Eigentlich klingt das doch alles ganz gut: Sämtliche relevanten Behörden, die am großen Thema Verkehr beteiligt sind informieren sich bei Bauprojekten gegenseitig und treffen sich bei Verkehrsschauen, um dabei Probleme intensiv zu erörtern.
Wer regelmäßig die Gemeinderatssitzungen seiner Stadt besucht, der weiß auch um die grundsätzlichen Abläufe: Zu praktisch jedem Bauprojekt werden Stellungnahmen eingeholt. Von einschlägigen Fachbehörden, dem Landratsamt und sonstigen Beteiligten wie zum Beispiel Stromlieferanten. Diese Stellungnahmen werden nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern können Planverfahren auch beeinflussen und verändern.
Soweit die „praktische Theorie“. Die ist bei vielen Bürgern weitgehend unbekannt. Nur ein winziger Teil der Einwohner interessiert sich für solche Prozesse. Jedenfalls ist die Zahl der Sitzungsgäste in den Stadtparlamenten selten üppig.
Wenn man wiederum Anwohner einer Ortsdurchfahrt ist, dürfte die sachliche Darstellung des Landratsamts zu Thema Verkehr aber auch nicht zufriedenstellend sein. Und in anderen Ortschaften stellt man fest: Plötzlich fahren viel mehr Schwerlaster hindurch oder hinein, als vor dem Ausbau eines Gewerbegebiets.
Die „auslösende“ Kommune hat natürlich vorher ihre Nachbarstädte informiert. Gerade in Sachen Straßenverkehr sind kritische Anregungen aber kaum zu verzeichnen. Zehn, zwanzig oder fünfzig Laster pro Tag? Wer zieht die Grenze? Gibt es überhaupt eine? Wer sagt, wie viel Lärm, Abgas und Gefahrenpotenzial eine kommunale Einheit verkraften muss? Fragen, die möglicherweise indirekt über Verkehrszählungen beantwortbar sind. Aber in der Konsequenz – bezogen auf Begrenzungen – sind die Fragen müßig. Wer fährt, der kann sich seinen Weg erstmal aussuchen.
Eines steht aber auch fest: Die Städte und Gemeinden (und nicht der Landkreis) sind mit ihren Planungen die unmittelbar Auslösenden. Niemand zwingt eine Stadt, ein Gewerbegebiet auszuweisen. Und wenn Laster von da nach dort fahren – auch die Zielkommune hat etwas davon. Für ihr Gewerbesteuer zahlendes Unternehmen.
Wer zieht die Grenze?
Michael Weber-Schwarz über Verkehrsflüsse