Buchen. „Vielen Dank für deinen Einkauf“, steht lapidar an der Wand im Ausgangsbereich des Supermarkts, in dem ich gerade eingekauft habe. Man duzt sich hier also, stelle ich fest. Der freundlichen Dame an der Kasse scheint das entgangen zu sein. „Wollen Sie den Kassenzettel haben?“, hatte sie gefragt.
Und auch der Mitarbeiter, von dem ich wissen wollte, wo ich die Hefe finde, hat mich gesiezt. Auch ich wäre - ehrlich gesagt - gar nicht auf die Idee gekommen, diesen Herrn zu duzen, auch wenn er nicht älter als 25 Jahre gewesen sein dürfte. Ich hätte das als respektlos empfunden. Vielleicht liegt das daran, dass ich zu einer Zeit aufgewachsen bin, als man zu unverheirateten Frauen noch „Fräulein“ sagte. Heute verwende ich diese Anrede natürlich nicht mehr.
Selbstverständlich wäre ich bereit, mich dem Du-Diktat zu fügen, wenn es nur einheitlich geregelt wäre. So wie im Straßenverkehr, wo es Tempo-30-Zonen gibt, könnte man auch „Du-Zonen“ einrichten. Bei dem oben genannten Supermarkt könnte man zum Beispiel folgendes Schild am Eingang anbringen: „Achtung! Hier beginnt eine Du-Zone! Mit Eintritt in diesen Supermarkt erklärst du dich damit einverstanden, geduzt zu werden und zu duzen.“
Und was passiert mit Kunden, die sich nicht an das Du-Gebot halten wollen? Ganz einfach: Die sollen sich einen Supermarkt mit Sie-Zone suchen. Wir leben schließlich in einer pluralistischen Demokratie.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Aufgelesen Supermarkt mit Du-Zone
Martin Bernhard über das Duzen beim Einkaufen.