Adelsheim/Bad Mergentheim. Am Eckenberg-Gymnasium in Adelsheim ist eine solche Einrichtung angegliedert. Ebenso gibt es in Bad Mergentheim das Bischöfliche Internat Maria Hilf.
Im Gespräch mit den Leitungen der beiden Bildungseinrichtungen wird schnell deutlich: Der Begriff „Internat“ ist für viele Menschen negativ behaftet, obwohl er das nicht ist. „Wir sind kein Gefängnis“, bringt es Diakon Andreas Reitzle, Leiter des Internats in Bad Mergentheim auf den Punkt. Die Kinder haben viele Freiheiten. „Wir wollen immer nur wissen, wo sie sind“, sagt Julien Schubert, Lehrer am Eckenberg-Gymnasium und Internatsleiter. So ist es für die Kinder auch möglich, eine Sportart in einem Verein auszuüben oder sich nach der Schule mit Freunden zu verabreden.
Fester Tagesablauf
In beiden Einrichtungen gibt es einen festen Tagesablauf: Die Kinder werden geweckt, dann gibt es Frühstück, im Anschluss geht es in die Schule. In Adelsheim besuchen alle Internatsbewohner das Gymnasium direkt in der Nachbarschaft. In Bad Mergentheim haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, in alle Schulen im Stadtgebiet zu gehen. „Zum Mittagessen kommen die Schüler wieder zurück ins Internat“, erzählt Reitzle. Dann geht es entweder in den Nachmittagsunterricht oder in die Studierzeit, ehe es verschiedene Freizeitangebote gibt. Das Besondere in der Kurstadt: Es gibt auch ein Tagesinternat, welches einem Hort ähnelt. Dort werden die Kinder und Jugendlichen nach der Schule betreut und werden am Abend abgeholt.
Derzeit besuchen 46 Schüler das Vollzeitinternat in Bad Mergentheim, davon sind 20 im Grundschulalter. Hinzu kommen 48 Kinder in der Tagesbetreuung. Das Adelsheimer Internat, dessen Träger das Land Baden-Württemberg ist, ist derzeit nicht voll ausgelastet. 20 bis 25 Schüler wohnen aktuell dort. Dadurch sind die Zimmer auch alle nur einzeln belegt.
Einige Schüler, die in Adelsheim und Bad Mergentheim das Internat besuchen, kommen aus der Region. Einige aber auch von weiter weg. „Das hängt ganz mit der Anbindung zusammen. Eine Kilometerzahl lässt sich da nur schwer schätzen“, sagt Reitzle. Bad Mergentheim sei von München aus beispielsweise besser mit dem Zug zu erreichen, als aus dem Schwarzwald. Das Internat in Adelsheim hat auch viele internationale Bewohner.
Die Gründe, warum Kinder ins Internat gehen, sind vielfältig. Am Eckenberg-Gymnasium locken das Musikprofil und das „Adelsheimer Modell“ viele an. Hierbei haben die Schüler die Möglichkeit, die Mittelstufe (Klasse sieben und acht) in drei Jahren zu durchlaufen. Manchmal seien es aber auch familiäre Gründe. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern unglaublich gut tut, wenn dieser Druck, der durch die Schule oder Hausaufgaben entsteht, herausgenommen wird“, erläutert Pädagoge Julien Schubert.
Das bestätigt auch Andreas Reitzle. „Es führt oft dazu, dass das gute Miteinander in der Familie funktioniert“, sagt er. Gerade alleinerziehende Elternteile hätten durch das Internat die Sicherheit, dass ihr Kind gut aufgehoben ist und sich um die Hausaufgaben und das Lernen gekümmert wird.
„Man findet leicht Freunde“
Und die Schüler sind gerne dort. Paul (13), Dalia (16) und Marc (17) besuchen das Internat Adelsheim. Alle drei haben es nicht bereut, diesen Schritt gegangen zu sein. „Ich finde es gut, dass man hier so nah an der Schule ist“, sagt die 16-Jährige. Marc hebt besonders die Gemeinschaft hervor. Der Schüler, der aus der Nähe von Ulm stammt, macht in diesem Jahr sein Abitur. „Man findet hier leicht Freunde und ist oft mit ihnen zusammen“, erzählt er. Das unterstreicht auch Diakon Andreas Reitzle: „Manche schließen hier Freundschaften, die oft ein Leben lang halten. Das Internat wird für die Kinder zum zweiten Zuhause.“
Die Internate
Das Internat in Adelsheim ist an das Eckenberg-Gymnasium angegliedert. Träger ist das Land Baden-Württemberg. Es können Schüler ab der siebten Klasse angenommen werden. Weitere Informationen findet man auf der Homepage unter ebg.schule. Telefonisch kann man sich im Internat ab 14 Uhr unter 06291/27135 melden.
Träger des Bischöflichen Internats Maria Hilf in Bad Mergentheim ist der „Eigenbetrieb Marchtaler Internate“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Es können bereits Kinder im Grundschulalter aufgenommen werden. Weitere Informationen findet man auf der Homepage unter www.internat-maria-hilf.de. Telefonisch kann man sich im Internat unter 07931/90050 melden. mg
Man sei hautnah dran an der Entwicklung der jungen Menschen. „Sie erleben auch ihre Krisen, aber das ist vollkommen normal“, sagt Julien Schubert. „Und am Ende sind die Schüler immer dankbar und denken vor allen Dingen gerne an ihre Zeit im Internat zurück.“
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