Kommentar Mehr Sicherheit, weniger Magie

Martin Bernhard über den Martinsumzug in Buchen.

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Martin Bernhard
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Buchen. Es war einmal vor 50 Jahren. Da brannten beim Martinsumzug Kerzen in den selbst gebastelten Lampions, nicht LED-Lichter. Da baumelten die Lampions an langen Stäben aus Holz, eingehängt in Drahtschlaufen. Sie wurden nicht mit Händen an Henkeln getragen. Das Singen der vielen Dutzend Kinderstimmen wurde von einigen Blechbläsern live begleitet. Die Musik schallte nicht aus einem Lautsprecher.

Vor 50 Jahren gingen die Kinder allein in Zweierreihen die Umzugsstrecke entlang, betreut von ihren Erzieherinnen - nicht mit ihren Eltern, denen die Leiterin des Kindergartens für den Umzug die Aufsichtspflicht zurückübertragen hat. Polizisten sicherten den Umzug ab, nicht zivile Begleitpersonen, in Warnwesten gekleidet. Mancherorts begleitete ein Reiter den Umzug, der den Heiligen Martin darstellte. Frischgebackene Laugenbrezeln wurden nach der Veranstaltung verteilt, keine tischtennisballgroßen Laugen-Kugeln.

50 Jahre ist es her, dass Buben Stab und Lampion mit Schwertern verwechselten, miteinander fochten und mancher Lampion in Flammen aufging. Die Zeiten sind andere geworden. Ob sie besser oder schlechter sind, mag Ansichtssache sein. Fest steht: Der Martinsumzug ist sicherer geworden, aber auch steriler. Das Magische und Geheimnisvolle hat er zum Teil verloren.

Redaktion