Natur braucht das nicht

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Zum Leserbrief „Theorie und Praxis unterscheiden sich“ von Werner Bordne vom 26. Oktober:

Der Leserbrief von Werner Bordne war sehr gut, kenntnisreich und detailliert. Ich möchte einige grundsätzliche Gedanken zur Renaturierung beitragen.

Im Bereich Fernmeldeturm bis zum Wasserkraftwerk Feudenheim wurde der Neckar parallel zur Buga „renaturiert“ mit großem Aufwand: noch bis 2026 lang mit geschätzt einem Dutzend Kränen, Bagger, Traktoren, Schiffen zum Abtransport von Erdreich. Ich fahre etwa drei Mal pro Woche über den Neckardamm mit dem Fahrrad in die Stadt. Was ich sah war nicht erfreulich; und jetzt sind, vom Damm aus, nur geringfügige Änderungen zu sehen. Was will man auch schon groß machen an einem begradigten, kanalartigen Neckar mit schmalen Uferstreifen. Soweit möglich, hatte die Natur selbst sich dort niedergelassen. Jetzt wurde eine lange, geradlinige Reihe von Bäumen in exakt gleichem Abstand gepflanzt.

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So etwas hat es in der Natur nie gegeben; und in diesem Frühjahr hat die Natur das korrigiert, indem sie diese Bäumchen reihenweise flachlegte bei Hochwasser, was ja in diesem Bereich fast regelmäßig vorkommt. Der „renaturierte“ Uferbereich war danach ein einziges Schlammloch.

Nun zu den Kosten: 26 Millionen Euro Gesamtkosten. Das Umweltministerium hat 11,5 Millionen gespendet, bleiben also 14,5 Millionen. In einer Stadt, die hoch verschuldet ist. Wo das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Insbesondere im Pflegebereich, an Kindergärten, an Schulen. Immer heißt es: Bildung hat Priorität?

Nun soll also der Neckar bei Seckenheim renaturiert werden. Ausgerechnet hier, wo der Neckar bisher in Ruhe gelassen wurde. Wunderschön, wir gehen als Anwohner so oft als möglich dort spazieren. Der „wilde Geselle“ hat in diesem Bereich einen Dschungel geschaffen, in dem sich Kleintiere, Insekten und Vögel wohlfühlen. Im Frühjahr hört man ein vielfältiges Konzert von Vogelstimmen, insbesondere Nachtigallen. Wegen all dem wurde dieser Bereich zum Naturschutzgebiet erklärt.

Nun gibt es scheinbar Gründe, auch hier mit Baggern und weiterem Gerät die Natur wieder zur Natur zu machen, zu „renaturieren“. Die Natur braucht das nicht, sie hat das Paradies geschaffen. Und uns als Anwohnern drohen wieder Jahre an Lärm, Dreck – und Umweltzerstörung.

Info: Originalleserbrief unter https://t1p.de/21ym1