Kommentar Mehr Flächen für Lkw bereitstellen - auch in der Region!

Bernhard Zinke ist wenig überrascht angesichts der ADAC-Untersuchung über fehlende Lkw-Stellplätze und sieht auch die Region in der Pflicht, mehr Stellplätze für Lkw in der Nacht zu schaffen

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Bernhard Zinke
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Rhein-Neckar. Es ist Normalzustand für alle, die nachts auf den Autobahnen unterwegs sind: Die Rasthöfe und Parkplätze entlang der Autobahnen sind mit Lastwagen zugeparkt. Leider stehen die Brummis sehr häufig direkt auf der Einfahrtsspur, oft komplett unbeleuchtet. Nun hat der ADAC in einer Stichprobenuntersuchung exemplarisch mit Zahlen belegt, was ohnehin jeder weiß. Die Rasthöfe nehmen häufig doppelt so viele Fahrzeuge auf, wie es Stellflächen gibt. Es sind nur Stichproben einzelner ausgewählter Parkplätze, die der ADAC genommen hat. Doch auf den anderen Rasthöfen sieht es nicht anders aus. Selbst auf der modernisierten Anlage in Sinsheim mit 300 Stellplätzen wird’s am Wochenende regelmäßig eng.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen schätzt, dass in ganz Deutschland 20 000 Parkplätze für Lkw fehlen, allein Baden-Württemberg hat einen zusätzlichen Bedarf von 3000 Plätzen. Die Metropolregion ist in dieser Frage ganz besonders gekniffen: Sie ist mit vielen großen Unternehmen Ziel und Ausgangspunkt vieler Fahrten im Schwerlastverkehr. Durch die Region führen mit der A 5 und der A 6 auch zwei der meistbefahrenen Routen im europäischen Verkehrsnetz.

Klar, dass die Suche nach dem nächsten freien Stellplatz schwer auf den Fernfahrern lastet. Für sie geht nämlich schon nachmittags ab 15.30 Uhr der Druck los, eine Stellfläche für die Nacht zu finden. Wenn sie diese nicht rechtzeitig ergattern, überschreiten sie schnell die Lenkzeit. Dieser Stress und der unruhige Schlaf inmitten der Geräuschkulisse Autobahn ist erwiesenermaßen einer der Faktoren, der zu Unaufmerksamkeiten und letztlich zu schlimmen Unfällen durch Lkw-Fahrer am Stauende führt.

Und wer ist Schuld an dem Dilemma? Zum einen hat die Industrie ihre Lagerhaltung längst weitgehend auf die Straße verlagert. Zum anderen sorgen aber auch wir alle mit unserem Konsumverhalten für einen massiv gestiegenen Lkw-Verkehr auf den Straßen. Die Ware, die wir im Internethandel bestellen, muss ja irgendwie vom Produzenten über den Zwischenhändler zu uns an die Haustür kommen.

Digitale Angebote wie die Parkleitsysteme via App zu freien Stellplätzen in Echtzeit können nur ein kleiner Teil der Lösung sein. Die Stellplatzkapazitäten müssen insgesamt ausgebaut werden. Und dazu gehört auch die Prüfung, ob es nicht in Autobahnnähe freie Flächen gibt, die mit wenig Geld hergerichtet werden können. Der Metropolregion stünde ein größeres Engagement bei dieser Suche sehr gut zu Gesicht.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen