Zu „Kein Indiz für aktive Unterstützung des NS-Regimes?“ (FN, 30. Juli)
80 Jahre nach Ende der NS-Gewaltherrschaft leistet sich die Stadt Tauberbischofsheim immer noch den fragwürdigen „Luxus“, einen glühenden Verehrer, Unterstützer und Mittäter dieses verbrecherischen NS-Regimes als Namensgeber für seine städtische Musikschule und einer Straße zu verwenden. Dies verharmlost und bagatellisiert dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte und der hier beteiligten Täter und Mittäter, aber es verunglimpft auch die Opfer.
Aber es ist nie zu spät, falsche Entscheidungen zu überdenken und zurückzunehmen.
Ich unterstelle einigen Stadträten einfach, dass Sie von vielen – jetzt bekannt gewordenen – Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts wussten oder sich bisher damit nicht tiefer befasst haben. Vielleicht nutzten die Sie die Zeit bis zur nächsten Stadtratssitzung und setzten mit dem verwerflichen Wirken und der unverantwortlichen Haltung von Herr Richard Trunk kritisch auseinander.
Im Anschluss kann es eigentlich nur eine Entscheidung geben. Sie als Stadtrat beschließen und beauftragen die Stadtverwaltung, den Namen der Musikschule zu ändern und die Richard-Trunk-Straße umzubenennen.
Die Straße könnte künftig den Namen eines, während der NS-Gewaltherrschaft deportieren und umgebrachten, jüdischen Mitbürger:in der Stadt Tauberbischofsheim tragen. Als Stadtrat könnte Sie ein starkes und sichtbares Zeichen für aufrichtiges Geschichtsbewusstsein, glaubwürdiger Aufarbeitung der städtischen NS-Geschichte und Würdigung der Opfer des NS-Regimes aus der Mitte der Stadt Tauberbischofsheim setzen.
Es liegt in Ihrer Verantwortung, ob der Schatten der Verharmlosung der städtischen NS-Geschichte weiter sichtbar auf der Stadt Tauberbischofsheim liegt.
Liebe Stadträte, Sie haben die Chance das Richtige zu tun, ergreifen Sie diese Gelegenheit. Haben Sie Mut und zeigen Sie Zivilcourage. Andere Städte und Gemeinde haben diesen konsequenten und richtigen Schritt bereits vor langer Zeit vollzogen und sind heute froh und dankbar für diese Entscheidung. Die Stadt, ihre Bürger:innen , die Region und künftige Generationen an Musikschüler:innen werden es Ihnen danken. Das Richtige kann zu jedem Zeitpunkt getan werden und ist gerade jetzt unendlich wichtig.
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