Adelsheim. Mit vielen interessierten Bürgern wurde am Freitag Richtfest an der neuen Adelsheimer Sport- und Kulturhalle gefeiert. Im Frühjahr 2021 soll der Neubau fertig sein.
Im Regen verfolgten gut 100 Zuschauer, wie Firmenchef Ralf Bender von der gleichnamigen Holzbaufirma vom Dach des Rohbaus den Richtspruch verkündete, unterstützt von Sven Störzer. Nach dem dritten Schluck Wein schmetterte er das Glas in die Tiefe, begleitet von den Worten „Nun Glas, zersplittere in dem Grund, geweiht sei dieses Haus zur Stund’.“ Danach zogen Zimmerleute und Zuschauer in die Halle, wo Tische und Bänke auf die Schar warteten.
„Wir feiern heute das Richtfest der neuen Sport- und Kulturhalle, die bereits eine Geschichte hat, obwohl sie noch gar nicht fertig gebaut ist.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Wolfram Bernhardt von der Rohbau-Bühne aus die Gäste auf der Baustelle, darunter Mitglieder des Adelsheimer Gemeinderats, Vertreter der benachbarten Schulen und der beteiligten Firmen, vor allem aber viele Bürger. Sie sollten mit dem Fest die Gelegenheit bekommen, zu sehen, „wo so viel Geld verbaut wird“. Die Prominenz aus der Politik werde dann bei der Einweihung des Elf-Millionen-Projekts eingeladen, so Bernhardt.
Dann erinnerte er an ein Plakat, das vor einigen Monaten an der Halle hing und darauf verwies, dass die Stadt an dieser Stelle ein Delfinarium baue. Als besondere architektonische Komponente werde eine große Glasfront eingeplant, die einen guten Blick auf die Delfine ermögliche –„eine meiner Lieblingsgeschichten“, erklärte Bernhardt. Angesichts der aktuellen Kostenschätzung sei ihm in den Sinn gekommen, ob eine solche Touristenattraktion nicht sogar eine Option wäre. Alternativ habe er überlegt, ob „wir mit dem Richtfest nicht aufhören könnten zu bauen, denn Sport kann man bekanntlich auch ohne große Glasfassade machen“.
„Grünes Licht“ der Aufsicht
Doch mit den Millionen wolle er die Zuhörer verschonen, reimte der Bürgermeister in Erwartung diverser Büttenreden, in denen die Halle thematisiert werde. Um allen Spekulationen ein Ende zu bereiten, unterstrich Bernhardt: „Wir bauen die Halle fertig.“ Darin seien sich alle einig. Die Rechtsaufsichtsbehörde habe der Stadt grünes Licht gegeben: „Wir dürfen die Schulden aufnehmen, die wir brauchen, um die Halle fertigzubauen.“ Man gehe nach wie vor davon aus, im nächsten Frühjahr fertig zu sein – „also lange vor Stuttgart 21 und vielleicht sogar noch vor dem neuen Hauptstadtflughafen.“
Ärgerlich sei, dass das Geld an anderer Stelle fehle, aber „dafür werden wir dann die schönste und beste Sport- und Kulturhalle der Welt haben“. Mit einem Dank an den Gemeinderat und Klaus Gramlich, die das Projekt auf den Weg brachten, an Architekt Nohé, die Verwaltung, die beteiligten Firmen und an die Zuschussgeber betonte Bernhardt, er sei überzeugt, dass man irgendwann stolz auf die Halle sein werde: Spätestens, wenn man bei der Einweihung die Halle betrete und erstaunt feststelle, dass 800 Personen locker Platz finden; wenn man einen Küchenbereich habe, der es erlaube, diese 800 Leute zu versorgen, wenn man von der Galerie aus badische Turnermeisterschaften verfolgen könne oder wenn man das Landesjugendorchester begrüßen dürfe.
Oder wenn die Halle gefüllt sei mit Personen in Abendgarderobe, die im „Anschluss an ein Konzert in der ’Adelsheimer Night of the Proms’ bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein schwingen“, schwärmte der Bürgermeister. Das werde aber die Ausnahme sein. Vorrangig gehe es darum, dass die Halle der Schule und den Vereinen beste Voraussetzungen biete, sich auszutoben.
Verbaut sind bereits 4,5 Millionen Euro. Als nächstes stehen die Baumaßnahmen in den Bereichen Lüftung, Heizung, Sanitär und Elektro sowie Mess-, Steuer- und Regeltechnik mit einer Gesamtsumme von rund 1,35 Millionen Euro an.
Architekt Bertold Nohé dankte ebenfalls den Handwerkern, dem Gemeinderat sowie mit einem kurzen Rückblick auf die schnelle Genehmigungsphase der zuständigen Behörde im Landratsamt.
Sein Dank galt Ralf Bender, der den Richtspruch genauso gut erledigt habe wie die Arbeit. Dasselbe gelte für den Lokalmatador, die Firma Heizmann.
Abschließend lud Bürgermeister Wolfram Bernhardt die Gäste des Richtfests dazu ein, sich vom Architekten durch die Räume führen zu lassen und „bei einem Glas Bier und einem Fleischkäsweck“ das Bauwerk auf sich wirken zu lassen.
Zahlen und Fakten zur neuen Sport-und Kulturhalle am Eckenberg
- Mit Kosten von rund 11,5 Millionen Euro ist die Sport- und Kulturhalle inklusive Außenanlage und Parkplätze das bisher größte Hochbauprojekt der Stadt. Rund 4,1 Millionen Euro stehen an Fördermitteln in Aussicht. Aus der Sportstättenförderung kommen 420 000 Euro, aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum 750 000 Euro, aus der Schulbauförderung 987 000 Euro und aus dem Ausgleichstock 1 975 000 Euro
- Konkrete Beschlüsse für die Halle wurden 2016 gefasst, die Baugenehmigung lag am 29. Mai 2018 vor, Anfang 2019 war Spatenstich. Die Grundsteinlegung fand am 24. Juli statt. Die Nutzfläche umfasst rund 2700 Quadratmeter. Insgesamt war gut ein Hektar Fläche zu überplanen, so Architekt Nohé. Das Bauwerk sei in drei Teile gegliedert: Foyer, Halle (ausgelegt für 1700 Personen) und Nebenräume; Schultrakt mit Umkleideräumen sowie einen Bühnenbereich. Nachhaltig und hochwertig seien die verwendeten Materialien, multifunktional die Halle
- Die Holzbau- und Zimmerarbeiten erledigte die Firma Ralf Bender aus Neckarbischofsheim (Angebotssumme 601 940 Euro). Die Gerüstarbeiten führte die Firma Schnabel Gerüstbau aus Mosbach aus (Angebotssumme 37 983 Euro). Die Firma Flicker aus Fahrenbach übernimmt die Sanitärtechnik mit Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen und Frischwasserstation (238 189 Euro). Flicker baut auch die Heizungstechnik inklusive Blockheizkraftwerk für Martin-von-Adelsheim-Schule und Halle (238 189 Euro). Für die Wärmeerzeugung sorgt Flicker ebenfalls (195 266 Euro). Die Lüftungstechnik übernimmt die Firma Friedel Gebäudetechnik aus Stuttgart (379 752 Euro)
- Für Mess-, Steuer- und Regeltechnik für Halle, Küche und Heizung sorgt die Firma Kratschmayer aus Waldenburg (72 737 Euro). sab
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/adelsheim_artikel,-adelsheim-wir-werden-fertig-lange-vor-stuttgart-21-_arid,1602956.html