Seckach. Trotz seiner 91 Jahre kam es für die Seckacher vollkommen überraschend, als Leopold Aumüller am Sonntag starb. Das Seckacher "Urgestein", das gestern unter großer Anteilnahme in Seckach beerdigt wurde, hatte sich noch bei der konstituierenden Gemeinderatssitzung am 28. Juli topfit, interessiert und in Bestform gezeigt.
Dank seiner besonderen Persönlichkeit und seinem Tatendrang war er so beliebt wie bekannt. Die Begriffe "Ehrenamt" und "Engagement für die Allgemeinheit" waren für den Jubilar gelebte Tatsachen, auf die er zu Recht stolz sein konnte. Floskeln gab es bei ihm nicht.
Geboren wurde Leopold Müller am 25. Mai 1923 in Seckach, wo er auch seine Schulzeit verbrachte und anschließend eine Lehre zum Schmied mit Abschluss der Gesellenprüfung absolvierte. Gleich danach wurde er zum Kriegsdienst einberufen, den er nach eigener Aussage mit "viel Glück und vielen Schutzengeln" überlebte. Nach einem Jahr Kriegsgefangenschaft wurde er Anfang Juni 1946 entlassen. Zurück in der Heimat lernte er 1947 Gisela Alter kennen. Das Paar heiratete am 30. November 1950. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor, die ihm drei Enkelkinder und inzwischen auch einen Urenkel schenkten. Noch vor der Hochzeit baute Aumüller - unterstützt vom zukünftigen Schwiegervater - für seine künftige Familie "so ganz nebenbei" in der Straße "An der Steige" in Seckach ein Haus.
Nachdem Leopold Aumüller drei Jahre in seinem erlernten Beruf tätig war, wechselte er 1949 zu einer Gleisbaufirma, ehe er 1953 eine Tätigkeit in den Agria-Werken aufnahm, wo er sich auch als Betriebsratsvorsitzender einsetzte. Anschließend zog es ihn zurück auf den Bau, und zwar im Tief- und Straßenbereich, wo er sich zudem weiterbildete. 1975 absolvierte er einen Lehrgang für Schachtmeister beim Fachverband Bau in Stuttgart ,was ihm ermöglichte, sein Brot als Schachtmeister bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1983 zu verdienen.
Bescheidenheit, Tatkraft, Weitsicht und Heimatverbundenheit zeichneten Leopold Aumüller aus und prägen auch entscheidend sein Leben. So engagierte er sich im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeiten von 1962 bis 1984 als Gemeinderat und zudem von 1980 bis 1984 im Ortschaftsrat und als stellvertretender Ortsvorsteher, wofür ihm 1984 die Ehrenmedaille des Gemeindetages Baden-Württemberg verliehen wurde. Im Frühjahr 1973 übernahm er den Vorsitz des örtlichen Schützenvereins, wo er sich besonders um den Bau des Schützenhauses große Verdienste erwarb. Für sein beispielhaftes Wirken ernannte ihn der Schützenverein 1998 zum Ehrenoberschützenmeister und später zum Ehrenmitglied des Vereins.
Immer für die anderen da
"Wenn ich gebraucht werde, bin ich da", war sein Slogan, und so übernahm Leopold Aumüller bei der Gründungsversammlung 1983 auch den Vorsitz im Hallenbadförderverein, in dem er nach seinem altersbedingten Ausscheiden 2001 ebenfalls zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Die Vita des Jubilars wird ergänzt durch die Ehrenmitgliedschaft im Sportverein, zwölf Jahre ehrenamtliche Richtertätigkeit beim Arbeitsgericht Mannheim, zwölf Jahre Mitglied in der Vertreterversammlung der AOK Buchen, sechs Jahre im Verwaltungsausschuss des Arbeitsamtes Tauberbischofsheim und in der Vollversammlung der Handwerkskammer Mannheim und sieben Jahre in der großen Tarifkommission für den Bezirk Stuttgart.
Für diese Tätigkeiten wurde ihm die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg im September 1993 verliehen. Sein Tod reißt eine schwer zu schließende Lücke in das Gesellschaftsleben der Gemeinde Seckach. L.M.
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