaft erzählte er von der langen und bewegten Geschichte der Stadt, dem Adel und dem Schloss. Die Teilnehmer lauschten gespannt seinen Erklärungen, während sie die historischen Gemäuer und die gut erhaltenen Bauwerke rund um das Schloss erkundeten. Wer sich eine Pause vom Trubel gönnen wollte, hatte die Möglichkeit, das Bauländer Heimatmuseum in der Schlossgasse zu besuchen. Die Ausstellung präsentierte spannende Exponate zur Geschichte der Region und gab den Besuchern einen Einblick in das Leben der Menschen in vergangenen Zeiten. Hier konnte man sich in die historische Vergangenheit vertiefen und noch mehr über die lange und reiche Geschichte Adelsheims erfahren. Neben den historischen Erlebnissen bot der Gesangverein am Rathaus eine stimmungsvolle musikalische Begleitung, die viele Besucher anzog. Mit ihrer harmonischen Darbietung schufen sie einen festlichen Klangteppich, der sich perfekt in die Atmosphäre des Herbstfestes einfügte. Parallel bot der verkaufsoffene Sonntag der Adelsheimer Fachgeschäfte eine willkommene Gelegenheit, dem mittelalterlichen Spektakel einen modernen Kontrast entgegenzusetzen. Die geöffneten Geschäfte luden zum Stöbern ein, und viele Besucher nutzten die Chance, durch die liebevoll dekorierten Läden zu schlendern und besondere Angebote zu entdecken. Das abwechslungsreiche Angebot machte den verkaufsoffenen Sonntag zu einem Höhepunkt für all jene, die das Einkaufen mit einem gemütlichen Bummel durch die historische Kulisse verbinden wollten. Ein Besucher, der das Fest mit seiner Familie genoss, fasste den Tag perfekt zusammen: „Es war ein wunderbarer Tag voller Unterhaltung, Geschichte und schöner Momente. So fühlt sich Heimat an – eine perfekte Mischung aus Tradition und Gemeinschaft.“
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