Kommentar Tesla in Not

Jörg Quoos findet, E-Mobil-Pionier Elon Musk muss aufpassen, dass er den Anschluss an die Weltmarktkonkurrenz nicht verliert

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Jörg Quoos
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Beim Börsenliebling Tesla ist doch nicht alles Gold, was glänzt. Die anfängliche Euphorie scheint verflogen. Nachdem Elon Musk schön öffentlich über seine deutsche Gigafabrik in Grünheide hergezogen ist und sie als „Geldverbrennungsofen“ bezeichnet hat, agiert er jetzt noch drastischer: Er macht das ganze Werk vorübergehend dicht.

Während sich die hauseigenen Ingenieure jetzt unter den strengen Augen des Chefs Gedanken machen müssen über enttäuschte Kunden, lausige Qualität mit riesigen Spaltmaßen und eine extrem langsame Produktion, stellt sich die Frage: Hat Tesla die beste Zeit schon hinter sich?

Aus einem schier unaufholbar scheinenden Vorsprung ist ein harter Kampf um Marktanteile geworden. Denn auch deutsche Hersteller haben auf dem Feld der Elektromobilität mittlerweile gewaltig aufgeholt. Die Reichweite deutscher Fahrzeuge ist gestiegen, sie sehen mittlerweile moderner aus als mancher Tesla, und die Qualität ist überlegen – was ein großes Problem für Musk ist.

Das Netz ist voller Horrorberichte über Tesla-Fahrzeuge, die aussehen, als wären sie in einem fernen Schwellenland zusammengetackert worden. Es ist fraglich, ob der Siegeszug der Marke Tesla so weitergeht, wenn der Ärger mit den Produkten in einem stark wachsenden Massenmarkt ständig größer wird.

Hinzu kommen Musks Ausfälle gegen die Belegschaft, eine erratische Entlohnung der Mitarbeiter, die besonders bei den strengen deutschen Gewerkschaften für großen Ärger sorgt, sowie wenig zeitgemäße Ansichten zum mobilen Arbeiten.

„Sollen sie doch woanders so tun, als würden sie arbeiten“, wandte sich Chef Elon Musk erst kürzlich persönlich in wenig wertschätzendem Ton an die eigenen Leute. Moderne Konzernführung sieht anders aus.