Die Deutsche Bahn hat die erste Generalsanierung über die Bühne gebracht. Das ist wohl die treffende Formulierung dafür, dass auf der Strecke nach fünf Monaten Bauzeit wieder regulär Züge fahren. Von einer Fertigstellung indes kann keine Rede sein, da an der Stellwerktechnik noch gearbeitet wird und die Ersatzbusse noch zehn Tage fahren.
Die Bahn verspricht, dass nun die Züge durch mehr Überholmöglichkeiten sowie einer neuen Stellwerktechnik pünktlicher und zuverlässiger fahren. Doch Bahnreisende sollten nicht zu große Hoffnungen darauf setzen. Mit 70 Kilometern ist die Riedbahn nur ein winziger Abschnitt im deutschen Netz. Nördlich und südlich davon bleibt die Infrastruktur vorerst, wie sie ist: veraltet, störanfällig und marode. Kommt es dort zu Verzögerungen, bietet die Riedbahn trotz Modernisierung zu wenig Spielraum, um die Zeit wieder aufzuholen.
Riedbahn: Keine zehn Jahre ohne neue Baustellen
Außerdem kündigen sich weitere Generalsanierungen an. Die nächsten sind geografisch weit entfernt und betreffen allenfalls den Fernverkehr. Doch je näher sie an die Region rücken, desto spürbarer werden die Auswirkungen. Spätestens wenn 2027 die Main-Neckar-Bahn von Frankfurt nach Heidelberg an der Reihe ist, drohen ähnliche massive Einschränkungen wie zuletzt.
Ein Versprechen hat die Bahn bereits wieder kassiert: dass auf der Riedbahn jetzt zehn Jahre Baufreiheit herrscht. Nun ist die Rede von fünf Jahren. Und die Einführung des digitalen ETCS-Zugsicherungssystems wird sich bis Mitte 2025 verzögern.
Immerhin hat die Bahn mit dem Pilotprojekt die Erkenntnis gewonnen, dass das Konzept funktioniert und eine Lösung für die Infrastrukturprobleme sein kann. Beim Zeitplan hat sie sich allerdings - siehe Verlängerung des Ersatzverkehrs - verhoben und muss für künftige Projekte deutlich nachbessern. Da reicht es nicht, darauf zu verweisen, dass es bei Vorhaben solchen Ausmaßes immer zu Verzögerungen kommen kann. Wer sich vorab mit dem Enddatum derart sicher ist und das so klar kommuniziert, muss dann auch liefern.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Nach der Generalsanierung der Riedbahn bleiben die Probleme vorerst
Bahnreisende sollten nicht zu große Hoffnungen darauf setzen, dass nach der Generalsanierung der Riedbahn plötzlich alles besser wird, meint Christian Schall. Und beim Zeitplan muss die Bahn nachbessern