In dieser Woche kehrt Eintracht Frankfurt in den Alltag zurück: Am Montag skizziert Trainer Oliver Glasner auf einer Pressekonferenz die Herausforderungen, die in der Saison nach der magischen Nacht von Sevilla auf den Europapokalsieger warten werden. Am Dienstag steht der Auftakt in die Vorbereitung an – und Mario Götze spricht zum ersten Mal. Der Königstransfer, der deutsche WM-Held von Rio, der wie kein Zweiter für den veränderten Status steht, den die Hessen mit ihrem Triumph in der Europa League erworben haben.
In dieser neuen Realität ist die Eintracht ein Champions-League-Verein, der bei Verstärkungen in vor einigen Jahren noch unvorstellbare Schubladen greifen kann – wie bei Götze. Oder wie beim argentinischen Nationalstürmer Lucas Alario, am Freitag von Bayer Leverkusen transferiert. Der stabile Aufwärtstrend hat durch den Europa-League-Titel einen kleinen Raketenantrieb bekommen – und bisher scheint es so, dass Sportvorstand Markus Krösche der nicht unkomplizierten Aufgabe gewachsen zu sein scheint, den Club mit den neuen Möglichkeiten dauerhaft im oberen Drittel der Bundesliga zu positionieren. Ohne übermütig zu werden und finanziell verrückte Dinge zu tun. Es ist ein Wachstum mit Vernunft.
„Problem Hinteregger“ gelöst
Die bisherigen Transfers klingen auch abseits von Götze und Alario verheißungsvoll. An den Main wechseln auch der frühere französische Juniorennationalstürmer Randal Kolo Muani, die kroatische Abwehrhoffnung Hrvoje Smolcic und der mit viel Tempo ausgestattete Rechtsverteidiger Aurelio Buta (Royal Antwerpen). In diesen cleveren Verpflichtungen steckt Substanz und Fantasie. Selbst die absehbaren Abgänge des zuletzt unverzichtbaren Filip Kostic (Juventus Turin?) und von Spielmacher Daichi Kamada (Premier League?) dürften so problemlos aufgefangen werden – zumal mit dem Argentinier Nicolas Castro und Julian Weigl oder Diego Demme noch weitere hochkarätige Verstärkungen für das Mittelfeld kommen sollen.
Trainer Glasner hat durchblicken lassen, den Stil der Eintracht variabler gestalten zu wollen. Weniger Abhängigkeit von den Außenbahnen, wo Kostic in den vergangenen Jahren stets den Großteil der Tore vorbereitete, weniger Ausrechenbarkeit, mehr Lösungen auf engem Raum, für die Götze bürgen soll. Auch ein Abschied von der gewohnten Dreierkette steht im Raum, nachdem Fanliebling Martin Hinteregger sein Karriereende auf professionellem Niveau verkündet hat – im Alter von nur 29 Jahren.
Mit seiner überraschenden Entscheidung hat der Österreicher der Eintracht eine Diskussion erspart, die nach dauerhafter Unruhe roch. Denn nachdem ein Investigativjournalist Hintereggers Verbindungen zu einem bekannten rechtsradikalen Politiker bei der Organisation eines Spaßturniers in seiner Kärntner Heimat enthüllt hatte, reagierte der Abwehrspieler unbeholfen und verstrickte sich öffentlich in Widersprüche. Gerade wegen der Popularität Hintereggers in Frankfurter Fankreisen wird die Eintracht froh sein, dass sich dieses Problem von alleine gelöst hat.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Transferstrategie von Eintracht Frankfurt: Wachstum mit Vernunft
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